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Antidumpingklage gegen China

Zulieferer befürchten Handelskrieg

Die Hersteller und Zulieferer von Photovoltaikfertigungsanlagen sowie die zugehörigen Rohmaterialien sprechen sich gegen eine Antidumpingklage gegen chinesische Hersteller von Solarzellen und Modulen aus. Die Branchenvertretung International Photovoltaic Equipment Association (IPVEA) mit Sitz in Hanau fordert „eine freie internationale Marktwirtschaft für die Photovoltaik“. Sie wendet sich gegen die Forderung der Einführung von Strafzöllen auf chinesische Photovoltaikimporte, wie sie von EU Pro Sun gefordert werden. „Wir halten es für wesentlich wichtiger, eine weltweit unabhängige und wettbewerbsfähige Photovoltaikindustrie zu fördern, als Maßnahmen zu unterstützen, die den Zugang zu einem ihrer Kernmärkte erschweren“, erklärt Bryan Ekus, Geschäftsführer der IPVEA.

Handelskrieg mit unabsehbaren Konsequenzen

Die Zulieferer haben nicht ohne Grund Angst vor einem Antidumpingverfahren gegen chinesische Photovoltaikhersteller. Schließlich hat das Wirtschaftsministerium in Peking angekündigt, seinerseits Antidumpingklagen gegen europäische Solarunternehmen zu prüfen. Sollte sich das chinesische Wirtschaftsminiserium dazu entschließen, droht ein Handelskrieg mit unabsehbaren Konsequenzen vor allem für die Zulieferer von Herstellungsanlagen und Rohmaterialien. Denn im Reich der Mitte beklagen sich unter anderem die Hersteller von polykristallinem Silizium, das als Ausgangsprodukt für Solarzellen dient, über Billigimporte aus Europa. Laut chinesischem Verband der Nichteisen-Metallindustrie stieg die aus Europa importierte Menge an Polysilizium in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 30,8 Prozent auf 9.300 Tonnen. Gleichzeitig fiel der Preis von 47,5 auf 27,5 Dollar (von 38,10 auf 22,06 Euro) pro Tonne. „Der Preis ist signifikant niedriger als normalerweise“, sagt Zhao Jiasheng, Sprecher des Verbandes der Nichteisen-Metallindustrie. Der Verband macht vor allem Importe aus Deutschland verantwortlich für den massiven Preisverfall, mit dem chinesische Konkurrenten nicht mehr mithalten können. „Solche Importe verletzen die Interessen des chinesischen Polysiliziumsektors“, erklärt Zhao Jiasheng.

Die Interessen sind sehr unterschiedlich

Die Lage ist inzwischen so ernst, dass das Thema auch bei der Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesumweltminister Peter Altmaier (beide CDU) nach Peking Ende dieses Monats auf der Tagesordnung stehen. Die Interessen dabei sind sehr unterschiedlich. Denn während die europäischen Photovoltaikhersteller den größten Markt für Photovoltaik gegen ihre chinesischen Konkurrenten abschotten wollen, sind die Zulieferer und Equipmenthersteller ihrerseits vom chinesischen Markt abhängig. Fraglich bleibt auch, ob eventuelle Importbarrieren für die deutsche Solarbranche nicht zu spät kommen, selbst wenn sie rückwirkend gezahlt werden müssen. Schließlich steht den Herstellern teilweise das Wasser bis zum Hals. Jüngstes Beispiel ist Sovello. Der Zell- und Modulhersteller in Wolfen-Bitterfeld wird seine Produktion zum 27. August einstellen und zum Monatsende auch noch die restlichen gut 500 der ehemals etwa 1.000 Mitarbeiter entlassen. Schließlich reicht das Geld nur noch bis Ende August. „Eine Fortsetzung der Produktion würde nur zu noch mehr Verlusten führen“, sagt Lucas F. Flöther, Insolvenzverwalter bei Sovello. „Eine Rettung des Unternehmens wäre dann nicht mehr zu schaffen.“ Einzig für die zwölf Lehrlinge gibt es eine Sonderregelung. Die werden noch bis Ende September bezahlt und Sovello unterstützt sie bei der Suche nach einer neuen Lehrstelle (Sven Ullrich)