Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Speicherzubau in Deutschland geht rasant voran – aber noch nicht schnell genug

Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der installierten Solarbatterien und der nutzbaren Speicherkapazität verdoppelt. Aktuelle können die installierten Speicherbatterien – immerhin sind es inzwischen über eine Million – zwölf Gigawattstunden Strom zwischenlagern. Dies reiche rein rechnerisch aus, um den Tagesstrombedarf von 1,5 Millionen Zweipersonenhaushalten in Deutschland zu speichern. Das teilt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) auf Basis von Daten der Bundesnetzagentur mit.

150 Prozent Marktwachstum

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland über eine halbe Million neuer Solarbatterien installiert. Das ist ein Wachstum um 150 Prozent. Die meisten dieser Speicher wurden in Privathaushalten parallel oder in Ergänzung zu einer Photovoltaikanlage installiert. „Beim Einbau neuer Solarstromanlagen auf privaten Gebäuden zählen Stromspeicher inzwischen zum Standard“, weiß Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar. „Auch immer mehr Firmen speichern Solarstrom vom eigenen Dach, um ihn rund um die Uhr nutzen zu können.“

Speicherstrategie ist nicht ausreichend

Die erfreuliche Entwicklung dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Chancen und Potenziale der Batteriespeicher für das Stromsystem weiterhin politisch stark unterschätzt würden und Marktbarrieren ihre Verbreitung hemmen, warnt Carsten Körnig. Der Branchenverband begrüßt zwar die im Dezember 2023 vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) vorgelegte Stromspeicherstrategie. Doch dieser erste Entwurf lasse zentrale strategische Fragen zur Rolle von Speichern im Stromsystem der Zukunft bislang noch offen.

Wollen Sie über die Energiewende auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie einfach den kostenlosen Newsletter von ERNEUERBARE ENERGIEN – dem größten verbandsunabhängigen Magazin für erneuerbare Energien in Deutschland!

Netzstrom zwischenlagern

So hat der BSW Solar konkrete Nachbesserungen in einer Stellungnahme empfohlen. Es gebe dabei an vielen Stellen dringenden Handlungsbedarf. Dazu gehöre unter anderem die Entfristung der Netzentgeltbefreiung. Aber auch die Nutzung der Speicher für die Zwischenlagerung sowohl des Solarstroms als auch des Netzstroms vor Ort müssen die Möglichkeit geschaffen werden. Dies ist die Grundlage für die Bereitstellung von Systemdienstleistungen durch Speicher.

Vorrang für Speicher

Insgesamt fehlen flexible rechtliche Rahmenbedingungen, damit Speicher ihre technische Flexibilität dem Stromnetz tatsächlich zur Verfügung stellen können, kritisiert Körnig. „Dafür brauchen wir einen Paradigmenwechsel weg von selektiven Ausnahmen der Speicher von bestimmten Einschränkungen hin zu einem Rechtsrahmen, der insbesondere Batteriespeichern den gleichen Vorrang einräumt, der den erneuerbaren Energieanlagen ebenfalls zugestanden wird“, fordert er. „So wie heute immer mehr Investoren beim Kauf einer Photovoltaikanlage den Batteriespeicher gleich integrieren, müssen auch Gesetzgeber, Bundesregierung und Bundesnetzagentur die Speicher im Rahmen ihres regulativen Handelns künftig immer gleich mitberücksichtigen.“

Forschungsmittel erhalten

Kritik übt der Branchenverband aber auch an Plänen des Bundesforschungsministeriums. Das FDP-geführte Ministerium will infolge der Kürzungen am Klima- und Transformationsfonds die staatlichen Fördermittel für ein Großteil der Anwendungsforschung von Stromspeichern für 2024 streichen.

Eigene Säule im Stromsystem

Zusätzlich fordert der BSW Solar, endlich die Speicher als eigenständige Säule im Stromsystem anzuerkennen – neben der Erzeugung, dem Netz und dem Stromverbrauch. Dieser Ansatz fehle im Entwurf der Stromspeicherstrategie des BMWK. Dieser Ansatz müsse sich auch in der Weiterentwicklung des energiewirtschaftlichen Rechtsrahmens sowie einer angemessenen Ausstattung mit Forschungsmitteln niederschlagen. Nur so sei die von Energieexperten für notwendig erachtete Verfünfundzwanzigfachung der Kapazitäten von Batteriespeichern bis 2050 erreichbar.

Speicher erhöhen die Netzkapazitäten

Denn eine intelligente Speicherstrategie müsse nach Einschätzung des BSW Solar auch in den Blick nehmen, dass durch die Speicher die vorhandene Netzkapazität effizienter genutzt werden kann. So können die Benutzungsstunden des Netzes erhöht werden. Dies wiederum vergrößere die Anschlusskapazitäten sowohl für dezentrale Erzeugungsanlagen, aber auch für neue stromintensive Verbraucher wie Wärmepumpen und E-Autos. „Ein schneller Batteriespeicherausbau kann den Netzausbaubedarf verringern und Zeit gewinnen für den darüber hinaus notwendigen, aber langwierigen Ausbau des Stromnetzes,“ betont Carsten Körnig.

In ihrer jetzigen Form So bleibt die Stromspeicherstrategie nur der Auftakt für eine intensive Debatte zur Systemintegration von Speichern. Die Solar- und Speicherbranche stehe bereit, sowohl die solartechnische Erzeugungsinfrastruktur als auch die notwendige Speichertechnik im erforderlichen Umfang auszubauen, betont der Verband. (su)

Wie die Speicherindustrie die aktuelle Entwicklung einschätzt, lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN. Abonnenten finden den Beitrag online. Falls Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschuppern. Sie können die Ausgabe auch als Einzelheft bestellen.