Bisher geht der Ausbau der Solarenergie in Ägypten nur schleppend voran – trotz optimaler Bedingungen. So kann das Land mit einer Sonneneinstrahlung von 2.000 bis 3.000 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr aufwarten. Außerdem ist Ägypten das bevölkerungsreichst Land der Region. Riesige Probleme hat das Land mit der Energieversorgung. Denn die Gasversorgung ist nicht gewährleistet und immer wieder wird das Land von Stromausfällen heimgesucht, vor allem im Sommer, wenn die Klimaanlagen auf der höchsten Stufe laufen. Deshalb plant die Regierung, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu forcieren. Zudem werden im kommenden Jahr die Preise für fossile Treibstoffe drastisch angehoben.
Bisher kommt die Photovoltaik nur schleppend voran. Das will die Regierung in Kairo ändern. Sie hat ein Förderprogramm mit Einspeisevergütungen aufgelegt. Das Ziel: Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 2,3 Gigawatt in diesem und im kommenden Jahr zu installieren. Dabei sollen kleinere Anlagen mit einer Leistung von bis zu 500 Kilowatt nur einen kleinen Teil der Installationen ausmachen. Für diese Anlagen ist die Förderung auf 300 Megawatt gedeckelt. Die restliche Förderung bekommen Anlagen mit einer Leistung zwischen 500 Kilowatt und 50 Megawatt.
Erste Förderrunde schon eröffnet
Die erste Runde der Ausschreibung ist bereits eröffnet und die Liste ist inzwischen doppelt überzeichnet. Insgesamt 177 Planer haben ihre Projekte zur Förderung angemeldet. 110 von ihnen wurden prequalifiziert. Doch noch stehen die Chancen gut, trotz der vollen Liste eine Einspeisevergütung zu bekommen. Zum einen hat die Regierung in Kairo das Förderprogramm für große Photovoltaikanlagen schon um 50 Prozent auf drei Gigawatt erhöht. Zudem gehen die Kenner des ägyptischen Marktes davon aus, dass noch einige Projekte aus der Förderung ausgeschlossen werden – zumindest in der ersten Runde. „Um dies zu verhindern, sollten die Projektentwickler an der technischen und finanziellen Realisierbarkeit des Projektes auf der Basis von Satelliteninformationen arbeiten, die wir ihnen zur Verfügung stellen können“, sagt Mohemed El Sobky, Leiter der Behörde für neue und erneuerbare Energien im Energieministerium in Kairo. „Wir versorgen die Projektentwickler außerdem mit Daten über die Sonneneinstrahlung für den Standort ihrer Anlage. Sobald sie dem Ministerium für Neue und Erneuerbare Energien (NREA) ihre Studien zur technischen und finanziellen Machbarkeit vorgelegt haben, werden unsere spezialisierten Mitarbeiter dies überprüfen und mit den Entwicklern diskutieren und zu einer gemeinsamen Bewertung des Projekts kommen. Fällt diese Bewertung positiv aus, bedeutet dies, dass wir das Projekt in unseren Plan für die Ausweitung der erneuerbaren Energien mit aufnehmen.“
Kairo stellt Flächen zur Verfügung
Denn die derzeitige Förderung läuft erst einmal bis 2017. Für den Ägyptischen Solarindustrieverband ist der Run auf die Einspeisevergütung ein deutliches Zeichen, dass die Förderung greift und tatsächlich der Anteil der Solarenergie an der Stromproduktion in den nächsten beiden Jahren drastisch steigt. Um noch mehr Planer und Investoren in Solaranlagen nach Ägypten zu ziehen, wird das NREA 36 erschlossene Flächen für die Installation von Photovoltaikanlagen zur Verfügung stellen. Die Flächen werden an private Investoren für 20 bis 25 Jahre verpachtet. Der Pachtpreis liegt dabei weit unter dem regulären Marktwert für diese Flächen. Allerdings müssen die Interessenten schon auf der Liste zur Förderung stehen. Zudem hat Kairo alle Hürden für die Installation auf diesen Flächen beseitigt. So werden alle Komponenten, die für den Bau der Anlagen gebraucht werden, weder versteuert noch verzollt. Allerdings will die Regierung auch sicher gehen, dass die Anlagen auf diesen Flächen auch gebaut werden. Deshalb müssen die Pächter der 36 Flächen einen qualifizierten Projektplan vorlegen und eine Sicherheit hinterlegen, die die Kosten für den Netzanschluss abdecken.
Stromlieferverträge in Arbeit
Der Run auf die Ausschreibungen hat auch der Regierung gezeigt, dass die Solarenergie in Ägypten nicht nur gute Voraussetzungen hat, sondern auch auf großes Interesse stößt. „Deshalb haben wir jetzt ein Gesetz zum Abschluss von Stromlieferverträgen vorbereitet, das wir unterschiedlichen internationalen und nationalen Investoren vorgelegt haben“, sagt Mohemed El Sobky, Leiter der Behörde für neue und erneuerbare Energien im Energieministerium. „In den vergangenen Wochen haben wir die Stellungnahmen der Investoren bekommen und arbeiten deren Vorschläge jetzt in das Gesetz ein. Zudem haben wir einen internationalen Berater engagiert, der alle gesetzlichen Regelungen harmonisieren wird,, auch die Stromlieferverträge, die Verträge für die Landnutzung und die Regelungen zur Nutzung der Infrastruktur durch den Projektentwickler.“ Letzteres bezieht sich vor allem auf die Regelungen für den Netzanschluss der Anlagen. Dabei legt Kairo Wert darauf, dass die Hürden für die Entwickler möglichst niedrig liegen. Ägyptens Netzbetreiber hat schon angeboten, den Anschluss der Anlagen zu übernehmen. Dazu will der Netzbetreiber die Verlegung der Kabel, den Bau der Anschlusskästen und den eigentlichen Netzanschluss realisieren. „Dies spart den Projektentwicklern mindestens 27 Prozent der Kosten für den Netzanschluss“, rechnet El Sobky vor. (Sven Ullrich)