Nicole Weinhold
Um internationale Offshore-Märkte ging es auf einer Konferenz des Maritimen Clusters in Oldenburg. Niels Erdmann, Geschäftsführer der Deutschen Windguard Offshore, gab seinen Zuhörern eine Überblick über die wichtigsten Märkte. China habe großes Potenzial wegen der langen Küsten, so Erdmann. Aktuell seien dort 4,5 GW am Netz, 2019 wurden bisher 6,5 GW genehmigt. Zehn GW sollen bis 2020 genehmigt sein. "In bestimmten Regionen müssen Anlagen Taifunen standhalten", so der Windguard-Mann. Entsprechend seien die Windkraftanlagen an die Umgebung angepasst, also haben sie kleinere Rotor je mehr Wind weht.
Im vergangenen Jahr sei ein Projekt in einer Taifun-Region umgesetzt worden.
Bezüglich der Frage, wie gut das Knowhow in China ist, sagte der Referent, man bringe Wissen nach Asien und irgendwann machten die Chinesen diese Dinge eben selber. "Wenn sie genügend Projekte umgesetzt haben, dann haben sie auch die Erfahrung, um es selbst zu machen." Es gebe inzwischen eine spezielle Typhoon-Windklasse für die Windkraft.
Indien und Taiwan
In Indien ist Offshore vor allem in der Region Gujarat Thema. Dort sollte es Ausschreibungen über ein GW im Jahr 2018 geben. Die Ausschreibungsunterlagen sollten Ende 2018 rauskommen - sind sie aber nicht. Die Vorschrift dort sei ebenfalls schwierig, die Anlagen müssten fast Klasse 1 haben, aber gleichzeitig einen großen Rotordurchmesser. "Die Inder gehen mit Versprechen schneller voran als mit der Umsetzung", so Erdmanns Erfahrung. Ganz anders sei Taiwan. Derzeit gibt es Offshore zwar erst 65 MW Gesamtleistung. Aber das Ziel sind 5,5 GW bis 2025. Es gibt einige Herausforderungen: Die Wassertiefe fällt dort schnell ab. Außerdem gibt es wachsende Anforderungen an einen Local Content. Aber andererseits scheint es ein verlässlicher Markt zu sein. Südkorea hat bisher vier Testprojekte mit 43 MW, im Bau sind 60 MW. 20 Prozent Erneuerbare sind das Ziel bis 2030. Das entspricht 12 GW. Auch hier liegt der Fokus auf Floating wegen steiler Küste.
Japan hat 18 MW Offshore
Japan hat 18 MW Offshore. Auch dort ist ein abfallender Grund eine der Herausforderungen. Aber es gibt auch ein neues Fördergesetz seit April 2019 und 32 Präfekturen mit Offshore-Regeln. Schattenseite: Viel Administration, so müssten erstmal Entwicklungszonen definieren. Lucas Witoslawski vom IHK Japan ließ sich live zur Konferenz zuschalten, um über Chancen für deutsche Unternehmen in Japan zu referieren. "Der japanische Energiemarkt wird von zehn regionalen Monopolen dominiert, die bis 2016 auch die Netzeinspeisung in ihrer Hand hatten", so Witoslawski. Gerade gebe es hier eine Änderung, eine Marktliberalisierung stehen an. Zu beachten sei außerdem, dass Japan unterschiedliche Frequenzen habe: 60 Hertz im Osten, 50 im Westen - Dank AEG-Hilfe bei der Netzgründung im Osten und GE im Westen.
Fukushima und Exportabhängigkeit
Die Primärenergieversorgung mit Atomstrom ging 2011 nach dem Fukushima-Gau durch AKW-Abschaltungen zeitweise gen Null, vorher waren es 20 Prozent. Jetzt sind es nur noch sieben Prozent Selbstversorgungsrate. Fossile Energien machen in Japan immer noch den Großteil aus, Erneuerbare kommen auf sieben Prozent Primärenergieanteil. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sorgt für schwankende Energiepreise - erst sind sie angestiegen, jetzt sinkend.
Erneuerbare im Strommix machen heute 17 Prozent. Einspeisetarife gibt es bereits seit 2012. Laut Energiestrategieplan bis 2030 soll der Anteil an Erneuerbaren bis 2030 auf 22 bis 24 Prozent steigen. Das Ziel soll laut Witoslawski erhöht werden. Solar wurde stark gefördert und ausgebaut. Das hat sich geändert, jetzt wird sie nicht mehr besonders gut gefördert.
Die Förderung für Windstrom ist immer noch sehr gut: Offshore bekommt mit rund 30 Eurocent eine hohe Vergütung für Floating und feste Anlagen, aber die Tarife gelten nur Anlagen, die bis Ende 2020 aufgebaut werden.
Sechs Offshore-Projekte sind in Japan in Betrieb, 20 Projekte in Planung oder Entwicklung. 92 GW geschätzte Kapazität laut JWPA - Japan Wind Power Association gibt es. Vorteile sind etwa eine hohe Verbindlichkeit wegen Klimaschutzzielen. Japan hat eine Schiffbauindustrie und die Japaner müssen viel Energie importieren.
Nachteile sind Windstärken in Küstennähe unter 10 m/s. Und Offshore-Know-How fehlt, ebenso wie die Netzanbindung und ein Mangel an Fachpersonal. Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, sich am Markt zu positionieren, meint Witoslawski, weil 574 MW geplant werden. Bis Ende 2020 sollte Strommarkt reguliert sein, um Genehmigung zu beschleunigen.