Mit der Bestätigung eines neuen Maritimen Plans zur Meeresraumnutzung entschied die dänische Regierung, das Verfahren freier Windparkentwicklungen im Meer außerhalb staatlicher Ausschreibungszonen zu beenden. Allerdings lässt sie 9 von 33 begonnenen Projektierungen noch zu. Wie berichtet hatte die Dänische Energieagentur im Februar das Verfahren nach dem sogenannten Open Door Scheme gestoppt. Die Offene-Tür-Zulassung von Offshore-Windparks sei möglicherweise nicht konform zu EU-Wettbewerbsregeln, hieß es aus Kopenhagen als Begründung. Die jetzt über den Maritimen Plan indirekt wieder zugelassenen neun Projekte sichern die Realisierungschancen für knapp 4 Gigawatt (GW) Offshore-Windkraft von rund 20 GW teils schon in fortgeschrittener Projektierung befindlichen Erzeugungskapazitäten des Open Door Scheme ab. Es lässt mehrere küstennahe sogenannte Nearshore-Projekte mit wenigen Hundert Megawatt (MW) Nennleistung und die etwas größeren Vorhaben Kadet Banke mit 504 MW und Vikinge Banke mit 1,1 GW weiterleben.
Weil sich die dänische Regierung zudem kurz zuvor, nämlich Ende Mai, mit einer großen Mehrheit der Parteien im Parlament auf den weiteren Wettbewerbsrahmen für Ausschreibungen von 9 GW in der dänischen Nord- und Ostsee einigte, entpuppt sich der nun sichtbare Ausbaupfad als Schnellstraße für eine neu entstehende Offshore-Windkraft-Führungsnation. Denn dieser Wettbewerbsrahmen lässt nicht nur die schon im Februar bekannt gegebenen staatlichen Pläne für Ausschreibungen von 9 GW mit Netzanschlussfristen zu spätestens Ende 2030 zu. Er ermöglicht auch die Ausschreibung beziehungsweise Zuschläge für zusätzliche Kapazitäten auf denselben Auktionsflächen. Der Kniff hierfür ist eine mögliche Verdichtung der Energieerzeugung in den fünf Zonen. So wären in Nordsee I mit mindestens 3 GW sowie – in der Ostsee – Kattegat II, Kriegers Flak II und Hesselø mit jeweils mindestens 1 GW beziehungsweise bei Hesselø 800 MW bis 1,2 GW und zusätzlich auch die Zone der geplanten Ostsee-Energieinsel Bornholm mit mindestens 3 GW sogar bis zu 14 GW Windkraft möglich.
Und mit den noch zugelassenen Open-Door-Projekten könnten bis 2030 in Summe rund 18 GW neue Offshore-Windkraft rings um das südskandinavische Halbinsel- und Inselland entstehen. Da Dänemark bislang 2,3 GW Offshore-Windkraft installieren ließ, würde Kopenhagen das eigene Ziel einer installierten Offshore-Windkraft von rund 13 GW bis 2030 vielleicht sogar um mehr als die Hälfte übererfüllen. In Aussicht stehen nun mehr als 20 GW, die womöglich zu Beginn des nächsten Jahrzehnts ins dänische Stromnetz einspeisen. Zum Vergleich: Mehr Offshore-Windkraft-Leistung planen in Europa für das selbe Zieljahr nur Großbritannien mit rund 50 GW, Deutschland mit 30 GW und die Niederlande mit 22 GW.
Kopenhagens rückwirkender Eingriff in den laufenden Entwicklungsbetrieb des Open Door Scheme hatte wütende Proteste erzeugt. Nicht nur betroffene Projektierungsunternehmen und Investoren hatten sich darüber im Februar beklagt. Auch der europäische Windenergieverband Wind Europe hatte das Verhalten der Regierung deutlich kritisiert und als „absurd“ und „bad news“ – schlechte Nachricht – gewertet. Nach Bekanntwerden des neuen maritimen Planes kritisierten erneut betroffene Unternehmen das Vorgehen der Regierung in diesem Punkt.