Der Mainzer Solarkonzern Schott Solar hat das erste Halbjahr 2011 gut hinter sich gebracht. In München auf der Intersolar meldete Schott Solar, dass die Produktionskapazität für Solarmodule auf 870 Megawatt mehr als verdoppelt wurde. Möglich wurde dieser Sprung durch ein Joint Venture mit Hareon Solar im chinesischen Taicang. Die Mainzer sind auch in das Projektgeschäft eingestiegen, um neue Umsatzfelder zu erschließen. Bis 2014 will Schott Solar zu den weltweit zehn größten Solarunternehmen gehören. Das ist jedoch nur möglich wenn sich die politischen Rahmenbedingungen verlässlich entwickeln. „Der weitere Geschäftsverlauf lässt sich allerdings in diesem Jahr nur sehr schwer voraussagen“, sagte Vorstandschef Martin Heming. „Einerseits gewinnt die gesellschaftliche Debatte über Atomausstieg und die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien angesichts der Reaktorkatastrophe in Fukushima stark an Dynamik. Andererseits besteht das Risiko gedämpfter Nachfrage wegen der aktuell nicht PV-freundlichen Förderungspolitik in wichtigen Märkten.“
Joint Venture in China
Die Partnerschaft mit Hareon soll die Kostenstruktur in der Modulfertigung verbessern. Die erste Ausbaustufe des Joint Ventures zielt zunächst auf eine jährliche Produktionskapazität von 300 Megawatt. In Taicang werden ausschließlich Solarmodule für Schott Solar hergestellt. Die Mainzer bestimmen den Einkauf der Rohmaterialien und Komponenten, überwachen die Fertigung und erledigen die Endkontrolle. Seit kurzem bündelt Schott seine Aktivitäten im Projektgeschäft in einem neuen Geschäftsbereich. Schott Solar Power Projects beliefert große Projektkunden mit Schott-Modulen. Außerdem entwickelt und baut das Unternehmen schlüsselfertige Photovoltaikkraftwerke, um sie an Investoren zu verkaufen. Innerhalb eines Jahres wurde dafür ein Team aufgebaut, das bereits Projektaufträge von mehr als 50 Megawatt abgeschlossen hat. Im Zuge dessen schloss Schott Solar bereits erste Kooperationen mit Projektentwicklern und Generalunternehmern sowie strategischen Investoren.
Starker Gegenwind für Solon
Der Berliner Solarhersteller Solon will die Umstrukturierung in diesem Jahr zu einem guten Ende bringen. Mit dem Versuch, einen vollintegrierten Konzern von der Siliziumfertigung bis zur Modulproduktion aufzubauen, hatte das Unternehmen 2009 rund 400 Millionen Euro Nettoschulden eingefahren. „Mit einer solchen Last können wir das Unternehmen nicht weiterführen“, sagte Solon-Chef Stefan Säuberlich auf der Intersolar in München. „Wir müssen flexibler bei den Produktionskosten werden, sonst können wir die Schwankungen in diesem Geschäft nicht ausgleichen.“ Solon hatte sich in den vergangenen Monaten von einer Firmenbeteiligung in Greifswald getrennt, wo Solarmodule hergestellt werden. Nun tritt das Unternehmen zunehmend als Systemintegrator auf. „Wir haben eine regelrechte Produktoffensive gestartet, um vor allem mit Solaranlagen auf Industriedächern erfolgreich zu sein“, sagte Säuberlich. Seit Mai ziehe der Markt wieder an, auch Solon schaut nun optimistischer ins Jahr als noch vor wenigen Wochen.
Solarwatt mit Produktoffensive
Solon gehörte einmal zu den größten Modulherstellern in Europa. Jetzt tritt das Unternehmen mit spezieller Montagetechnik wie das Solfixx-System und Komplettlösungen für Dächer und Freiflächenanlagen auf. Module werden weiterhin in Greifswald gefertigt, allerdings durch einen OEM-Lieferanten. Einen anderen Weg geht Solarwatt aus Dresden. Der Modulhersteller hatte im Herbst des vergangenen Jahres ein neues Werk angefahren. „Wir werden weiterhin in Deutschland produzieren“, bestätigte Vertriebschef Detlef Neuhaus. Solarwatt ist seit 18 Jahren im Modulgeschäft tätig, baut jetzt aber vor allem das Projektgeschäft aus. Außerdem legt der Hersteller seinen Schwerpunkt auf Komplettsysteme zwischen drei und zehn Kilowatt sowie Systeme zum Energiemanagement. Beispielsweise liefert Solarwatt die Solarmodule für das energieautarke Einfamilienhaus, das die Firma Helma seit kurzem anbietet.
Schwierige operative Phase
Zwar will Solarwatt auch weiterhin Module herstellen und verkaufen, aber „mit unserem hohen Qualitätsanspruch allein lassen sich die Preisunterschiede zu den chinesischen Herstellern gegenüber unseren Kunden nicht mehr erklären“, analysierte Neuhaus. Derzeit durchlaufe das Unternehmen eine „schwierige operative Phase, aus der wir jedoch gestärkt hervorgehen werden“, wie Neuhaus versicherte. Für dieses Jahr erwartet er einen leichten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr, als 185 Megawatt die Bänder in Dresden verließen. Mit der neuen Fabrik wären 300 Megawatt möglich, 245 Megawatt hatte sich das Unternehmen als Ziel gesetzt. „Das erreichen wir nicht, aber unsere Kosten im Einkauf und in der Produktion gehen deutlich runter. Erfreulicherweise purzeln die Preise für Solarzellen. Im Moment können wir damit den Preisdruck bei den Modulen zu einem großen Teil auffangen.“
Avancis baut aus
Der Dünnschichthersteller Avancis in Torgau hält trotz der Überproduktion bei Modulen an den Ausbauplänen für die zweite Fabrik fest. Zum Jahresende steigt die Fertigungskapazität bei den CIS-Modulen aus Torgau auf 100 Megawatt. Kürzlich meldete das Unternehmen einen Wirkungsgrad von 15,5 Prozent aus einem Labormodul. „In der Serienfertigung erreichen wir bereits mehr als 14 Prozent“, sagte Technikchef Franz Karg. „Im neuen Werk werden wir die mechanische Strukturierung der Module zumindest teilweise durch Laserprozesse ersetzen, das treibt den Wirkungsgrad weiter nach oben.“ In Korea haben die Bagger unterdessen damit begonnen, die dritte Fabrik zu bauen. Dort kooperiert Avancis mit dem Mischkonzern Hyundai. Das Werk wird gleichfalls 100 Megawatt Solarmodule im Jahr ausstoßen. Das Ramp-up ist ab Jahresende 2012 geplant. Der Bauplatz in Korea ist groß genug, um ein Werk für 400 Megawatt zu errichten. (Heiko Schwarzburger)