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Vorreiterprojekt

Blockchain vernetzt dezentrale Heimspeicher zur Stabilisierung des Stromnetzes

Tennet und der Stromspeicher-Hersteller Sonnen starten nach mehrmonatigen Vorbereitungsphase nun die Pilotphase eines Projekts mit Blockchain-Technik. In dieser Zeit bis zum zweiten Quartal 2018 werden dezentrale Batteriespeicher über eine Blockchain-Lösung in das Netz von Tennet eingebunden. Das intelligente Management der Batteriespeicher passt sich dabei individuell der jeweiligen Situation im Tennet-Netz an. Der vernetzte Speicher-Pool kann je nach Bedarf überschüssigen Strom sekundenschnell aufnehmen oder abgeben und damit dazu beitragen, Transportengpässe im Netz zu reduzieren. Das Projekt ist eines von mehreren Pilotprojekten des Netzbetreibers Tennet, wo es um die verstärkte Nutzung von Daten und der Erschließung neuer Flexibilitätsmöglichkeiten das Stromnetz geht.

„Wir sehen klar ein Potenzial, neue Flexibilitätsmöglichkeiten über die Blockchain-Technologie zu erschließen. Letztlich hilft das, die teure Abregelung von Windanlagen zu begrenzen, die notwendig ist, um das Netz zu stabilisieren“, sagte Urban Keussen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Tennet TSO GmbH. Ziel von Tennet ist es, neue Wege zu erschließen, um die stark vom Wetter abhängige erneuerbare Stromproduktion flexibel zu steuern. Die Blockchain bietet Möglichkeiten, dezentral verteilte Anlagen sicher zu vernetzen. Nach einer erfolgreichen Evaluierung ist es das Ziel von Tennet, die Flexibilitätsprojekte für neue Partner zu öffnen.

Sonnen vernetzt die dezentralen Heimspeicher seiner Sonnen-Community untereinander, die so einen virtuellen Batteriepool bilden, der gezielt Schwankungen im Stromnetz ausgleichen kann. Das erleichtert wiederum die Nutzung von erneuerbaren Energien insgesamt, da sie gleichmäßiger verteilt werden und Produktionsspitzen aufgefangen werden. Privathaushalte mit einem Speicher können auf diesem Weg vom Energiemarkt profitieren und erhalten neue Verdienstmöglichkeiten, die über den Eigenverbrauch hinausgehen und den Betrieb von Stromspeichern noch wirtschaftlicher machen. Sie können bereits kostenlosen Strom erhalten, wenn sie ihre Speicher für wenige Minuten am Tag für Netzdienstleistungen zur Verfügung stellen. „Statt Großkraftwerke im Süden hoch zu fahren, rufen wir Solarstrom aus Speichern ab. Damit entsteht eine grüne, virtuelle Stromleitung von der sowohl unsere Kunden als auch die Allgemeinheit profitieren“, sagte Philipp Schröder, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei Sonnen.

Wegen zunehmender, dezentraler Einspeisung erneuerbarer Energien kommt es zu Transportengpässen im Stromnetz. Darum greifen Übertragungsnetzbetreiber in die Erzeugung ein (Redispatch, Netzreserve, Windabregelungen) und sorgen so dafür, dass der Stromtransport im Rahmen der Übertragungskapazität des Netzes liegt. 2016 lagen die Kosten für solche Maßnahmen bei rund 800 Millionen Euro deutschlandweit. Ein großer Teil davon entfällt auf die Abregelung von Windanlagen.

In den Niederlanden untersucht Tennet die Möglichkeit, mit Hilfe der Blockchain-Technologie Flexibilität, die von E-Autos zur Verfügung gestellt wird, zu nutzen. Partner dieses Pilotprojekts ist der Energiedienstleister Vandebron, der für das Pilotprojekt im niederländischen Tennet-Netz Regelleistung aus einem Pool von Ladestationen für Elektrofahrzeuge zur Verfügung stellt, um Frequenzschwankungen im Netz auszugleichen. Dieser Pilot startet Ende November. (Nicole Weinhold)