Kurz vor Weihnachten war die letzte der insgesamt 18 Anlagen von Typ Senvion 6.2M126 des 111 MW-Windparks Nordergründe ans Netz gegangen. Der Park kann laut Wpd künftig 100.000 Haushalte mit grünem Strom versorgen. Das Projekt in der Wesermündung war während der Planung und Realisierung auf erheblichen Widerstand von Naturschützern, Krabbenfischern und der Gemeinde Wangerooge gestoßen, die negative Auswirkungen auf Vogelzug, Krabbenfang, Tourismus und eine Gefahr für die viel befahrene Schifffahrtslinie nach Bremerhaven befürchteten.
Im Mai 2016 hatten die Bauarbeiten des Nearshore-Projekts begonnen, Mitte 2016 waren alle Gründungsstrukturen fertig montiert. Die Installation der Windturbinen war Anfang Dezember 2016 abgeschlossen.
Hersteller des Umspannwerkes musste Insolvenz anmelden
Ab September 2016 wurde das Projekt allerdings vor eine Herausforderung gestellt, als der Hersteller des offshore Umspannwerks BVT Insolvenz anmelden musste. Das Bauwerk bestand zu dem Zeitpunkt nur aus einer groben Stahlstruktur. „Nach Analyse verschiedener Möglichkeiten entschieden wir uns zusammen mit Banken und Eigenkapitalgebern dafür, das Umspannwerk unter der Leitung der Wpd in Eigenregie zu Ende zu bauen“, resümiert Achim Berge Olsen, Geschäftsführer der OWP Nordergründe GmbH amp; Co. KG und Wpd offshore GmbH. „Was zunächst als großer Kraftakt erschien und in der Branche bisher einmalig war, haben wir dank unseres kompetenten und hochmotivierten Teams termingerecht zu Ende gebracht.“ Die Installation des Umspannwerks konnte so Ende September dieses Jahres abgeschlossen werden.
Der Windpark Nordergründe liegt in Wassertiefen bis zu zehn Meter innerhalb der 12-Seemeilen-Zone der deutschen Nordsee. Der Netzanschluss erfolgte über eine Einzelanbindung durch den Netzbetreiber Tennet. Die Hersteller der Komponenten des Windparks stammen aus der deutschen Nordwest-Region: Senvion (Windenergieanlagen), Ambau (Fundamente), NSW (parkinterne Verkabelung) und Bilfinger Marine amp; Offshore Systems, jetzt Van Oord (Installation). Zukünftig wird die Deutsche Windtechnik die Betriebsführung des Parks übernehmen.
Veja Mate startet Betriebsphase
Zeitgleich hat der Offshore-Windpark Veja Mate seine abschließende Projektzertifizierung erhalten. Drei Jahre lang hatten Windkraft-Experten der unabhängigen Prüfgesellschaft SGS überprüft, ob die Offshore-Anlagen den Standards des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) entsprechen. „Die SGS hat buchstäblich tausende Dokumente untersucht, etwa zu den Themen Stahlbau und Korrosionsschutz. Geprüft wurden auch Unterlagen aus den Bereichen Geotechnik, Elektrotechnik und Maschinenbau sowie Arbeitsschutz-, Transport-, Installations- und Rückbaukonzepte für die Fundamente, das Offshore-Umspannwerk, die Inner-Park-Verkabelung und die Windkraftanlagen“, sagt Dr. Florian Biehl, Regulatory Environmental Certification amp; Quality (RECQ) Deputy Manager bei Veja Mate. Mit Vorlage der Freigabedokumente geht der Offshore-Park 125 Kilometer nordwestlich von Borkum nun in seine Betriebsphase über.
In Veja Mate stehen seit Juni dieses Jahres 67 Siemens-Windkraftanlagen vom Typ SWT-6.0-154, die pro Jahr etwa 1,6 Milliarden Kilowattstunden Windstrom erzeugen. Die Investitionssumme beträgt 1,9 Milliarden Euro und wurde von der Highland Capital Group, Copenhagen Infastructure Partners sowie Siemens Financial Services (SFS) aufgebracht. Ursprünglich war Veja Mate das zweite von der mittlerweise aufgelösten Bard-Gruppe geplante Projekt. (Katharina Wolf)