Insbesondere die erneut starke Zunahme der Windstromerzeugung um 4,2 Terawattstunden (TWh) im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres brachte den Erfolg. Und der gründet sich vor allem auf den derzeitigen starken Ausbau der Windparks in der Nord- und Ostsee: Hatten die deutschen Offshore-Turbinen von Januar bis Juni 2015 noch 2,15 TWh eingespeist, verdoppelte – nein: fast verdreifachte – sie im ersten Halbjahr 2016 ihren Beitrag: 5,74 TWh mehr Windstrom vom Meer floss durch die deutschen Netze, während die Windparks an Land in diesem Vergleich zum Vorjahreszeitraum gut 0,6 TWh mehr einspeisten, nämlich 34,71 TWh.
Zwar kam aufgrund relativ ungünstiger Witterungen etwas weniger von der Sonne, weshalb die Photovoltaik nur 19,23 statt 19,5 TWh beitragen konnte. Dafür speisten die übrigen Erneuerbaren-Anlagen aus Wasserkraft und Bioenergie zusammen 1,8 TWh mehr ein, wobei etwas mehr von diesem Plus der Bioenergie zugeschrieben wird. Aus Biomasse-Verstromung erzeugten die Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland in den ersten sechs Monaten 25,7 TWh nach 24,6 TWh noch vor einem Jahr.
Erfolg nur in der Stromversorgung
Die BEE-Statistik zeigt insbesondere aber auch, dass die Zunahme des Grünstromanteils am Endenergieverbrauch fast ausschließlich nur der hier noch kräftigen Energiewende in der Stromversorgung zu verdanken ist. So wuchs der Anteil des Grünstroms an der Bruttostromversorgung im ersten Halbjahr 2016 vergleichen mit demselben Zeitraum 2015 von auf 30,81 auf 32,75 Prozent. Bei der Versorgung Deutschlands mit Wärme stagnierte der Anteil der Erneuerbaren im Vergleich beider Halbjahre bei 13,33 Prozent. Der absolute Beitrag in TWh erhöhte sich wieder leicht um 1,65 auf 82,55 TWh. Doch dieses Wachstum wirkte sich nicht auf die Quote aus. Schuld hat hier ein zugleich gestiegener Bruttoenergieverbrauch beim Heizen im Vergleich zum vorigen Halbjahr, das von einem sehr milden Winter geprägt war, Auch im ersten Halbjahr 2015 hatte die Quote schon die 13-Prozent-Marke überschritten (13,19 Prozent).
Im Detail zeigt die Analyse des Wärmebereichs, dass in vielen Versorgungsbereichen sogar fast gar keine Energiewende mehr statistisch zu verzeichnen war – auch nicht beispielsweise bei der Wärmeerzeugung aus Biomasse-Festbrennstoffen in Kraftwerken oder in der Industrie. Nur die Nutzung von Biomasse-Festbrennstoffen in den privaten Haushalten sowie die Solarthermie und Wärmepumpen nahmen noch insofern relevant zu, dass diese alleine zu fast drei Vierteln zum kleinen 1,65-TWh-Plus beitrugen. Bei tiefer Geothermie, Klär- und Deponiegas und flüssigen Brennstoffen herrschte hingegen Null- bis Minuswachstum.
Stillstand im Verkehr
Im Verkehr nahm die Bedeutung der Erneuerbaren sogar insgesamt wie schon in mehreren Vorjahren weiter ab. Die Erneuerbare-Energien-Quote in diesem Sektor sank leicht um 0,26 Punkte auf 5,37 Prozent. Während der Energieverbrauch um gut fünf Prozent auf 330,99 TWh zunahme – gemessen an den Maßstäben der Renewable Energy Directive (RED) – blieb der Erneuerbaren-Beitrag mit 17,77 TWh mit einer Abweichung zum Vorjahres-Vergleichszeitraum im Promillebereich konstant.
Insgesamt erreichten die Erneuerbaren damit im ersten Halbjahr 2016 einen Anteil an der Endenergieversorgung von 15 Prozent. Im Jahr 2020 muss Deutschland gemäß der Verpflichtung Deutschlands im Rahmen der vertraglichen Verabredungen innerhalb der Europäischen Union (EU) eine Erneuerbare-Energien-Quote am Endenergieverbrauch von mindestens 18 Prozent erreichen. Beim Endenergieverbrauch handelt es sich um die in Deutschland insgesamt verbrauchte Energie abzüglich der Verluste bei der Übertragung zu den Verbrauchern und ohne Stromexporte.
Gesamtjahr lässt 15 Prozent plus X erwarten
Die Quote der Erneuerbaren am Endenergieverbrauch dürfte zum Jahresende 2016 freilich noch etwas besser ausfallen, weil inbesondere die Windenergie im zweiten Halbjahr aufgrund stürmischer Herbstmonate zuletzt regelmäßig deutlich mehr einspeiste als in den ersten Monaten zuvor. So hatten die Erneuerbaren abhängig davon, welche der geringfügig voneinander abweichenden Statistiken herangezogen wird, bereits auf das Gesamtjahr 2015 gerechnet einen Anteil von bis zu 33, mindestens aber 32 Prozent.
Der BEE nahm die Bilanzierung des ersten Halbjahres 2016 gleichwohl zum Anlass für deutliche Kritik an der Energiepolitik der jetzigen Bundesregierung: So sei die Koalition von CDU/CSU und SPD dabei, mit den am 8. Juli im Bundestag beschlossenen Reformen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), das Wachstum der Erneuerbaren noch abzubremsen. Die jetzt beschlossene EEG-Reform zielt tatsächlich insbesondere darauf, den zuletzt stark bommenden Zubau der Windenergie auf das Wachstumstempo von 2012 zurückzufahren. Die erhöhten Ziele der internationalen Staatengemeinschaft, die im November in Paris beschlossen worden waren, seien mit dem jetzt bilanzierten schwachen Plus der Erneuerbaren-Quote ohnehin nicht zu erreichen.
(Tilman Weber)