Hier hat Bremen alles richtig gemacht. Statt lange zu zögern, hat die Landesregierung sich frühzeitig für eine Förderung des Hafenausbaus in Bremerhaven entschieden. So wurden die Voraussetzungen für den heutigen Offshore-Standort geschaffen. Schritt für Schritt siedelten sich die neuen Windkraftfirmen und ihre Zulieferer an, während andere Industriebereiche wie die Fischerei an Bedeutung verloren.
Der Regenerativjournalist Ralf Köpke sowie seine Mitautorinnen Gabriele Becker, Texterin der Agentur Bigben, und die Historikerin Rita Kellner-Stoll haben auf 160 Seiten die Geschichte der Stadt mit all ihren Höhen und Tiefen erfasst. Grob umrissen werden die Anfänge des "Hafens im Schlick" Ende des 19 Jahrhunderts, die Weservertiefung, florierende Fischauktionen bis in die 1970er Jahre. Automobilumschlag, Schiffsbau und die Ansiedlung der US-Armee taten ihr Übriges, dass die Bevölkerung bis in die frühen 80er explodierte. Dann aber ging es bergab. Die Arbeitslosenzahlen stiegen, die Einwohnerzahlen sanken.
Auf die Zeit des Zusammenbruchs folgt die Zeit der Visionen: In den 90ern haben Leute wie der damalige umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Jens Eckhoff die richtigen Weichen gestellt für die Windkraft. 1997 legte der Senat fest, dass bis 2005 104 Windturbinen auf Bremer Stadtgebiet entstehen sollten. Eine solide Annäherung an das Thema. Erzählt wird im weiteren Verlauf des Buches die Geschichte des geplanten, konzeptionellen Strukturwandels. Die Neuerfindung einer Stadt, die von anderen Hafenstädten beneidet wird, weil es den politischen Entscheidern und Wirtschaftsförderern gelungen ist, eine zukunftsweisende Industrie, die Offshore-Windkraft anzusiedeln.Bereichert wird das Buch nicht nur durch gelungenes Bildmaterial. Abwechslungsreich sind auch die Kurzporträts von Unternehmen der Windbranche, die sich in Bremerhaven angesiedelt haben . Gleich zu Beginn tauchen Martina Kuhlmann und Rolf Rohden auf, die seit 2011 ihr Ingenieurbüro Innoven GmbH in Bremerhaven haben. Die beiden waren über viele Jahre die maßgeblichen Forschungsköpfe bei Enercon, Kuhlmann als technische Assistenz von Enercon-Chef Aloys Wobben, Rohden als Leiter der Entwicklungsabteilung. Zu den großen Offshore-Firmen gehören heute Senvion und Areva. Natürlich kommt der WAB, der Windenergieagentur Bremerhaven, eine besondere Bedeutung zu. Hat sie doch durch ihr alljährliches Offshore-Event Windforce die Aufmerksamtkeit auf den Standort merklich erhöht.
Wer das Buch liest, der lernt nicht nur viel darüber, wie Stadtentwicklung funktioniert, sondern der wird auch noch gut unterhalten. Am liebsten möchte man gleich hin fahren und sich alles selbst anschauen. Mehr zum Verlag.
Erscheinungsjahr: 2013 | Seitenzahl: 160 | ISBN: 978-3-95606-047-2 (Nicole Weinhold)