Seit 71 Tagen hungert der Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick. Mit ihm befinden sich mittlerweile sechs Personen für die Aktion „Hungern bis Ihr ehrlich seid!“ im Hungerstreik. Die Kampagne nutzt das Mittel des Hungerstreiks, um mehr Aufmerksamkeit auf wissenschaftliche Fakten zu lenken. Sie fordern von Bundesregierung Olaf Scholz eine Regierungsklärung, welche die Wahrheit über die Situation des globalen Klimas offenlegt.
Was sind die Forderungen?
Die Aktion fordert den Bundeskanzler auf, die folgenden Punkte in einer Regierungserklärung auszusprechen:
1. Der Fortbestand der menschlichen Zivilisation ist durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet.
2. Der CO₂-Gehalt in der Luft ist viel zu hoch (0,42 ‰). Dazu zeige der Weltklimarat einen Weg, mit dem die Menschheit die beste Überlebenschance hat.
3. Dieser Pfad hat bis zum Jahr 2150 einen Zielwert von 0,35 ‰. Das bedeutet, es sind bereits jetzt hunderte Gigatonnen zu viel CO₂ in der Luft.
4. Wir müssen jetzt, wenn auch mit Jahren Verspätung, radikal umsteuern.
Diese Forderungen beruhen auf wissenschaftlichen Untersuchungen und politischen Bekräftigungen den menschgemachten Klimawandel auf einen Temperaturanstieg von 1,5 Grad zu beschränken. „Der 1,5-Grad-Pfad wurde ausgewählt, weil bei einem Anstieg darüber die Situation nicht nur katastrophal sein könnte, sondern hinsichtlich der natürlichen Lebensgrundlagen vollkommen außer Kontrolle gerät: Oberhalb von ca. 1,5 °C Erwärmung steigt das Risiko, dass sogenannte Kippelemente im globalen Klimasystem ausgelöst werden“, schreibt die Kampagne in ihrer Begründung. Folgen seien unteranderem das Abtauen des grönländischen Eisschildes, wodurch der Meeresspiegel um bis zu sieben Meter ansteigen kann, das Absterben des Great Barrier Reef und der teilweise Kollaps des Westantarktischen Eisschildes, der den globalen Meeresspiegel um mehrere Meter ansteigen lassen würde.
Hungern bis zum gesundheitlichen Risiko
Für die Aktivistinnen und Aktivisten ist der Hungerstreik ein letzter radikaler Schritt, an dem jedoch nicht vorbeiführt. Für zu viele Menschen würden durch den Klimawandel die Lebensgrundlage entzogen werden. Um etwas dagegen zu tun, sei Aktivist Tin bereit sein eigenes Leben einzutauschen. Dieser befindet sich seit dem 30. April 2024 im Hungerstreik. Zudem hungern seit dem 07. März Wolfgang Metzeler-Kick, seit dem 25. März Richard Cluse, seit dem 16. April Michael Winter und seit dem 07. Mai Adrian Lack. Zudem schloss sich Titus Feldmann am 16. Mai der Aktion an. Die Hungernden haben alle einen aktivistischen und zum Teil wissenschaftlichen Hintergrund. Den gesundheitlich Zustand der Teilnehmenden beobachtet ein ärztliches Support-Team. Durch die starke Belastung des Körpers und der Gewichtsabnahme seinen manche Hungernde in einem zunehmend kritischen Zustand. Es kam bereits zu Einsätzen des Notarzt und Krankenhausaufenthalte.
Reaktion des Bundeskanzlers bleibt aus
Als Erpressung sehen die Aktivisten den Hungerstreik nicht an. Dieses sei ein legitimes, anerkanntes Protestmittel. Zudem gehe es lediglich darum, dass der Bundeskanzler wissenschaftliche Fakten darlegt. Die Hoffnung auf eine Antwort sei trotz dessen nicht besonders hoch. Auf einen Kompromiss, wie eine Zustimmung durch Vizekanzler Robert Habeck möchten sich die Hungernden zumindest an dieser Stelle nicht einlassen. Bislang würden vor allem Politikerinnen und Politiker des Bündnis 90/Die Grünen und der Linken Partei in das Camp im Invalidenpark kommen um sich über die Aktion zu informieren. Diese würden sich auch als Vermittler anbieten. Der Hungerstreik ist unbegrenzt und wird somit erst einmal auf unbestimmte Zeit weitergehen.