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Lichtblick baut seinen Schwarmstrom aus

Zuhausekraftwerke jetzt auch in Niedersachsen

Der Komplex in Celle, eine ehemalige British-Army-Siedlung aus dem Jahr 1963, wurde durch die Modernisierung auf den Energieeffizienzstand eines Neubaus nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV)2009 gebracht. Die Siedlung besteht aus 36 Mehrfamilienhäusern zu je vier bis sechs Wohneinheiten. Als Wärmeversorgung wurden 13 der so genannten Zuhause-Kraftwerke des Ökoenergieanbieters Lichtblick AG aus Hamburg installiert. Lichtblick startete im vergangenen Jahr sein so bezeichnetes Schwarmstrom-Konzept, dessen zentraler Bestandteil Miniblockheizkraftwerke sind.

Virtuelles Kraftwerk von zwei Gigawatt

Die Hamburger wollen deutschlandweit davon 100.000 Zuhausekraftwerke installieren und die Stromleistung in einem virtuellen Kraftwerk zusammenfassen, das als Regelenergiekraftwerk am Markt auftritt. Lichtblick gibt an, dass dieses Kraftwerk in Zukunft Regelenergie für Grünstrom aus Wind und Sonne und Stromnachfrage liefern kann. Die elektrische Leistung von 100.000 Zuhausekraftwerken summiert sich auf zwei Gigawatt. Die Zuhausekraftwerke werden mit Erdgas betrieben. Lichtblick, das neben Strom auch als Gasanbieter am Markt auftritt, setzt derzeit seinem Erdgasprodukt 5 Prozent Biomethan bei. Der Strom, der in diesen Blockheizkraftwerken produziert wird, ist, obwohl aus Erdgas erzeugt, auf dem Strommarkt als Ökostrom verkehrsfähig, weil Strom aus dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung allgemein als Ökostrom begriffen wird – dass Erdgas eingesetzt wird, macht keinen Unterschied.

Wärmeabnahme

Die Abwärme der Stromproduktion aus den Lichtblick-Kraftwerken wird zur Wärmeversorgung der Gebäude genutzt. Laut Lichtblick werden die Kraftwerke wärmegeführt. Die Flexibilität der Stromproduktion erhöht sich dadurch, dass zum Kraftwerk auch ein Wärmespeicher eingebaut wird. Die Hamburger speisen den Strom ins öffentliche Netz ein und zahlen pro Kilowattstunde Strom 0,5 Cent an den Gebäudebesitzer aus. Im Gegenzug zahlt dieser einen Wärmepreis an Lichtblick, der in einem Wärmeliefervertrag festgelegt ist – der über zehn Jahre läuft.

Wohnungsbaugesellschaften im Fokus

Mit dem Projekt in Celle gelingt Lichtblick dreierlei: Erstens ist Niedersachsen nach Hamburg und Berlin das dritte Vertriebsgebiet. Weitere werden folgen. Zweitens haben die Hamburger Blockheizkraftwerke nun erstmals in einer kompletten Siedlung installiert, auch das ist ein Novum. Zugleich befindet sich diese auf Niedrigenergiestandard – was eigentlich Blockheizkraftwerke eher ausschließt, denn je mehr Strom produziert wird, desto mehr Wärme fällt ab. Lichtblick setzt als Mindestmenge für die Installation eines Zuhausekraftkwerks auch einen Wärmebedarf von 45.000 Kilowattstunden pro Jahr an. Damit die Kraftwerke in der Celler Siedlung auf diesen Wert kommen, sind mehrere Wohneinheiten, im Schnitt rund 13, an ein BHKW angeschlossen. Der dritte Erfolgspunkt in Celle ist, dass hier wiederum eine Wohnungsbaugesellschaft für die Zuhausekraftwerke gewonnen wurde. Es handelt sich um die KWG Kommunale Wohnen AG aus Hamburg, der die Siedlung in Celle gehört. Der Wohnungsbestand der KWG beträgt mehr als 5.400 Einheiten. Es könnte also die Option bieten für mehr. Lichtblick versucht insbesondere Wohnungsbaugesellschaften für Zuhausekraftwerke zu gewinnen. Man sei mit zahlreichen Gesellschaften im Gespräch, sagt Sprecher Ralph Kampwirth gegenüber ERNEUERBARE ENERGIEN.

Skepsis des BDH bleibt angebracht

Doch ist man immer noch weit entfernt vom Ziel 100.000 – und deshalb bleibt die Kritik des Bundesindustrieverbands Deutschland, Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) nach wie vor berechtigt im Raum. Der Markt dürfte wenige 100 Stück im Jahr ausmachen, prognostizierte der BDH seinerzeit, keinesfalls 100.000. Lichtblick gibt sich zuversichtlich: „Ich denke, dass wir ein gutes Tempo haben“, sagt Kampwirth. Zu Beginn der Markteinführung im Herbst 2009 wurde pro Woche eine Anlage eingebaut. Mittlerweile sei man bei 10 pro Woche angelangt. Aktuell sind etwa 250 Zuhausekraftwerke installiert, sagt Lichtblick. Ende des Jahres sollen die nächsten Vertriebsgebiete dazu gekommen sein: Bremen, Stuttgart, Essen und Leipzig. Im nächsten Jahr weitere fünf. Dann habe man ein Vertriebsgebiet insgesamt erreicht ist, dass 40 Prozent des bundesdeutschen Immobilienbestands umfasst, so Kampwirth. Nächstes Jahr ist der Einbau von mindestens 20 Anlagen pro Woche das Ziel. Abzuwarten bleibt, ob das hohe Ziel erreicht wird. (Dittmar Koop)