Ein maßvoller Ausbau sei in den ersten Monaten 2016 erfolgt, urteilen der Bundesverband Windenergie (BWE), die Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie, der VDMA Power Systems, die Stiftung Offshore-Windenergie und die WAB in einer gemeinsamen Erklärung. Neben den 43 Anlagen mit Netzanschluss, von denen laut Factsheet der Deutschen Windguard 39 bereits 2015 errichtet wurden, sind 54 Turbinen bereits gebaut und warten auf den Netzanschluss. Zudem sind 142 Fundamente errichtet worden, 76 davon in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Insgesamt rechnet die Branche mit einer Gesamtleistung von rund vier Gigawatt (GW) Ende 2016. Damit ist vom Gesamtvolumen 6,5 GW, das die Bundesregierung für 2020 gesetzt hat, schon mehr als die Hälfte erreicht.
Anschlusskapazität zu 80 Prozent in der Umsetzung
Die bis Ende 2017 gesetzlich maximal zuweisbare Anschlusskapazität beträgt 7,7 GW für Projekte, die bis 2020 umgesetzt werden können. Laut Deutscher Windguard befanden sich am 30. Juni Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1.486 MW im Bau. Für weitere 810 MW wurde bereits die finale Investitionsentscheidung getroffen. Insgesamt seien somit 80 Prozent Leistung, für die Anschlusskapazität zugewiesen wurde, bereits in der konkreten Umsetzung. An die übrigen Projekte, die nun finanziert und umgesetzt werden können, wurden Netzanbindungszusagen in Höhe von etwa 1.469 MW vergeben. Die noch nicht zugewiesene Kapazität kann in einer Höhe von bis zu 50 MW bis zum 31. Dezemberan Pilotwindenergieanlagen vergeben werden.
Verglichen mit dem durch Nachholeffekte starken ersten Halbjahr 2015 (422 Turbinen mit 1.765,3 MW) speisten bis Ende Juni 2016 deutlich weniger Anlagen erstmals ins Netz ein, heißt es im Factsheet. Bezogen auf die einspeisende Leistung liege der Zubau der ersten sechs Monate des Jahres 2016 bei 15 Prozent des Halbjahres-Werts 2015. Bezogen auf die Anlagenanzahl sind es nur zehn Prozent des von Januar bis Juni 2015 erreichten Zubaus.
Stärkere Anlagen, größere Rotoren
Deutlich gestiegen ist die durchschnittliche Leistung der installierten WEA auf sechs MW. Der durchschnittliche Rotordurchmesser wuchs um 29 Prozent auf 154 Meter. Für die glatten Zahlen 2016 gibt es eine einfache Erklärung: Alle neuen Anlagen sind Siemens SWT-6.0-154 und wurden in den Windparks Godewind I und II installiert, die bereits komplett errichtet sind, aber noch im Teilbetrieb laufen.
Die Offshore-Branche forderte unterdessen, den stetigen Ausbau der Offshore-Windenergie nicht abzuwürgen. Kostensenkungen der bislang noch teuren Technologie seien vor allem durch Skaleneffekte zu erreichen. Als Argument führen die Verbände das Ergebnis der niederländischen Ausschreibung des Tender Borssele 1 und 2 (700 MW) an, den der dänische Energiekonzern Dong Energy mit einem Preis von 7,27 Cent pro Kilowattstunde über 15 Jahre für sich entscheiden konnte. In Deutschland würde mit 500 MW jährlich 2021 und 2022 weniger Leistung ausgeschrieben als in der kleineren Niederlanden, die 700 MW planen. Die mit dem EEG 2017 gekappte Ausbaumenge in den frühen 2020erjahren sei daher – auch angesichts stetig wachsender Turbinen- und Windparkgrößen – schlichtweg unsinnig und teuer. „Es liegt auf der Hand, dass sich mit einem um ein Drittel geschrumpften Markt die aktuell rund 20.000 Arbeitsplätze bei Herstellern, Zulieferern und Dienstleistern für die Offshore-Windindustrie nicht erhalten lassen. Zumal der größte Exportmarkt nach dem Brexit erheblich weniger sicher erscheint“, heißt es in der Erklärung der Branchenverbände. (Katharina Wolf)