Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Pelletfeuerungen

Deutscher Markt weit größer als erwartet

Der Kundige rieb sich die Augen. Im Rahmen einer Mitteilung zur Förderung von Pelletkesseln in Sachsen teilte der Wismarer Pelletproduzent German Pellets GmbH eine überraschende Zahl mit: In Deutschland wären rund 250.000 Pelletanlagen installiert. Die Anlagenstatistik des Branchenverbands Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV), die als Maß der Dinge gilt, gibt den Bestand für Ende 2011 mit 155.000 Anlagen an. Wo kommen also plötzlich rund 100.000 weitere Pelletanlagen her?

Verkannte Größe

Die Erklärung liefert bei näherer Suche ein Bericht zum Stand des Pelletmarkts, den der DEPV im Rahmen des europäischen Pelletprojekts Pellcert für den europäischen Pelletverband EPC Ende vergangenen Jahres schrieb. Antwort: Die verlorene Zahl sind die luftgeführten Pelletöfen. In der Analyse wird der Anlagenbestand in drei Kategorien geteilt: Kesselanlagen kleiner 50 Kilowatt Wärmeleistung, Kessel größer 50 Kilowatt und Öfen. Der Bestand der Öfen wird für das Jahr 2005 mit 20.000 beziffert. Es folgt eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung mit steigenen Absatzzahlen. 2010 belief sich der Ofenbestand auf 80.000 Einheiten. Aufgrund der Historie der Entwicklung des Absatzes lässt sich durchaus ein jährlicher Zuwachs von mindestens 10.000 Öfen, eher jedoch 15.000 Öfen annehmen. So ist annehmbar, dass der Bestand an Pelletöfen derzeit bei der Marke 100.000 liegt.

Luft oder Wasser

Klar ist allerdings dadurch nicht, welche Ofentypen in der Kategorie Ofen versammelt sind. Es gibt luftgeführte und wassergeführte Öfen. Erstere dienen als Raumöfen und geben ihre Wärme komplett an den Umgebungsraum ab. Die wassergeführten Öfen werden in das Heizsystem eines Hauses eingebunden und dienen in Häusern mit einem sehr guten Dämmstandard als Zentralheizung, meist in Kombination mit Solarthermie. Sie strahlen nur einen kleineren Teil der Wärme in den Raum ab, der Großteil erzeugter Wärme wird ins Heizsystem des Gebäudes eingespeist.

Auf Nachfrage, welche Öfen denn in der Ofenkategorie des EPC-Berichts aufgeführt sind, erklärt der DEPV: Diese Kategorie zeigt allein die luftgeführten Öfen. Die wassergeführten Öfen werden aufgrund ihrer Funktion als Zentralheizung geführt und damit der Kategorie Kessel zugeschlagen. Wie viele wassergeführte Pelletöfen unter den Kesseln indes sind, darüber kann allenfalls die Aufschlüsselung von Bewilligungsstatistiken des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) über die Jahre Auskunft geben. Wassergeführte Pelletöfen werden über das Marktanreizprogramm für Wärme aus Erneuerbaren Energien (MAP) bezuschusst.

Ölkesselbesitzer sind die Markttreiber

Interessant ist, wer den Boom beim Pelletofenkauf befeuert. Laut DEPV wären das insbesondere Besitzer von Ölkesseln, die über den Kauf eines Raumofens auf Basis von Pellets ihre Heizkosten beim Öl reduzieren. Die Marktzahlen zu den luftgeführten Öfen bezieht der DEPV vom HKI (Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik e.V.). Der DEPV bereitet sie aber nicht auf wie die Statistik der Heizungsentwicklung, was in gewisser Weise unverständlich ist, denn ein differenziertes Bild zur Marktsituation luftgeführter Pelletöfen ist ja vorhanden, wie der Bericht des DEPV an das EPC zeigt. Zugleich ist ihre Zahl beträchtlich. (Dittmar Koop)

Die Marktstudie des DEPV für das EPC als Download