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Handelsblatttagung Thema Finanzierung

Europas Regenerativmarkt: zu klein, zu schwierig

Wie kann ein Systemwechsel bei der Energieversorgung stattfinden, ohne dass das Vertrauen der Investoren verloren geht? Hans Bünting, CEO der RWE Innogy GmbH, sieht die Sache ganz optimistisch. "Da ist scheinbar ein gangbarer Weg gefunden", erklärte er den Zuhörern gestern im Rahmen einer Talkrunde bei der Handelsblatttagung Erneuerbare Energien, Spezialtag Finanzierung. Wenn man auf den Wechsel von der Festpreisvergütung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz zur Ausschreibung schaut, wo erste Testausschreibungen in der Photovoltaik gelaufen sind, dann weiß man, dass RWE Innogy als großes Unternehmen eher zu den Profiteuren des neuen Systems gehören dürfte. Vor allem kleine Konkurrenten müssen das Feld räumen, weil sie das Risiko nicht stemmen können. Umweltuntersuchungen, die für eine Bundesimmissionsschutzgenehmigung erforderlich sind, liegen oft schon im sechsstelligen Bereich. Wenn man dann nicht zum Zuge kommt bei den Ausschreibungen, die eine BimschG-Genehmigung voraussetzen, ist schon mal viel Geld in den Sand gesetzt. Großkonzerne, die sich an mehreren Ausschreibungen beteiligen, können das Risiko streuen.

Moderator Uwe Leprich fragte auch nach anderen Märkten, zum Beispiel Japan. Wie attraktiv sind solche Shooting-Star-Märkte? Jens Schnoor, Investment Director Photovoltaik bei der CEE Management GmbH, erklärte, sein Unternehmen sei nicht an kurzlebigen Märkten mit vorübergehenden schönen Gesetzen interessiert. "Wir sind in Märkten aktiv, die Stabilität versprechen. In den von Ihnen genannten Märkten sehen wir keine Perspektive." Tatsächlich hat Japan die nach dem Fukushima-Unglück erlassene üppige Einspeisevergütung inzwischen so weit gekappt, dass der Markt kaum noch attraktiv ist. Schnoor fügte aber an, Märkte würden sich schnell ändern und so könnten derzeit unattraktive Märkte durchaus in den nächsten Jahren attraktiv werden für sein Unternehmen.

Wunschprojekte müssten größer sein

CEE bündelt als Beteiligungsgesellschaft das Investment-, Strukturierungs- und Betreiber-Know-how der Bankhaus-Lampe-Gruppe im Bereich erneuerbare Energien. Mit einem Portfolio von über 300 MW Photovoltaik, Wind, Biogas und Biomasse gehört CEE zu den größeren unabhängigen Energieproduzenten (Independent Power Producer, kurz IPP).

Bezüglich der deutschen Ausschreibungen erklärte Schnoor, diese seien doch eher für Projektierer wichtig. Sein Unternehmen würde erst den fertigen Park kaufen. Allerdings seien sdie festgeschriebenen Projektgrößen von zehn Megawatt zu klein für CEE. Er würde sich größere Flächen für solare Freiflächenanlagen wünschen. Ein Flächenproblem in dem Sinne, dass es nicht genug Platz für größere Anlagen gibt, sieht er nicht.

RWE-Mann Bünting verweist auf den Vorteil, die Bürger mitzunehmen. Zur Info: RWE hat 49 Gigawatt am Netz, davon 3,7 Gigawatt erneuerbare Energien. 57 Prozent davon sind Onshore-Windenergie. Die größten Regenerativmärkte für RWE Innogy sind Deutschland mit 36 Prozent und Großbritannien mit 33 Prozent. Bünting verweist jedenfalls auch im Zusammenhang mit Großbritannien über gute Erfahrungen mit Bürgerbeteiligungen, zumal dort der Protest schon immer viel größer war gegen geplante Windparks.

Strafzölle, Speicher: Welche Position vertreten Investoren?

Auf die Frage, ob große IPPs auch das Gesamtsystem inklusive nötiger Ausgleichsenergie betrachen, sagte Jürgen Blume, Geschäftsführer Iberdrola Renovables Deutschland, Speicher und Power-to-Gas würden eine wichtige Rolle spielen. Und man müsse berücksichtigen, dass sowohl Offshore-Parks als auch solche Speichertechnologien einer langen Vorlaufzeit bedürfen. Dann sagte er allerdings auch: "Wir investieren nicht in Speicher in Deutschland. Daher spielt das Thema keine Rolle für uns." Mit anderen Worte: Das Gesamtsystem soll funktionieren, aber wir tun nichts dafür.

Auch später im Verlauf einer anderen Diskussion hatte man das Gefühl, dass sich viele Investoren als der Verantwortung stehlen. Da kaum aus dem Publikum von einem Solarprojektierer die Frage, welche Position beim Thema Strafzölle gegen China vertreten wird. Ergebnis: Das Thema interessiert die Investoren nicht. Allerdings kaufen sie naturgemäß gern Projekte mit günstigen Stromgestehungskosten. Die aber lassen sich nur erreichen, wenn man auf günstige Technologien zugreifen kann. Dadurch dass die chinesische Technologie durch Strafzölle künstlich verteuert wird, werden die Stromgestehungskosten in die Höhe getrieben. Das Phänomen ist bekannt und wird viel diskutiert, aber eben fast nur von Projektierern und auf der Gegenseite von einigen Herstellern.

Fast schon folgerichtig erscheint da die trockene Aussage eine Investors, der Markt werde im Wesentlichen nicht mehr in Europa stattfinden. (Nicole Weinhold)