Eine gerade veröffentlichte Studie des New Climate Institutes belegt laut Deutsche Umwelthilfe (DUH), dass die Bundesregierung mit unnötigen LNG-Überkapazitäten und -Reserven plant. In der neuen Studie bewertet das Institut den erst am 3. März von der Bundesregierung vorgelegten LNG-Bericht. Der massive Ausbau bedeute ein großes Risiko für die Klimaziele. Wenn die geplanten Kapazitäten tatsächlich genutzt werden, könne die Bundesregierung die Klimaziele nicht mehr einhalten, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Deutsche Umwelthilfe sieht ihre eigenen Warnungen dadurch bestätigt und fordert die Bundesregierung auf, endlich die Klimafolgen ihrer LNG-Pläne transparent darzustellen. Solange kein Gesamtkonzept in Einklang mit den gesetzlichen Klimazielen vorliegt, brauche es einen sofortigen Planungs- und Baustopp für alle weiteren Terminals, so der Umwelt- und Verbraucherschutzverband.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, fragt, wie viele Studien es noch brauche, damit die Bundesregierung endlich umdenke. „Die gegenwärtigen Planungen gefährden nicht nur die Klimaziele, sie sind auch unnötig und zu teuer. Die Begründung der Überkapazitäten mit immer neuen Scheinargumenten trägt nicht zur Versorgungssicherheit bei, sondern ist nur im Interesse der Gaskonzerne, die ihr fossiles Geschäftsmodells verlängern wollen.“ Dabei sei die Handschrift des gasfreundlichen Bundeskanzlers mehr als deutlich. Die Planung dieser Überkapazitäten führe auch zu immer größerer Verunsicherung bei den Betroffenen, zum Beispiel auf Rügen. Die Sorgen und Ängste vor Ort müssten ernst genommen werden. „Klimaschutzminister Robert Habeck muss die Notbremse ziehen und die LNG-Planungen endlich einem Klimastresstest unterziehen“, sagt Müller-Kraenner.
Das New Climate Institute betrachtet in der Studie den künftigen Gasbedarf und vergleicht diesen mit der Planung der LNG-Terminals. Dabei wird auch eine Bewertung der verschiedenen Reserven und Sicherheitsaufschläge der Bundesregierung vorgenommen. Laut DUH wird deutlich, dass selbst in Extremszenarien die in Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Stade geplanten festen Terminals nicht gebraucht werden. Auch die schwimmenden Terminals wären demnach nur gering ausgelastet. Bleibe es bei den bisherigen Planungen, würde die durchschnittliche Auslastung im Jahr 2030 nur bei knapp 20 Prozent liegen. Dies führe zu großen wirtschaftlichen Risiken für die Betreiber, die zwangsläufig aus dem Bundeshaushalt aufgefangen werden müssen. Damit droht laut DUH die unnötige Verschwendung von Milliarden Euro an Steuergeld. Die Studie kritisiert darüber hinaus, dass die spätere Umrüstung auf eine Nutzung für den Import von Wasserstoff nicht hinreichend konkretisiert wird. Die Behauptung, dass das Terminal in Wilhelmshaven als „Grüngasterminal“ gebaut wird, weisen sie als „spekulativ“ zurück.
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH, sagt, schon jetzt sei absehbar, dass die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen die Zeche zahlen müssten, falls der LNG-Ausbau wirklich so desaströs gegen den Bedarf umgesetzt würde. „Für die Refinanzierung der Projekte setzt die Bundesregierung nämlich auf die Einnahmen aus der Nutzung der Terminals. Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn sie auch vollständig ausgelastet werden. Die Zukunft der LNG-Projekte ist damit düster: Wir riskieren nicht nur den Bau von Klimakillern, sondern pumpen Geld in monströse LNG-Anlagen, die niemand braucht.“ Unterm Strich sei klar: Das Konzept der Bundesregierung ist unausgegoren. Auf dieser Basis dürfe kein weiterer Ausbau der LNG-Projekte erfolgen. (nw)