Auf einigen Marktplätzen in abgelegenen Dörfern Ugandas wird nicht nur Nahrung oder Kleidung feilgeboten, sondern auch Solarstrom. Umgerechnet etwa fünf Cent kostet es, sein Handy aufladen zu lassen. Zwar sind Mobiltelefone immer weiter verbreitet, allerdings fehlt es an Strom, um den Akku voll zu bekommen.
"Oft müssen die Leute kilometerweit laufen, um eine Steckdose zu finden", sagt Holger Gießler, Kundenbetreuer bei der Kirchner Solar Group. Das Unternehmen verkauft in Länder wie Uganda, den Sudan oder Südafrika Minisolaranlagen. Lokale Banken vergeben dazu Kredite an die Bevölkerung. Derzeit baut die Firma ein Schulungszentrum in Uganda, um Fachkräfte vor Ort auszubilden. Dieses soll im Frühjahr 2013 eröffnet werden.
Bedarf trotz ausgeweiteter Stromnetze
Zwar weiten Schwellenländern wie Brasilien oder Südafrika ihr Stromnetz massiv aus, viele Dörfer in Entwicklungsländern müssen sich aber nach wie vor selbst mit Strom versorgen – bislang häufig mit Dieselgeneratoren. "Gerade in ländlichen Regionen sind erneuerbare Energien aber oft billiger als Strom aus Diesel", sagt Sascha Thielmann, Berater für erneuerbare Energien bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Regenerative Mini-Kraftwerke werden immer kleiner und billiger und sollen, wenn es nach den Herstellern geht, die Energiewende der Dritten Welt einläuten.
"Erneuerbare Energien werden in Zukunft in Entwicklungsländern eine größere Rolle spielen als in den entwickelten Ländern", glaubt etwa Ahmad Firas, Sprecher des Energieunternehmens Emergence Bio Energy. Zumindest setzt die US-Firma ihre Hoffnung darauf: Sie entwickelt in Bangladesh kleine Biogasanlagen, kaum größer als ein Kühlschrank, die mit Hilfe von Kuhmist betrieben werden. In einem Biokomposter entsteht damit für die Stromerzeugung gut nutzbares Methan.
Vermarktung an Unternehmen und Milchbauern
Das Energieunternehmen möchte die 5000 Euro teuren Anlagen an größere Unternehmen und Milchbauern verkaufen. Diese sollen den Preis in Raten abbezahlen, wenn sie Einnahmen durch die schnellere Produktion eingeholt haben. Ausserdem arbeitet Emergence Bio Energy mit der Entwicklungshilfeorganisation BRAC zusammen. „Wir hoffen, dass BRAC einen Teil dieser Anlagen finanzieren kann und uns Kontakte zu den Unternehmern und Milchbauern liefert“, sagt Firas. Er sieht in der Entwicklung neuer Technologien daher auch einen Motor für die lokale Wirtschaft in Ländern der dritten Welt. Momentan gibt es nur einen Prototyp, im kommenden Jahr möchte das Unternehmen in den Massenmarkt einsteigen. Eine Anlage soll dann den Strombedarf eines Landwirtes langfristig decken.
Die Miniwasserkraftwerke des deutschen Unternehmens Smart Hydro Power reichen dagegen für mehrere Familien. "Unsere Einheit ist groß genug für eine Werkstatt oder einen kleinen Marktplatz", erklärt Karl Kolmsee. Die Firma hat dieses Jahr mit der Serienproduktion begonnen. Die Kraftwerke erzeugen ihren Strom mithilfe der natürlichen Strömung eines Gewässers. Sie verfügen über Steckdosen, an die elektrische Geräte direkt angeschlossen werden können. Flüsse wie den Ganges, der Nil und die Gewässer Indonesiens sind bestens geeignet, weil viele Dörfer an den Ufern nicht an ein Stromnetz angebunden sind.
"Wir wollten etwas entwickeln, das so klein ist, dass es ohne jede Infrastruktur benutzbar ist", so Kolmsee. Auch hier steht die Finanzierung durch Mikrokredite im Vordergrund. Die Anlage kann von einem regionalen Stromversorger für 12.000 Euro gekauft werden. Eine hohe Investition im vergleich zu einem Dieselmotor, räumt Kolmsee ein. Einmal angeschafft, müssen die Wasserkraftwerke allerdings nie mehr betankt werden. Zwar rentiere sich das Kraftwerk bereits nach fünf Jahren, trotzdem benötige man staatliche Hilfen oder einen funktionierenden Minikredit-Sektor, sagt Kolmsee.
Die Beispiele zeigen: Oft sind die Regenerativenergiefirmen in Schwellen- und Entwicklungsländern gezwungen, gleichzeitig als Entwicklungshelfer aufzutreten. Die Ideen sind da, die Technologien setzen sich allerdings nur langsam durch.
(Manuela Tomic)