Der erste kommerzielle Hochsee-Windpark in der deutschen Ostsee ist am 2. Mai offiziell in Betrieb gegangen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) gaben gemeinsam den Startschuss für Baltic 1. Die Bauzeit des 16 Kilometer vor der Küste der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst gelegenen, von EnBW betriebenen Projekts hatte ungefähr ein Jahr betragen. Die 21 Windkraftanlagen mit zusammen 48,3 Megawatt (MW) Leistung sollen jährlich bis zu 185 Gigawattstunden (GWh) Strom produzieren, genug für bis zu 50.000 Haushalte. Vom Fundament bis zur Flügelspitze sind die Windräder 115 Meter hoch, die Rotoren haben einen Durchmesser von 93 Metern.
Ein 61 Kilometer langes Seekabel bringt den Strom an Land
Der in dem sieben Quadratkilometer großen Windpark Baltic 1 erzeugte Strom wird zunächst auf einer rund 900 Tonnen schweren Umspannplattform von 33 Kilovolt auf die Übertragungsspannung von 150 Kilovolt hochtransformiert. Anschließend fließt er über ein 61 Kilometer langes Seekabel zur Küste und wird dort ins deutsche Übertragungsnetz eingespeist. Laut Wirtschaft.t-online.de produzieren die Anlagen ab Windstärke drei Strom, ab Windstärke sechs werde die maximale Leistung erreicht, ab Windstärke zehn schalte die Anlage die Rotoren automatisch ab.
Baubeginn für Baltic 2 voraussichtlich 2012
Beim Festakt zum Betriebsbeginn von Baltic 1 kündigte der EnBW-Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis an, dass der 32 Kilometer nördlich von Rügen geplante Ostsee-Windpark Baltic 2 voraussichtlich ab kommendem Jahr gebaut werde. Die Inbetriebnahme der 80 dort projektierten Windanlagen mit einer Leistung von je 3,6 MW, die rund 340.000 Haushalte versorgen sollen, sei für 2013 anvisiert. Kritiker des Projekts befürchten nach einem Bericht des Südwestrundfunks jedoch Auswirkungen auf den Vogelzug und mögliche Risiken für die Schifffahrt in der nahegelegenen, vielbefahrenen Kadetrinne.
Merkel kündigt Fünf-Milliarden-Euro-Sonderprogramm zum Ausbau erneuerbarer Energien an
Mit der Inbetriebnahme von Baltic 1 werde in Deutschland ein neues Kapitel der Energiegewinnung aufgeschlagen, sagte Angela Merkel in einer Rede. Für einen schnelleren Eintritt in das Zeitalter der erneuerbaren Energien müssten allerdings weitere Hauptstromtrassen gebaut, bestehende Verteilernetze renoviert und neue Speichertechnologien geschaffen werden. Zum Ausbau erneuerbarer Energien kündigte die Bundeskanzlerin ein fünf Milliarden Euro umfassendes Sonderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an. EnBW will seinerseits insgesamt 3000 Megawatt im Bereich der Erneuerbaren neu bauen, sagte dessen Vorstandsvorsitzender Villis: „Das würde eine Verdoppelung unserer heutigen Kapazitäten bedeuten und insgesamt rund acht Milliarden Euro an Investitionen erfordern.“
(Andreas Haude)