Für dieses erfolgreiche Projekt zeichnet die Agentur für Erneuerbare Energien Büsingen heute als Energie-Kommune des Monats aus. „Durch den Betrieb der Holzhackschnitzelanlage in Kombination mit Solarwärme gelingt es dem Bioenergiedorf Büsingen rund 450.000 Liter Heizöl und 1.200 Tonnen Kohlendioxid jährlich einzusparen“, betont Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.
Ziel der Gemeinde war es, ihre Energieversorgung klimafreundlich auszurichten. „Wir wollten für die Zukunft gewappnet sein, indem wir die Nutzung fossiler Ressourcen vermeiden“, betont Bürgermeister Markus Möll. Ein Unternehmen aus der Region wurde mit Planung, Bau und Betrieb von Anlagen und Nahwärmenetz beauftragt. Die Bürger wurden sofort eingebunden, um eine hohe Akzeptanz und dadurch Beteiligung durch Hausanschlüsse zu garantieren. Die Kaufkraftbindung vor Ort durch das Nahwärmnetz überzeugte die Bürger in Büsingen in erster Linie.
Das Nahwärmenetz ist bereits seit 2012 in Betrieb, die Solarthermieanlagen kam 2013 hinzu. Ungewöhnlich,weil sonst oft Photovoltaik den Vorzug vor Thermie erhält: Ein 1.090 Quadratmeter großes Solarthermie-Kollektorfeld erzeugt zwölf Prozent der Wärme, vorwiegend für den Bedarf im Sommer. Der größte Teil der Vakuumröhrenkollektoren befindet sich auf zwei Freiflächen. Als innovative Lösung wurden zusätzlich auf der Fassade der Heizzentrale Kollektoren installiert. Die restlichen 88 Prozent Wärme stellt ein Hackschnitzelheizwerk mit einer Leistung von 1.350 Kilowatt zur Verfügung. Zwei Speicher mit der Kapazität von je 50 Kubikmetern Warmwasser unterstützen die Versorgung. So ist es möglich, dass die Solarthermieanlage im Sommer das Heizen mit Holz entlastet. Der Holzbedarf der Gemeinde Büsingen wird pro Jahr um viele Kubikmeter Holz gesenkt und ermöglicht so Einsparungen bei den Betriebskosten. Die Solarthermie vermeidet unwirtschaftliche Teillastbetriebszustände und schafft Zeit für Wartungen an der Holzhackschnitzelheizung.
Baden-Württemberg föderte das Projekt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und einem zusätzlich KfW-Darlehen Teilschulderlass. Die Investitionskosten für das Tandem von Bio- und Solarenergie sind gegenüber dem Heizen mit nur einem System erst einmal höher. Jedoch lassen sich bei den Brennstoffkosten hohe Einsparungen erzielen. Zudem waren durch den Mengeneinkauf die technischen Komponenten und die Montage der Solaranlage günstiger. Bürgermeister Möll: „Die Investitionen in ein Nahwärmenetz auf Basis von erneuerbaren Energien müssen immer langfristig betrachtet werden. Auch bei derzeit niedrigen Gaspreisen zeigt die Vollkostenrechnung, dass die Erneuerbaren nicht teurer sind. Gleichzeitig profitiert die Gemeinde ökologisch enorm von den positiven Effekten dieses Projektes“.
Die Übertragbarkeit der Strategie in Büsingen zeigt sich bei weiteren Projekten, die derzeit in der Region geplant werden: Das Nahwärmenetz in Randegg, welches derzeit über Holzhackschnitzel versorgt wird, wird nun um eine Solarthermieanlage mit einer Fläche von 2.000 Quadratmetern ergänzt.
(Nicole Weinhold)