Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen hat wieder spürbar angezogen. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass der Zubau in Deutschland über zwei Gigawatt hinaus kommt. Doch gegenüber dem Vorjahr hat der Markt im Jahr 2017 wieder zugelegt. Die Anbieter haben dabei vor allem kleine Dachanlagen verkauft. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) geht davon aus, dass insgesamt etwa 55.000 solcher Dachanlagen mit einer Leistung von bis zu zehn Kilowatt installiert haben. Ein Jahr vorher waren es noch gut 44.000 Anlagen dieser Kategorie. Für dieses Jahr erwartet der Verband aufgrund der weiter wachsenden Rentabilität neuer Solaranlagen, dass der Absatz vor allem in diesem Segment weiter anzieht.
Eigenverbrauch treibt den Markt
Damit wird auch klar, dass der Strommarkt immer dezentraler wird. Die Zeichen stehen ganz klar auf Eigenverbrauch und Unabhängigkeit vom Versorger. „Die Investition in eine klimafreundliche Eigenstromversorgung macht sich meist auch finanziell nach relativ kurzer Zeit bezahlt“, begründet Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar, die positive Prognose des Verbrandes. „Solarenergie ist die populärste Energieform in Deutschland“, erklärt er. Das zeigt sich auch im wachsenden Absatz von Solarstromspeichern, die voll im Trend liegen. „Jede zweite neue Photovoltaikanlage der Eigenheimklasse wird bereits zusammen mit einem Solarstromspeicher installiert, der den Eigenverbrauch erhöht und die Stromnetze entlastet“, weiß Körnig.
Es scheint genügend Sonne
Dabei ist die Kritik der Energiewendegegner unangebracht, in Deutschland würde zu wenig Sonne scheinen. Dieses Argument widerlegt eine Auswertung der Wetter- und Einstrahlungsdaten für Deutschland, die Meteocontrol im Auftrag des BSW Solar vorgenommen hat. Demnach liegt die durchschnittliche Stromerzeugung aus Photovoltaik in Deutschland im Jahr 2017 bei 953 Kilowattstunden pro Kilowatt installierter Leistung. Im vergangenen Jahr betrug die Sonnenstromernte nur 946 Kilowattstunden pro Kilowatt Leistung.
Dabei wurde der Osten der Republik mehr von der Sonne verwöhnt als der Westen. Immerhin 20 Kilowattstunden mehr hat eine Anlage im Osten des Landes im Durchschnitt mehr erzeugt als im Westen. Ähnlich groß ist der Vorsprung auch im Vergleich zu einer Anlagen in Süddeutschland. Die schlechtesten Einstrahlungswerte hat erwartungsgemäß Norddeutschland. Doch selbst dort war die Sonneneinstrahlung üppiger als noch 2016. Wobei die Unterschiede nicht allzu groß sind.
Weniger als 10.000 Euro für eine Anlage
Damit produziert eine für einen Vierpersonenhaushalt typische Solaranlage mit einer Leistung von fünf Kilowatt mehr als 4.700 Kilowattstunden Strom pro Jahr, selbst wenn die Sonne nicht so üppig scheint, wie im vergangenen Jahr. Damit kann sich dieser Haushalt rein rechnerisch allein mit Strom versorgen. Allerdings ist die Überschusseinspeisung, wenn kein Verbrauch anliegt und auch der Stromspeicher voll ist, sinnvoller, als die Batterie auf die komplette Eigenversorgung umzustellen. Die durchschnittlichen Anschaffungskosten einer Photovoltaikanlage dieser Leistungsklasse liegen inzwischen unter 10.000 Euro und betragen oft nur noch ein Drittel dessen, was für die Installation einer schlüsselfertigen Solarstromanlage gleicher Leistung noch vor zehn Jahren verlangt wurde.
Branche ist zuversichtlich
Doch auch im Segment der gewerblichen Dachanlagen spürt die Branche wieder Rückenwind. „Im zweistelligen Prozentbereich dürfte 2017 die Zahl der Photovoltaikanlagen für größere Dächer in Gewerbe, Handel und Industrie gestiegen sein“, erklärt Carsten Körnig. „Auch immer mehr Unternehmen erkennen die Wirtschaftlichkeit von Solarstrom und investieren in ein Photovoltaikkraftwerk auf dem eigenen Firmendach.“
Der Verband und die Branche sind zuversichtlich. „Doch wenn wir die Klimaziele erreichen und den wachsenden Ökoenergiebedarf im Strom-, Wärme und Verkehrssektor decken wollen, müssen wir an Tempo jedoch noch deutlich zulegen“, mahnt der Hauptgeschäftsführer, der sich für eine Vervielfachung der jährlich zu installierenden Solarstromleistung ausspricht und dabei auf Analysen führender Wissenschaftler verweist. (Sven Ullrich)