Wie das eigenständige Energietechnikunternehmen Siemens Energy am Donnerstag bilanzierte, hat der internationale Windturbinenbauer seine durch Technologieprobleme verursachten Verluste im jüngsten Kalendervierteljahr annähernd halbieren können. Den Umsatz hielt Siemens Gamesa im Vergleich zum Vorjahres-Vergleichsquartal bei, weil der Verkauf der Offshore-Windturbinen für Meereswindparks brummt. Aufgrund einer wiederholt sehr schnellen Ablösung alter Anlagengrößen durch neue noch leistungsstärkere Turbinentypen mit noch größeren Rotoren für Standorte an Land belasten dagegen weiterhin Mängel das Geschäft mit den Landwindparks. Nach der Windenergiemesse im vergangenen Jahr in Husum hatte das Unternehmen den Verkauf aller Anlagen der Vier- bis Sieben-Megawatt-Klasse gestoppt. Um Mängel komplett zu beheben und keine neuen Gewährleistungskosten wie im vergangenen Geschäftsjahr mehr zu verursachen gilt der Stopp bis auf Weiteres. Bei den Aussichten fürs laufende Geschäftsjahr 2023/2024 bleibt der Siemens-Energy-Konzern bei seiner schon Ende vergangenen Jahres ausgegebenen Prognose eines Gesamtjahresverlustes von noch zwei Milliarden Euro nach knapp viereinhalb Milliarden – 4,3 Milliarden Euro – im vorigen Geschäftsjahr 2022/2023.
Die Bilanzierung bei den Unternehmen der Siemens-Konzernfamilie und damit auch bei Siemens Energy und bei Siemens Gamesa erfolgt in einem von Oktober bis September reichenden Geschäftsjahr. Das jetzt bilanzierte Herbst-/Winter- und Abschlussquartal des vergangenen Kalenderjahres ist damit das erste Quartal im neuen Siemens-Gamesa-Geschäftsjahr. Im Detail wies Siemens Energy für die eigene Windkraftsparte einen Umsatz aus von 2,043 Milliarden Euro im Vergleich zu genau ein Jahr vorher erzielten Quartals-Einnahmen von 2,008 Milliarden Euro. Außerdem meldet das Unternehmen nun für den Zeitraum Oktober bis Dezember einen Quartalsverlust vor Sondereinflüssen von noch minus 426 Millionen Euro im Vergleich zu minus 759 Millionen Euro aus dem ersten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres, dem Vierteljahr von Oktober bis Dezember 2022. Im Abschlussquartal des vorigen Geschäftsjahres 2022/2023 hatte Siemens Gamesa immer noch 664 Millionen Euro minus vor Sondereinflüssen bei der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht. Nach dem Gesamtverlust des im September 2023 beendeten vorigen Geschäftsjahres von minus 4,3 Milliarden Euro erwartet Siemens Gamesa für 2023/2024 unterm Strich noch ein Minus von rund 2 Milliarden Euro. Siemens-Energy-Geschäftsführer Christian Bruch erneuerte damit die schon vor drei Monaten ausgegebene Prognose.
Die Aufträge blieben gemessen an ihrem Wert stabil bei knapp 1,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,609 Milliarden Euro). Die im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres damit erhaltenen neuen Bestellungen sind allerdings anders als im Vorjahr wegen des Stopps des Onshore-Großturbinen-Verkaufs einem kräftigen Anziehen der Aufträge bei Offshore-Windenergieanlagen und des Anlagenservice zuzuschreiben. Im ersten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres dagegen hatte Siemens Gamesa den 1,6-Milliarden-Euro-Wert der Aufträge nur dank auch der Bestellungen für Windturbinen an Land erreichen können. Die Profit-Marge vor Sondereinflüssen lag immer noch bei minus 20,9 Prozent nach minus 37,8 Prozent im Vergleichsquartal ein Jahr zuvor.
Im August hatte Siemens-Energy-Chef Bruch noch Reparaturkosten von 1,6 Milliarden Euro für die Behebung der Schäden an Lagern und Rotorblättern bei den Onshore-Plattformen 4.X und 5.X vorgerechnet sowie 600 Millionen Euro Extrakosten für aus dem Ruder laufende Material- und Beschaffungskosten der Offshore-Windräder sowie für die Umrüstung der Fabriken auf die Produktion größerer Windenergieanlagen. Die Reparaturen sollten überwiegend 2024 und 2025 stattfinden. 2026 soll Siemens Gamesa die Verlustzone wieder verlassen.
Mit unserem kostenlosen Newsletter unterrichten wir Sie regelmäßig auch über die Turbinentechnik und die wirtschaftliche Entwicklung der Hersteller von Windenergieanlagen. Hier können Sie ihn abonnieren.