Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Halbjahresbilanz Windmarkt Deutschland

Ausbaurekord: Schon 16 Prozent Windstrom

Zwei Gigawatt (GW) hatte die deutsche Windbranche noch nicht einmal im bisherigen Ausbaurekordgesamtjahr 2014 errichtet. Der Ausbau von Windkraft in Deutschland in diesen ersten sechs Monaten brachte im Vergleich laut der Statistik der Deutsche Windguard zum ersten Halbjahr 2014 bei der zugebauten Leistung ein Plus um 19 Prozent. Veraltete, kleinere Anlagen in einem Leistungsumfang von mindestens 161 MW hatten die Unternehmen allerdings im Austausch gegen den Aufbau neuer und größerer Anlagen zuvor abgebaut. Dieses sogenannte Repowering berücksichtigt bleibt der Nettozubau mit noch 1,892 GW dennoch weit über dem bisher gezeigten Ausbautempo. Im vergangenen Jahr hatten die Errichter von Windparks in den ersten sechs Monaten vergleichsweise nur geringe 1,093 GW netto zusätzlich ans Netz gebracht. Damit bedeutet das jetzige Ergebnis für die Branche ein Plus beim Nettozubau von 73 Prozent.

Hohe Verfügbarkeit an Flächen - nur in Rheinland-Pfalz lässt Ausbau nach

Die hohe Verfügbarkeit an Flächen zeigt sich auch an der hohen Menge von sieben Bundesländern, in denen der Zubau so stark ist, dass er die Schwelle von 100 MW überschritten hat. Einzig das Boomland der vergangenen Jahre in Süddeutschland, Rheinland-Pfalz, zeigte mit 71,35 MW nur noch eine schwache Ausbautätigkeit. In Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und Baden-Württemberg kamen hingegen gerundet 130, 174 und 186 MW neu ans Netz. Baden-Württemberg erreichte somit erstmals den fünften Platz unter den Bundesländern. Das Land hat nach dem Antritt des grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann im Jahr 2011 einen Reformprozess für einen starken Windkraftausbau eingeleitet. Dieser hat allerdings erst vor einem Jahr zum Beginn eines nennenswerten Zubaus im sogenannten Ländle geführt. Mit 880 MW inzwischen am Stromnetz angeschlossener Windkraft ist Baden-Württemberg weiter fast Schlusslicht unter den Flächen-Bundesländern. Nur das kleine Saarland hat weniger.

In Nordrhein-Westfalen und Brandenburg geschieht der Zubau inzwischen stabil auf hohem Niveau. Hier kamen sogar 249 und 254 MW neu hinzu. Auf Platz zwei und eins stehen im Länderranking nur noch Schleswig-Holstein und Niedersachsen weiter vorne: Hier gingen 322 und 421 MW ans Netz.

Erwartung: mehr als vier Gigawatt neue Windkraft in 2016

Die Windenergieverbände vermuten nun sogar, dass bis Ende des Jahres 4,0 bis 4,4 GW bilanziert hinzugekommen sein werden. Das würde 2016 zum zweitbesten Ausbaujahr der deutschen Windkraftgeschichte machen. Auch 2017 könnte dieses Niveau in der Windparkbautätigkeit anhalten. Die Verbände schließen dies aus einem hohen schon genehmigten Volumen weiterer Projekte und aus einer großen Zahl von Projekten, für die sie einer Genehmigung noch im Jahr 2016 eine reelle Chance einräumen. Nur dann nämlich dürfen die Projektierer ihre Windparks noch zu den Bedingungen des bald überholten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ans Netz bringen: Das EEG gewährt allen bis Ende 2016 genehmigten und dann bis Ende 2018 einspeisenden Windparks noch die bisher feste EEG-Vergütung. Projekte, die nicht mehr beides erfüllen und später dran sind, müssen sich künftig in einem Ausschreibungsverfahren durchsetzen. Investoren müssen die Erzeugung günstiger anbieten als die Konkurrenz, um in den Tendern zum Zug zu kommen. Dabei wird das jährliche Ausbauvolumen durch eine auf 2.800 MW begrenzte Ausschreibungsrunde pro Jahr stark reduziert.

Der anhaltend starke Windparkzubau führt zu einer deutlichen Steigerung des Anteils von Windstrom im Netz. Hatte die Windkraft laut neusten Zahlen des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme im ersten Halbjahr 2016 bereits 43,78 Terawattstunden (TWh) eingespeist, waren es im ersten Halbjahr 2015 noch 40,55 TWh. Damit wuchs der Anteil der Windkraft an der Nettostromerzeugung in Deutschland auf inzwischen 15,9 Prozent. Im gesamten Jahr 2015 waren es noch gut 14 Prozent. Allerdings speisen vor allem die im vergangenen Jahr massiv installierten Meereswindturbinen nun immer mehr ein.

Unaufhörlicher Aufstieg eines Turbinenherstellers

Großer Gewinner unter den Turbinenherstellern könnte indes Hersteller Nordex sein. Das in Rostock produzierende Unternehmen aus Hamburg errichtete 341 MW. Das waren 162 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2015. Der Anteil am Kuchen der Onshore-Windenergie war daher für Nordex schon ein 16,6-Prozent-Stück. Die neu installierte Menge von Meereswindkraft betrug dieses Mal 258 MW. Bezogen auf On- und Offshore-Ausbau insgesamt hatte Nordex einen Anteil von 14,8 Prozent. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2015 hatte Nordex noch einen Anteil am Deutschlandmarkt von 9 Prozent. Offshore herausgerechnet waren es 11,8 Prozent.

(Tilman Weber)