Das Hamburger Unternehmen bestätigte im Groben seine Jahresprognose. Beim Umsatz übertraf es sogar die von 5,6 bis 6,1 Milliarden Euro reichenden Erwartungen deutlich. Unterm Strich habe 2023 sogar ein ganz leichtes Plus in der Konzernkasse von zwei Millionen Euro hinterlassen, meldete die Nordex-Gruppe am Montag bei der Bekanntgabe der vorläufigen Geschäftszahlen für das vergangene Firmenbilanzjahr. Auch die Gewinnmarge – gemessen an der Kenngröße Ebitda für die Verdienste aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit vor Abzug von Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und auf nicht materielles Vermögen – war im vergangenen Jahr keine reale Verlustmarge mehr. Nordex streifte bei der Ebitda-Marge das Minus ab, um mit null Prozent in der Mitte der Prognose von minus zwei bis plus drei Prozent abzuschließen.
Bei den Investitionen blieb das Unternehmen dagegen deutlich hinter den eigenen Erwartungen. Statt wie prognostiziert mit rund 200 Millionen Euro zu arbeiten und ungefähr die Investitionstätigkeit des Vorjahres von 205 Millionen Euro beizubehalten, erreichte die Nordex-Gruppe hierbei nur einen Wert von 131 Millionen.
Das in den Daten sichtbare Wachstum des Unternehmens lässt sich vor allem auch an einer starken Zunahme bei den Aufträgen erkennen. Hier verzeichnete Nordex ein Plus um ein Gigawatt (GW) von 6,3 GW im Jahr davor auf 7,3 GW im Jahr 2023. Der Konzernumsatz übertraf den Vorjahreswert aus 2022 um 800 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte Nordex zudem noch einen Ebitda-Verlust von 244 Millionen Euro verbuchen müssen. Unternehmens-Chef José Luis Blanco wertete die Rückkehr zur sogenannten schwarzen Null als „Break-Even bei der Profitabilität“ – den Moment des Durchbruchs durch die Grenze zu einem Geschäft mit Gewinnen beim Verlassen der Verlustzone. „2023 war ein Übergangsjahr mit einem Schritt in die richtige Richtung“, sagte Blanco.
Nordex meldet das Verlassen der Verlustzone damit zum selben Zeitpunkt wie der Weltmarktführer der Windturbinenhersteller Vestas. Das dänische Unternehmen hatte gerade eine positive Ebit-Marge von 1,5 Prozent gemeldet, nach einem vorangegangenen Verlustjahr. Die Ebit-Marge zum Erfolg in der eigentlichen Geschäftstätigkeit lässt zur Gewinnberechnung nur Steuern und Zinsen vorab herausrechnen, aber keine Abschreibungen. Siemens Gamesa musste in der ersten Februarwoche dagegen noch einmal einen Verlust von zwei Milliarden Euro feststellen – wenngleich auf nur noch halbem Niveau des Minus aus dem Jahr davor, während der US-Konzern GE für das Windenergiegeschäft ebenfalls noch kein Break-Even vermelden kann, aber im Geschäft speziell mit den Onshore-Windturbinen im zweiten Halbjahr einen wieder profitablen Verlauf meldete. Bei Offshore-Windturbinen blieben Verluste aus den Projekten aufgrund der Kosten beim Hochfahren der Produktion der großen Offshore-Windturbinen vom Typ Haliade mit bis zu rund 15 Megawatt Nennleistung von minus 400 Millionen Euro. Auch das ostfriesische Unternehmen Enercon reichte Minuszahlen nach, allerdings erst für das bei allen Wettbewerbern verlustreiche 2022. Unterm Strich habe Enercon Verluste von 500 Millionen Euro verbuchen müssen. Auch Enercon kündigte an, 2024 wieder schwarze Zahlen schreiben zu wollen, während Siemens Gamesa 2026 so weit sein will.
Den Verlusten bei allen Turbinenbauern lagen als Ursachen hohe und rasch steigende Kosten bei Rohstoffen, Logistik und Komponenten, zudem Lieferkettenschwierigkeiten zugrunde. Bei manchen Wettbewerbern und speziell bei Siemens Gamesa, machten sich direkte Folgekosten aus dem zuletzt sehr schnellen Entwicklungstempo bei Design und Markteintritt für immer leistungsstärkere Turbinen auf immer höheren Türmen und mit größeren Rotoren. So musste Siemens Gamesa sogar die Auslieferung der aktuellen Großturbinen stoppen, um Reparaturkosten zu bewältigen und Qualitätsmängel vor weiteren Auslieferungen zu stoppen.
Verstärkt hat sich der Effekt bei vielen Unternehmen auch dadurch, dass Lieferverträge von Turbinen keine ausreichende Anpassung der Verkaufspreise für die Maschinen an Inflation oder Kostensteigerungen im Einkauf eingepreist hatten. Im Gegenteil hatten scharfe Wettbewerbsregeln in den staatlichen Ausschreibungssystemen insbesondere im Offshore-Bereich für fallende oder stagnierende Turbinenpreise gesorgt. Zuletzt hatten sich die Turbinenpreise wieder erholt, allerdings sinken sie vereinzelt auch wieder. Im vierten Quartal verkaufte Nordex die Anlagen zu einem mittleren Wert pro installiertes Megawatt von 0,84 Millionen Euro nach 0,89 Millionen Euro im vierten Quartal 2022.