Analysten des National Renewable Energy Laboratory (NREL) des US-Energieminsteriums haben untersucht, wie sich die Kosten für private Photovoltaikdachanlagen senken lassen. Ziel ist es, die Gestehungskosten für den Solarstrom bis 2030 auf maximal fünf Dollarcent pro Kilowattstunde zu senken. Sie haben die Ergebnisse ihrer Analyse jetzt in einem Report zusammengetragen.
Insgesamt haben die amerikanischen Spezialisten vier Möglichkeiten signifikanter Kostenreduktion bei der Installation von Dachanlagen für private Haushalte gefunden: Marktreife, integrierte Geschäftsmodelle, Produktinnovationen und Skaleneffekte. So war es bisher vor allem großen Installationsbetrieben vorbehalten, niedrige Preise für die Komponenten bei Herstellern und Lieferanten durchzusetzen. Dies werde sich in Zukunft ändern, prognostizieren die Analysten des NREL. Denn durch die Entwicklung einer professionellen Lieferkette werden auch kleine und mittelgroße Installationsunternehmen die Komponenten zu niedrigeren Preisen bekommen, die sehr nah an den Spotmarktpreisen liegen, zu denen eigentlich nur Abnehmer von großen Mengen Zugang haben.
Kooperation mit Dachdeckern und Bauindustrie
Als zweite Möglichkeit der Kostenreduzierung sehen die Analysten vor allem die Zusammenarbeit von Solarinstallateuren mit dem Dachdeckerhandwerk oder Anbietern von Einfamilienhäusern. Die ersten Solarunternehmen gehen bereits solche Kooperationen ein. Ziel ist es, die Solaranlage gleich zusammen mit dem Gebäude oder zumindest dem Dach zu errichten. Das senkt die Kosten für die Installation drastisch, da die Logistik wie Gerüste und Ähnliches ohnehin schon vor Ort sind und nicht extra noch einmal für die Installation der Solaranlagen aufgebaut werden müssen. Das wiederum senkt die Arbeitszeit für die Installation und reduziert die Kosten damit zusätzlich. Dazu kommt noch die Senkung der Kosten für den Verkauf der Solaranlagen, da diese den Kunden mit dem Dach oder dem Gebäude gleich mit angeboten werden.
Im Rahmen einer solchen Zusammenarbeit können die Solarinstallateure auch weitere Skaleneffekte nutzen. Vor allem im Windschatten größerer Bauunternehmen kann die Photovoltaik die gemeinsamen Kostensenkungspotenziale nutzen. Denn diese Bauunternehmen installieren gleichzeitig mehrere Photovoltaikanlagen. Diese Skaleneffekte kann die Photovoltaikindustrie allerdings hauptsächlich im Neubausektor nutzen. Neben der Dachsanierung ist dies das Segment, in dem die Kostensenkungspotenziale der Photovoltaik ohnehin sehr stark zum Tragen kommen. Die nachträgliche Installation von Solaranlagen auf existierenden Dächern wird immer die teuerste Variante bleiben.
Dach gleich mit Photovoltaik ausstatten
Ein schon lange etablierter Weg, die Kosten für kleine Dachanlagen zu senken, ist die Entwicklung innovativer Produkte. Dabei geht es aber nicht nur um Module oder die Leistungselektronik, sondern auch um die Montagesysteme. Vor allem in Ländern mit fairen Arbeitskosten ist es wichtig, dass das Montagegestell einfach und schnell aufgebaut werden kann, damit die Installation nicht zu lange dauert. Die Forscher des NREL schlagen zusätzlich dazu die Entwicklung eines integrierten Photovoltaik-Dach-Produkts vor. Das könnte so aussehen, dass das Dach des Gebäudes mit der Solaranlage beim Hersteller vormontiert und als Gesamtprodukt auf die Baustelle geliefert wird. Die amerikanischen Analysten sehen auch in Solardachziegeln eine Möglichkeit, die Kosten zu reduzieren, wobei hier vor allem die Verschaltung der einzelnen Minimodule, die in den Dachziegeln integriert sind, das Preissenkungspotenzial verringern.
Innovative Komponenten senken Kosten um 22 Prozent
Aus diesen vier Möglichkeiten der Kostensenkung für private Dachanlagen haben die Experten vom NREL eine Lernkurve modelliert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Immerhin um 61 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres 2017 können die Gestehungspreise für Solarstrom aus solchen kleinen Dachanlagen bis 2030 sinken, wenn der Generator zusammen mit einem neuen Gebäude installiert wird. Im Rahmen von Dachsanierungen können die Kosten immerhin um 55 Prozent sinken. Dabei spielen vor allem die sogenannten weichen Kosten wie Arbeits-, Vertriebs- und Instandhaltungskosten die entscheidende Rolle. Sie tragen mit 65 Prozent zu den gesamten Kostenreduktionen bei, während die Reduzierung der Preise für die Komponenten und technische Weiterentwicklungen nur zu 22 Prozent zur Reduzierung der Preise beitragen. Aber auch die Kosten für die Finanzierung der Solaranlage müssen mit eingepreist werden. Nutzt die Solarindustrie die Möglichkeiten der Preissenkung, liegt der Anteil der Finanzierungskosten an den gesamten Kostenredutkionen bei immerhin 13 Prozent. (Sven Ullrich)