Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) fordert eine Verbesserung des Marktzugangs für Solare Fernwärme. Er schlägt vor, die Förderung der neuer fossil befeuerter Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) in den Sommermonaten auszusetzen, um Platz für erneuerbare Wärme aus Solaranlagen zu schaffen. „In dieser Zeit sollte vielmehr Fernwärme aus Solarenergie genutzt werden“, betont Carsten Körnig, Hautgeschäftsführer des BSW Solar. „Statt die preiswerten Solarpotenziale für den Klimaschutz zu heben, droht aktuell ihre Blockade durch eine Novelle des KWK-Gesetzes“, warnt er. Körnig beruft sich dabei auf die Einschätzung von Energieexperten zahlreicher wissenschaftlicher Einrichtungen. „Der Bundestag muss den vorliegenden Gesetzesentwurf dringend nachbessern und die Förderung neuer fossil befeuerter KWK-Anlagen künftig auf die Heizperiode begrenzen. Dies sollte so gestaltet werden, dass die Rentabilität neuer KWK-Anlagen darunter nicht leidet. KWK und Solarenergie müssen künftig einander ergänzen und nicht mehr blockieren.“
Dänemark legt vor
Körnig nennt das Beispiel Dänemark, wo der großtechnische Einsatz von Solarenergie in Fernwärmenetzen schon längst Gang und Gäbe ist. Die Nachbarn im Norden versorgen so ganze Siedlungen mit solarer Fernwärme. Würde sich die Bundesregierung daran ein Beispiel nehmen und den Schwerpunkt stärker auf die Solarwärme statt auf die KWK legen, könnte sie nicht nur ihre Klimaschutzziele erreichen, sondern gleichzeitig die Energiewende im Wärmesektor preiswerter gestalten. Damit würde sie auch die Forderungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erfüllen. Denn der Verband fordert, dass sich der Wärmemarkt an der Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen und erst zweitrangig an der Vermeidung des Treibhausgasausstoßes orientiert. Zwar meint der BDEW damit, dass die Modernisierung alter Heizungsanlagen durch Erdgasbrenner erfolgen soll, weil diese angeblich billiger wären.
Solarthermie ist billiger
Doch dem stellt der BSW Solar eine aktuelle Studie des Hamburg Instituts entgegen. Diese zeigt, dass die vorgesehene Förderung von fossil befeuerten Erdgasheizungen im Fernwärmesektor doppelt so viel kostet, als wenn die bestehenden Solarthermieanlagen genutzt werden. „Solare Fernwärme bietet somit Klimaschutz zum halben Preis für den Verbraucher“, rechnet Matthias Sandrock, Geschäftsführer des Hamburg Instituts, vor. „Der Anschluss großer Solarkollektorfelder an das Fernwärmenetz könnte die Kosten der Kohlendioxidvermeidung deutlich reduzieren“, erklärt er. Dazu müsste noch nicht einmal die Förderung der Solarthermie weiter verbessert werden, sondern es reicht aus, wenn die Förderung der KWK-Anlagen auf ein vernünftiges Maß begrenzt wird.
Ungleicher Wettbewerb zu Lasten der Solarthermie
Immerhin können die großen Solarthermieanlagen Wärme für einen Preis von drei bis fünf Cent pro Kilowattstunde in Wärmenetze einspeisen. Doch statt genau dieses Potenzial zu heben, setzt die Bundesregierung auf eine Förderung fossil befeuerter KWK-Anlagen. Dies führe im Sommer dazu, dass die begrenzte Wärmelast in den Wärmenetzen durch KWK-Wärme besetzt wird und keine Kapazitäten zur Aufnahme erneuerbarer Energien mehr vorhanden seien, betonen die Branchenvertreter. „Damit entsteht ein ungleicher Wettbewerb zwischen fossil erzeugter KWK-Wärme und Solarwärme zulasten der erneuerbaren Energien, zulasten des Klimas und zulasten der Verbraucher“, kritisiert Körnig. Denn es gibt zwar eine Investitionsförderung für solarthermische Anlagen über das Marktanreizprogramm. Doch wenn die fossilen KWK-Anlagen so üppig subventioniert werden, wie es der Regierungsentwurf der KWK-Novelle vorsieht, läuft genau diese Förderung der Solarthermie ins Leere. Von einer technologieoffenen und energieträgerneutralen Gestaltung der Rahmenbedingungen, wie sie sogar der BDEW fordert, kann so keine Rede mehr sein. (Sven Ullrich)