Der Batteriehersteller ADS Tec und der Mannheimer Stromversorger MVV Energie haben ihre Strombank in Betrieb genommen. Dabei handelt es sich um einen großen Lithium-Ionen-Speicher, der in einem 20-Fuß-Container untergebracht ist. Er hat eine Kapazität von 116 Kilowattstunden und ist an das Niederspannungsnetz der MVV Energie angebunden. Außerdem sind 14 private Haushalte und vier Gewerbebetriebe an den sogenannten Quartierspeicher angeschlossen. Diese betreiben Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerke. Sie speichern den überschüssigen Strom in die Batterien ein. Dafür erhalten sie unter anderem in Abhängigkeit von der angeschlossenen Leistung ein bestimmtes Kontingent im Speicher. Damit können die angeschlossenen Anlagenbetreiber den selbst erzeugten Strom später nutzen, wenn sie ihn brauchen. Die Koordination läuft über eine App, die ebenfalls von ADS Tec bereitgestellt wird. So weiß jeder der angeschlossenen Hauseigentümer und Gewerbetreibende, wie viel Strom gerade im Speicher vorhanden ist und anstatt mit Euro wird mit Watt gehandelt.
Kapazitäten werden geteilt
Zusätzlich wurden die angeschlossenen Verbraucher mit einem speziellen Messequipment ausgestattet. Dieses besteht aus einem Smart Meter und einer Firewall, mit denen die Daten der Erzeuger im Energiemanagementsystem zentral gesammelt und ausgewertet werden. Über die Strombank-App können dann alle Teilnehmer an dem Pilotprojekt in Mannheimer Stadtteil Rheinau mit einem Tabletcomputer ihren Strom überwachen. „Mit der Strombank ist Strom plötzlich greif- und erfassbar, vergleichbar mit unserem Geld auf dem privaten Bankkonto“, beschreibt Thomas Speidel, Geschäftsführer von ADS Tec, das Prinzip. „Die Menge des selbst erzeugten Stroms, die eigenen Verbrauchsdaten sowie die Strommenge, die in der Batterie gespeichert wird und später wieder nutzbar ist, werden so visualisierbar und nachvollziehbar.“ Der Vorteil ist, dass der Speicher aufgrund des großen Formats günstiger ist, als wenn jeder Anlagenbetreiber seinen eigenen Speicher installieren lässt. Außerdem können so die Speicherkapazitäten optimaler genutzt werden.
Erkenntnisse für den Stromversorger
Das Pilotprojekt soll auch für die MVV Energie Erkenntnisse über das Nutzerverhalten und die Verbrauchswerte bringen. Damit kann der Stromversorger in Zukunft die Einspeisung und Entnahme von Strom im Netz besser planen. „Mit der Strombank erproben wir die lokale Vernetzung von Erzeugung und Verbrauch“, erklärt Werner Dub, Technikvorstand von MVV Energie. „So schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass immer mehr erneuerbare Erzeugungsanlagen in die Netze eingebunden werden. Die Strombank zeigt, wie vorhandene Speichertechnik mit dem passenden Betriebskonzept bereits heute im realen Einsatz diesen Zweck erfüllt.“
Speicher ist erweiterbar
Der Speicher ist derzeit nur ein erster Schritt in Richtung gemeinsamer Nutzung von Speicherkapazitäten in einem Quartier. Im Container ist noch viel Platz für weitere Batterien. Das System kann von den derzeitigen 116 auf 580 Kilowattstunden aufgerüstet werden. Die Anschlussleistung des Speichers beträgt 100 Kilowatt und kann sowohl kapazitive als auch induktive Blindleistung bereitstellen. Dabei handelt es sich um eine Phasenverschiebung zwischen Stromstärke und Spannung. Bei der induktiven Blindleistung läuft die Spannung der Stromstärke nach. Bei der kapazitiven Blindleistung ist die Spannungsphase der Stromstärke voraus. Der Speicher kann diese Phasenverschiebungen ausgleichen. (Sven Ullrich)