Viele Energieversorger in Deutschland haben immer noch ein großes Portfolio an Kohle- und vor allem an Gaskraftwerken, die mit steigenden Brennstoffpreisen immer näher an die Grenze der Rentabilität kommen. Die Wemag, ein großer Versorger in Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg hat sich allerdings schon vor vielen Jahren auf den Weg gemacht, um die Stromlieferung an seine Kunden auf Erneuerbare umzustellen.
2,3 Gigawatt im Portfolio
Inzwischen betreibt das Unternehmen bereits Windkraftanlagen mit einer Leistung von etwa 1,125 Gigawatt und Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von gut einem Gigawatt. Dazu kommen noch weitere Ökostromanlagen, die es zusammen auf 175 Megawatt bringen. Zusammen hat das Unternehmen mit Sitz in Schwerin damit 2,3 Gigawatt an erneuerbaren Stromerzeugern im Portfolio. Zusätzlich dazu betreibt die Wemag noch mehrere Großspeicher im eigenen Netzgebiet, um die volatile Erzeugung auszugleichen.
Erzeugung und Speicherung von Ökostrom ist richtiger Weg
Jetzt hat sich die Wemag zum Ziel gesetzt, bis 2025 komplett aus der Verstromung fossiler Brennstoffe auszusteigen. Innerhalb von nur gut zwei Jahren will das Unternehmen vollständig auf Ökostrom umstellen – und zwar komplett produziert mit eigenen Anlagen, wie Caspar Baumgart, kaufmännischer Vorstand der Wemag betont. „Die aktuelle Situation auf dem Energiemarkt bestätigt, dass unser Fokus auf die Erzeugung und Speicherung von Ökostrom der richtige Weg für die Zukunft ist“, begründet er das Ziel, auch mit Blick auf die gegenwärtigen Risiken bei der Gasversorgung. Zudem hat die Wemag das Ziel schon bald erreicht. Denn die Schweriner müssen ohnehin nur noch einen kleinen Teil des Stroms, den das Unternehmen vermarktet, dazukaufen.
Netzausbau beschleunigen
Eine Voraussetzung für den Komplettumstieg auf volatilen Ökostrom sei aber auch die Ertüchtigung der Netze. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist in Deutschland wichtiger denn je, um unabhängiger von Energieimporten zu werden“, betont Thomas Murche, technischer Vorstand der Wemag. „Da die Verbraucherlast jedoch nahezu gleich bleibt, muss der Netzausbau dringend forciert werden“, beschreibt er die anstehende Aufgabe. „Anderenfalls entstehen Netzengpässe, weil die erzeugten Energiemengen rein technisch vom Netz nicht aufgenommen und transportiert werden können. Wir stehen beim Netzausbau jedoch immer wieder vor der Herausforderung, dass Genehmigungsverfahren einen immensen zeitlichen und logistischen Aufwand bedeuten. Dieser Prozess muss deutlich beschleunigt und effizienter gestaltet werden“, fordert Murche.
Vorteile für die Kunden
Aber auch für die Kunden habe eine schnelle Energiewende entscheidende Vorteile, betont der Schweriner Versorger. Denn: „Eine unabhängige Energieversorgung bedeutet gleichzeitig stabilere Energiepreise. Solange Energieversorger weiter vom Energieeinkauf und von Importgeschäften abhängig sind, bleiben auch Preisschwankungen nur schwer absehbar und müssen in der Preiskalkulation für die Kunden berücksichtigt werden.“ (su)
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