Die Essener DMT wird in Zusammenarbeit mit Forschungsgruppen der Universitäten Tübingen, Erlangen-Nürnberg, Trier und Kiel ein Forschungsprojekt zur Ursachenforschung von Umweltrisiken am Drei-Schluchten-Stausee in China durchführen. Das durch das Forschungszentrum Jülich initiierte Projekt wird vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert. Untersucht werden sollen die Auswirkungen von Landnutzungswandel, Erosion, Stoffeinträgen ins Wasser und Massenbewegungen an der Drei-Schluchten-Talsperre unter dem Gesichtspunkt der nachhaltigen Bewirtschaftung. Mit seinen 26 Turbinen und der gigantischen Nennleistung von 18,2 Gigawatt elektrisch ist der Stausee das größte Wasserkraftwerk der Welt.
In gewisser Weise wird es eine Ex-post-Analyse, aber die Ergebnisse dürften gerade deswegen von einiger Brisanz sein. Denn sie untersucht Folgen eines Projekts, das von der chinesischen Führung gegen jede Kritik vor mehr als 10 Jahren durchgesetzt wurde. Baubeginn des Staudamms war 1993. 2008 wurde er in Betrieb genommen. Die Gesamtkosten werden auf 75 Milliarden US-Dollar geschätzt. Zur Finanzierung des Projekts wurde auf das chinesische Volk eine Sonderabgabe erhoben. Dem Mega-Projekt wurden unabsehbare Umweltfolgen vorausgesagt. Erstmals in der Geschichte des Nationalen Volkskongresses gab es im Fall der Entscheidung zum Drei-Schluchten-Stauwerk nur eine Zweidrittel-Mehrheit. Die Talsperre staut Chinas größten Fluss Jangtsekiang über mehr als 600 Kilometer auf. 13 Städte wurden überflutet und etwa 2 Millionen Menschen wurden umgesiedelt.
Das Jangtse-Projekt ist eine Art chinesische Staatsgeschichte. Die Ambition hier einen Staudamm zu errichten ist mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Zunächst galt der Gedanke, über einen Staudamm dem Jangtse Herr zu werden, dessen Überflutungen jährlich tausenden Menschen das Leben kostete. In der boomenden Industrienation China mit seinem Energiehunger avanciert das Wasserkraftwerk in der Neuzeit nun zu einem zentralen Versorgungselement. Eine neue Adelung des Projekts erwirkt sich über das Kyoto-Protokoll mit seinem Ziel der weltweiten Kohlendioxidreduktion. Hier leistet das Wasserkraftwerk im kohlebasierten China Entlastung von der Kohle. (Dittmar Koop)