Die Branche der Windenergie an Land ist in den vergangenen drei Jahren durch ein tiefes Tal geschritten. Das zeigt die Kurve deutlich. Und auch bei der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen sieht das Bild nicht wirklich viel erfreulicher aus. Gleichwohl, 2020 sind im ersten Halbjahr 591 Megawatt ans Netz gegangen. In den ersten sechs Monaten 2021 waren es immerhin 971 MW. Und dann wurde natürlich während der Pressekonferenz jedes Wörtchen auf die Goldwaage gelegt. Wie ist die Stimmung in der Branche? Die Verbandschefs – Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, und Matthias Zelinger, Geschäftsführer VDMA Power Systems, verbreiteten hier vorsichtigen Optimismus. Einiges spricht dafür: Der Zubau im ersten Halbjahr 2021 übertrifft bereits die Menge, die im Gesamtjahr 2019 installiert wurde und liegt 62 Prozent über der Leistung, die im ersten Halbjahr 2020 in Betrieb genommen wurde. Und: Klimawandel und CO2-Minderungsziele erfordern schnelleren Ausbau der Windenergie.
Durchschnittlich über vier Megawatt pro Anlage und über 200 Meter Gesamthöhe
Wie sahen die Zahlen im Einzelnen aus? Anne-Kathrin Wallasch, Abteilungsleiterin Markt und Politik bei der Deutschen Windguard, die die Zahlen erhoben hat, berichtete, 55.772 Megawatt seien damit nun in Deutschland am Netz. Bis zum Jahr 2022 sollten es laut bisherigem Ziel 57 Gigawatt sein. Allerdings ist das Ziel noch nicht angehoben worden, nachdem Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vor einigen Wochen eingeräumt hatte, dass der Stromverbrauch in den nächsten Jahren um mindestens 15 Prozent steigen wird. Wegen zunehmender sauberer E-Mobilität und elektrischer Wärme. Albers erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass sein Verband diese Tatsache bereits seit Jahren kommuniziert habe – wie auch andere Verbände und Institutionen. Entsprechend müssten die Ziele angeboten werden.
Bei der regionalen Verteilung ergab die Auswertung, dass in Niedersachsen die meisten Megawatt gelandet sind. Der stärkste Ausbau pro Landesfläche habe in Schleswig-Holstein stattgefunden und beim Ausbau pro Einwohner hatte Brandenburg die Nase vorn. 14 Prozent der 971 MW stammen aus Repowering-Projekten. Dabei wurden von der Anzahl der Turbinen her betrachtet drei Viertel weniger zurück gebaut. Weiterbetrieb ist vor allem deshalb inzwischen in einer komfortableren Lage als noch vor einem Jahr, weil der Strompreis an der Börse gestiegen ist. Albers macht dafür eine Erholung nach dem Herunterfahren der Wirtschaft während der ersten Pandemiephase verantwortlich. Zelinger verweist zudem auf einen auf rund 50 Euro pro Tonne gestiegenen CO2-Preis hin, der sich ebenfalls an der Börse positiv bemerkbar macht.
Wenn man die weitere Ertragssteigerung pro Anlage betrachtet, sind künftige Verbesserungen für das Ersetzen alter durch neue Anlage besonders wertvoll. Laut Wallasch wurden zwei Schallmauern durchbrochen: Die durchschnittliche Leistung pro neu installierter Anlage liegt oberhalb von vier Megawatt. Und die Gesamthöhe überragt 200 Meter. Es wurden aber auch Spitzenwerte von über sechs Megawatt pro Anlage und über 250 Meter Gesamthöhe erreicht. (Weiterer Bericht folgt)
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