Die Installationstätigkeit auf in Frage kommenden Windernteflächen des Kontinents hielt im vergangenen Jahr auf dem Niveau des Vorjahres an. Europas Windenergieverband Wind Europe bilanzierte am Mittwoch eine neu hinzugebaute Windstrom-Erzeugungskapazität von 16,2 Gigawatt (GW) in der Europäischen Union (EU) sowie von 18,3 GW in ganz Europa. Damit stagniert der Zubau im EU-Gebiet auf dem schon 2022 erreichten bisherigen Bestniveau. Für dieses Vorjahr hatte Wind Europe 16,15 GW bilanziert. Auf dem gesamten Kontinent nahmen die Netzanschlüsse für Windstrom dagegen leicht von 19,2 GW um 0,9 GW ab, weil außerhalb der EU nur noch wenig Turbinenerrichtungen stattfanden. Obwohl die EU damit immer noch kaum mehr als die Hälfte des für ihre energie- und klimapolitischen Ziele ursprünglich als erforderlich definierten jährlichen Kapazitätszubaus von 30 GW schaffte, lassen die Wind-Europe-Berechnungen allerdings im Durchschnitt bis 2030 noch einen Jahreszubau von 29 GW erwarten. Damit würde die EU ihr Gesamtausbauziel um 32 GW verpassen, kalkuliert Wind Europe.
Während der Ausbau der Windkraft in Europa 2023 sich statistisch nur auf wenige Länder mit zunehmenden Installationen sowie gerade einmal sechs Länder mit Windparkerrichtungen auf Gigawatt-Niveau stützten konnte, hielten sich insgesamt nationale Zugewinne und Verluste die Waage. So errichteten Deutschland und die Niederlande als die Länder mit dem größten bilanziellen Plus des Zubaujahres 2023 gut ein Gigawatt (GW) mehr als im Vorjahr. Hingegen fielen andere zuletzt starke Windkraft-Ausbaunationen wie Finnland und Spanien um genauso oder annähernd so viel wieder zurück. Am meisten Zubau erfolgte 2023 in Deutschland mit an Land und im Meer insgesamt neu in Betrieb genommenen rund 3,9 GW vor dem der Niederlande mit 2,4 GW. Schlusslichter waren zwölf osteuropäische Länder sowie vier Inselstaaten mit jeweils überhaupt keiner neuen Turbine.
Genehmigungen und Investitionen ziehen wieder an
Dennoch zeigen sich die Marktanalysten von Wind Europe nun optimistisch über den weiteren Windparkausbau in diesem Jahrzehnt. Angesichts einer Zunahme der Genehmigungen neuer Windparks, einer wieder erstarkenden Aktivität von Investoren, von bevorstehenden Ausschreibungen neuer Windparks und Zielsetzungen bei Windkraft der einzelnen Länder und auch dank der jüngsten EU-Initiativen zur Stärkung der Windkraftbranche stehe ein jährlicher Ausbau von im Durchschnitt 29 GW bis einschließlich 2030 bevor. Damit würde die EU bis Ende 2030 eine Windkraftkapazität von 393 GW erreichen. Das EU-Ausbauziel von 426 GW gerate für die Staatengemeinschaft somit „in Reichweite“, schlussfolgert Wind Europe.
Günstig seien in dieser Hinsicht die 2023 neu entschiedenen Investitionen in Offshore-Windparkprojektierungen von 30 Milliarden Euro nach 0,4 Milliarden Euro nur im Jahr davor. Außerdem hätten die europäischen Länder „signifikant mehr Genehmigungen für neue Windparks an Land 2023 als in vorigen Jahren“ erteilt. Dies sei bereits „zum großen Teil den neuen EU-Regeln für Genehmigungsprozesse“ bei Erneuerbare-Energien-Projekten zu verdanken. So hätten insbesondere Deutschland und Spanien 2023 schon 70 Prozent mehr Onshore-Windkraft neu genehmigt, als im Jahr davor. Und auch Frankreich, Griechenland, Belgien und Nicht-EU-Land Großbritannien hätten bei Genehmigungen wieder zugelegt.
EU-Windkraftausbau nimmt 2025 Fahrt auf
Allerdings sehen sich die Marktbeobachter gemäß den Wind-Europe-Prognosedaten in ihrem Optimismus wohl noch ein Jahr lang auf die Probe gestellt. Denn 2024 wird demnach der Windkraftausbau in der EU noch einmal leicht auf unter 16 GW zurückgehen, was vor allem auf geringere Offshore-Windparkfertigstellungen zurückzuführen sein wird. Der Kapazitätszubau an Land wird gleich bleiben. 2025 würde er dann aber auf über 20 GW springen um nach dann jährlich weiter zunehmenden Windparkinstallationen mit einem erneuten Wachstumssprung im Jahr 2028 den 30-GW-Jahreszubau zu erreichen. Für 2029 und 2030 kalkuliert Wind Europe sogar mit einem Kapazitätszubau von erst knapp 40 und dann rund 47 GW. Um das EU-Ausbauziel von 425 GW doch noch zu schaffen, wären hingegen ab sofort im Mittel 33 GW pro Jahr vonnöten.
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