In der Nacht vom 16. auf 17. Oktober hatten die Montagearbeiter das erste 67,5 Meter lange Rotorblatt in dem bislang wohl weltweit einzigen Vorhaben seiner Art an der Gondel einer der vier Windturbinen montiert. Wie die lokale Tageszeitung Hohenloher Tagblatt am vergangenen Mittwoch meldete, sollten nun zunächst die ersten zwei Anlagen komplett mit jeweils ihrem Rotor bestückt werden, ehe am 26. Oktober und noch Anfang November auch die Flügel für die zwei übrigen Anlagen anrollen werden. Laut dem Bauleiter Johannes Kaltner wird die erste der vier Windenergieanlagen ab der zweiten Novemberwoche Strom produzieren.
Das Hybridkraftwerk erstreckt sich in das Tal des schwäbischen Flüsschens Kocher und auf eine der beiden flankierenden Hügelketten. Oben in einem etwa 200 Meter über dem Tal gelegenen Waldstück stehen die Anlagen auf 40 Meter hohen zylinderförmigen Wasserspeichern aus Beton. Zusammen mit diesem Sockel ragen die Anlagen bis zur Flügelspitze auf eine Gesamthöhe von bis zu knapp 250 Meter. Die Anlagen sollen immer dann Strom produzieren, wenn die Nachfrage auf den Strommärkten hoch und dadurch die Strommarktpreise gut sind. Ist das Netz hingegen zu voll, soll der Strom ein neu gebautes Pumpspeicherkraftwerk im Tal neben der Kocher antreiben. Das Wasserkraftwerk pumpt dann Wasser aus einem Speichersee auf den Berg in die Wasserspeicher-Zylinder der Windturbinen. Wenn umgekehrt kein Wind weht, aber die Stromnachfrage dennoch hoch ist, entleeren die Wasserspeicher unter den Windenergieanlagen ihre Ladungen und lassen das Wasser durch ein Rohr ins Tal fallen, worin es Turbinen antreibt und Strom erzeugt. Das Speichervolumen soll rund 70 Megawattstunden betragen.
Verbunden ist das von einer lokalen Projektgesellschaft entwickelte Hybridkraftwerk auch mit einer Direktversorgung örtlicher Industrie mit Strom, sowie einer lokalen Wärmeversorgung. Besondere Wärmepumpen auf dem Speichersee im Tal sollen über ein Wärmeversorgungsnetz für Heizung und Kühlung bei den benachbarten Abnehmern sorgen.
Ursprünglich war das ehemals eigenständige spanische Windenergieanlagenbau-Unternehmen Gamesa als Partner für den Naturstromspeicher vorgesehen. Geplant waren fünf Anlagen mit je 4,5 MW Leistung. Inzwischen hat jedoch GE die Partnerschaft als Turbinenzulieferer übernommen. Nun entstehen über der Kocher vier Windenergieanlagen vom neuen Typ 3,4-137. Der Wasserspeicher sowie das Pumpspeicherkraftwerk sollen 2018 in Betrieb gehen. Hersteller und Lieferant ist die Firma Max Bögl, die auch ein besonders Baufläche sparendes Kransystem bei der Installation der Anlagen im Einsatz hat.
(Tilman Weber)