Wie die Berliner Fachagentur Windenergie an Land am Mittwoch berichtete, errichteten die deutschen Windenergieunternehmen in den ersten drei Monaten 139 Anlagen mit 717 Megawatt (MW) Nennleistung. Das waren knapp 20 Prozent Erzeugungskapazität mehr, als in den ersten drei Monaten des vorangegangenen Jahres. Und mit noch deutlicherem Abstand übertraf das saisonal schwache Anfangsquartal auch die Zubauvolumen aller ersten Vierteljahre seit dem Einbruch des deutschen Windenergiemarktes 2019, der die Folge eines fast übergangslosen Wechsels in das heutige Vergütungssystem mit wettbewerblichen Ausschreibungen war. Nur in den vier Jahren der vorangegangenen Boomphase des deutschen Onshore-Windenergiezubaus 2014, 2016, 2017 und 2018 hatte der Zubau an Windkraft in den Anfangsquartalen noch bessere Werte erzielt.
Besonders aber bei den Genehmigungen neuer Windparks zeigt sich, dass die Beschleunigungsreformen für eine leichtere Zulassung künftiger Windparks nun offenbar kräftig wirken. Die Genehmigungen erreichten mit der Zulassung von 2.628 MW ein Fast-Rekordniveau. Nur im vierten Quartal 2016 hatten die Behörden in einem Dreimonatszeitraum einmal für deutlich mehr Erzeugungskapazitäten grünes Licht erteilt. Allerdings handelte es sich bei den damaligen Genehmigungen von mehr als sechs Gigawatt um eine Reaktion der Branche auf die bevorstehende Umstellung des Vergütungssystems von gesicherten festen Vergütungssätzen hin zu den heutigen Ausschreibungen. Viele Projektierer hatten mit ihren Genehmigungsanträgen noch durch ein letztes Zeitfenster vor dem Wechsel zu den Ausschreibungen gelangen wollen.
Die Beschleunigungsgesetze wirken womöglich auch endlich bei den Genehmigungsdauern. So haben sich im ersten Quartal 2024 die Projektierungen von der Antragsstellung bis zur Genehmigung sowie ebenfalls von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme zeitlich verkürzt. Die durchschnittliche Dauer von der Antragsstellung bis zur Genehmigung ging um gut 4 Monate auf 18,2 Monate zurück – im Vergleich zur durchschnittlichen Genehmigungsdauer des vergangenen Gesamtjahres. Von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme dauerte es in den ersten drei Monaten von 2024 um 1,6 Monate weniger als im Mittel des gesamten Vorjahres, wobei die Windenergiefirmen dafür im Durchschnitt immer noch 26,1 Monate brauchten.
Weiterhin finden sich die meisten neu genehmigten Windkraftvolumen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein – dagegen nur sieben Prozent in der Südregion mit Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, dem südlichen und mittleren Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Beim Zubau neuer Windkraft waren dieselben Bundesländer führend sowie zusätzlich noch Brandenburg. Nur acht Prozent des 2024 bis Ende März zugebauten Windkraftvolumens betreffen die Südregion.
Die Turbinengrößen nehmen derweil kräftig zu. Von Januar bis März betrug der Mittelwert der Nennleistungen pro neue Anlage schon 5,16 MW. Zu diesem Trend passt, dass Turbinenhersteller und Marktführer Vestas seinen Vorsprung aus dem am meisten fortgeschrittenen Serienstart der neuen Leistungsklassen mit fünf bis sieben MW offenbar wieder verliert. Denn die Wettbewerber kommen in Produktion und Auslieferung dieser kapazitätsstärksten Modelle ebenfalls auf Touren. So brachten die Teams des bis vor wenigen Jahren im deutschen Markt unangefochten erfolgreichsten Turbinenbauers Enercon mit 45 Anlagen und einem Anteil an der installierten Nennleistung von 27,7 Prozent wieder hauchzart mehr Nennleistung ans Stromnetz als Vestas. Im Gesamtjahr 2023 waren die Ostfriesen dagegen auf Platz drei zurückgefallen. Der Hochlauf ihres größten und ertragsstärksten Modells E-160 hatte damals noch im Vergleich zu ähnlich starken Anlagen der Hauptwettbewerber Vestas und Nordex zurückgelegen. Zwar erhöhte sich die im Durchschnitt von Enercon pro Anlage ausgelieferte Leistung im ersten Quartal 2024 nur leicht, ähnlich wie bei Vestas und Nordex, die beide um je einen Rang im Vergleich zu 2023 zurückfielen auf nun 27,5 und 24,7 Prozent Marktanteil. Doch durch die E-160 mit 5,6 MW schließt Enercon erstmals mit einer Anlage mit mehr als fünf MW zu den vielverkauften Modellen der Wettbewerber V150 und N149 auf. Freilich überholen gerade jetzt die jüngsten Anlagentypen von Vestas und Nordex mit schon sechs bis sieben MW, V162 und N163, die V150 und die N149 bei den Bestellungen.
Dank zehn Errichtungen von 6,6-MW-Anlagen machte auch Siemens Gamesa wieder verlorenen Boden gut. Das Windrad-Unternehmen erhöhte den Marktanteil von 5,1 Prozent im gesamten Vorjahr auf 9,2 Prozent in diesem Vierteljahr.