Alle drei Konzerne haben in ihrem Portfolio Windturbinen - eine Gemeinsamkeit neben vielen weiteren Tätigkeitsfeldern in der Energiewirtschaft. Nun liefern sich GE und Siemens seit Wochen einen Bieterstreit um Alstom. Selbst wenn heute nicht die Nachricht rausgegangen wäre, dass Alstoms Nettogewinn unterm Strich um mehr als ein Viertel auf 556 Millionen Euro zurückgegangen ist. Hinzu kommen ein um zehn Prozent geschrumpfter Auftragseingang und einen Abfluss von Barmitteln im Volumen von 171 Millionen Euro. Zudem seien viele Großprojekte vor allem im Energie-Sektor verschoben worden, hieß es von Alstom. Klingt nicht so verlockend.
Gleichwohl wird umso deutlicher, wie sehr Alstom die Fusion mit einem der Technologieriesen gebrauchen könnte. GE hatte mehr als zwölf Milliarden Euro für die Energiesparte geboten. An eben diesem Bereich zeigt auch Siemens-Chef Jo Kaeser großes Interesse und gab schon mal bekannt, TGV- und ICE-Zugproduktion könnten künftig verschmelzen. Die Alstom-Führung hat sich zwar für GE ausgesprochen, aber auch Siemens die Tür offen gelassen - wenn das Angebot passt, kann sich also noch etwas tun.
Vorerst heißt es abwarten: Die französische Regierung will jedenfalls mehr Geld sehen - was nach den jüngsten Zahlen allerdings weniger wahrscheinlich ist. Derzeit halten sich die Verhandlungspartner bedeckt. Fest steht: Fusionen bedeuten längst nicht immer ein gutes Geschäft für den Einkäufer. In mindestens genauso vielen Fällen bürden sich Unternehmen durch den Zukauf eine Last auf, die sie kaum schultern können. Die vermeintlichen Vorteile wie Synergien bleiben derweil auf der Strecke. Siemens sollte sich gut überlegen, ob man sich das tatsächlich antun will.
Gerade ist Kaeser dabei, die Siemens-Konzernstruktur zu verschlanken und die Schlagkraft zu erhöhen. Im Wettbewerb mit GE hat Siemens seit einiger Zeit schon das Nachsehen. Die Gewinne stiegen zwar im vergangenen Quartal um 1,57 Milliarden Euro, aber der Gesamtumsatz des Konzerns stagniert. Und der Auftragseingang schrumpfte um 13 Prozent. Teuer zu stehen kam Siemens ein verzögerter Anschluss von Windparks in Kanada, wo Siemens als Generalunternehmen für den verspäteten Bau einer Hochspannungsgleichstromleitung mit 310 Millionen Euro zur Kasse gebeten wurde.
Über Kaesers lange angekündigte Umbaupläne ist, was den Energiesektor anbelangt, wenig zu hören. Bereits 15.000 Jobs hat Siemens jüngst abgebaut. Das Personal der Siemens-Führungsriege wird sich ändern. Die Strategiechefin des Ölkonzerns Shell wird in den Vorstand berufen. Lisa Davis tritt die Nachfolge des amtierenden Energievorstands Michael Süß an. Die Wahl der Amerikanerin passt zu den Plänen, das Energiegeschäft von den USA aus zu führen und dort mehr Präsenz zu zeigen. Das betrifft wohl auch das Öl- und Gasgeschäft. Für das europäische Windgeschäft werden keine einschneidenden Veränderungen erwartet. (Nicole Weinhold)