Noch vor dem Beginn der Woche der Sonne stellt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) eine Studie zum Eigenverbrauch von Solarenergie vor. Die vom Ingenieurbüro für neue Energien (IfnE) im brandenburgischen Teltow erstellte Studie sieht den Eigenverbrauch in Zukunft als neues Modell für eine Investition in eine Solaranlage – sowohl zur Wärme- als auch zur Stromerzeugung. „Wer nicht auf Eigenverbrauch setzt, verschenkt Geld“, lautet das Resümee von Bernd Wenzel, Autor der Studie. Er untersuchte den Eigenverbrauch der Anlagenbetreiber und mit welchen Maßnahmen sie diesen steigern können. Wenzel geht dabei von kleinen Dachanlagen auf Ein- und Mehrfamilienhäusern aus.
Das Doppelte ist möglich
Vor allem für die Photovoltaik wird der Eigenverbrauch in Zukunft nicht nur attraktiver, sondern Voraussetzung für den wirtschaftlichen Betrieb einer Solarstromanlage. Schließlich sind in der aktuellen EEG-Novelle ohnehin 20 Prozent Eigenverbrauch vorgesehen. Es ist aber schon jetzt leicht das Doppelte möglich. Hier spielt vor allem die Lastverschiebung auf die Stunden eine große Rolle, in denen die Anlage den Strom produziert, da geeignete Speicher noch zu teuer sind. Zwar könnte man mit einem Batteriespeicher den Eigenverbrauch von etwa 40 auf immerhin 50 bis 60 Prozent erhöhen, doch schlagen dann die Kosten für den Speicher mit 40 Cent pro Kilowattstunde zu Buche. Allein durch die Lastverschiebung kann man das Potenzial zum Eigenverbrauch um zehn bis 20 Prozent erhöhen. Vor allem Wasch- und Spülmaschinen sowie Trockner mit eingebauter Zeitsteuerung bringen hier sehr viel.
Steigende Strompreise forcieren Eigenverbrauch
Im Zuge der EEG-Novelle und der damit verbundenen starken Absenkung der Einspeisevergütung geht die Studie davon aus, dass man eine Photovoltaikanlage in Zukunft nur noch mit mehr Eigenverbrauch wirtschaftlich betreiben kann. Eine alternative Option ist die direkte Strombelieferung anderer Abnehmer im gleichen Haus oder direkt angrenzender Nachbarn. Gleichzeitig wirkt sich der steigende Strompreis – die Studie geht von drei Prozent pro Jahr aus – positiv auf den Anreiz zum Eigenverbrauch aus. Je höher der Strompreis ist, desto geringer wird auch die notwendige Quote des Eigenverbrauchs, um die Anlage wirtschaftlich zu betreiben. „Beträgt die Quote für Neuanlagen aus April 2012 noch 93 Prozent, so sinkt der Wert bis zum Jahr 2020 auf voraussichtlich 34 Prozent“, erklärt Wenzel. „Wird zusätzlich nicht selbst verbrauchter Solarstrom zum durchschnittlichen Börsenpreis an einen Aufkäufer verkauft, dann sinkt die Mindestquote von anfangs 90 auf nur noch elf Prozent.“ Das ist aber nur das Basisszenario, wenn die Einspeisevergütung um durchschnittlich neun Prozent pro Jahr sinkt. Sollte die EEG-Novelle in der Form in Kraft treten, wie sie vom Bundestag verabschiedet wurde, ist eine noch höhere Degression zu erwarten. Damit wird der Eigenverbrauch um so lukrativer. Gleichzeitig sinkt aber auch der Teil des produzierten Stroms, den man selbst verbrauchen muss, um die Anlage wirtschaftlich zu betreiben. Konkret bedeutet das, dass bei einem angenommenen Nettostrombezugspreis von 21 Cent pro Kilowattstunde ein kleiner finanzieller Vorteil von 1,5 Cent pro Kilowattstunde entsteht, da die Einspeisevergütung mit 19,5 Cent pro Kilowattstunde bereits jetzt unter dem Preis von Haushaltsstrom liegt. „Mit dem weiteren monatlichen Abschmelzen der Einspeisevergütung und den ansteigenden Haushaltsstrompreisen wird sich dieser kleine Vorteil jedoch kontinuierlich vergrößern und für Anlagen, die im April dieses Jahres in Betrieb gegangen sind im Jahr 2020 bei etwa sieben Cent pro Kilowattstunden liegen“, rechnet Wenzel vor. „Neuanlagen im Jahr 2020 werden sogar einen voraussichtlichen Vorteil von über 17 Cent pro Kilowattstunde erzielen können.“ Allerdings mach die Studie keine Aussagen über die Preise von Solarstrom selbst, sondern vergleicht nur die Einspeisevergütung mit den jeweiligen Haushaltsstrompreisen. (Sven Ullrich)