Der Kemptener Energieversorger Allgäuer Überlandwerk (AÜW) testet zusammen mit John Deere auf einem Bauernhof einen Elektrotraktor in Kombination mit einem stationäre Batteriespeicher. Der Traktor hat neben einem Verbrennungsmotor auch noch einen elektrischen Antrieb. Das Ziel des Projekts ist es, den Landwirten vor Ort eine Möglichkeit zu zeigen, wie sie nach dem Auslaufen der EEG-Förderung ihre Solaranlage auf den Eigenverbrauch umstellen können.
Große Anlagen – wenig Eigenverbrauch
Denn auch im Allgäu haben viele Bauern in den ersten Jahren des EEG in eine Photovoltaikanlage investiert. Die 20jährige Einspeisevergütung geht in den nächsten Jahren zu Ende. Damit die Landwirte die teilweise riesigen Anlagen auf ihren Scheunen- und Hausdächern nicht einfach abbauen und damit die installierte Leistung im Netzgebiet der Allgäuer Überlandwerke sinkt, brauchen sie einen Ausweg aus der reinen Einspeisung des Solarstroms. Dann dann müssten sie den Strom zu den gängigen Marktpreisen einspeisen.
Der elektrische Antrieb ihrer Landmaschinen ist nach Überzeugung der Projektingenieure der AÜW eine perfekte Lösung für dieses Problem. Denn dann können sie die Photovoltaikanlagen entweder weiter betreiben oder sogar erneuern und unabhängig von der gesetzlichen Förderung werden. Die AÜW entwickeln parallel zum Test mit Speicher und Elektrotraktor noch eine Möglichkeit, dass die Landwirte den dann immer noch überschüssigen Solarstrom verkaufen können.
Energiemanagementsystem steuert alles
Damit diese Strommenge so gering wie möglich ist, ist das Herzstück der gesamten Anlage auf dem Bauernhof von Josef Eldacher, auf dem die Pilotanlage inklusive Elektrotraktor installiert wurde, ein Energiemanagementsystem, das ABB geliefert hat. Es sorgt dafür, dass auf dem Hof optimal am Ertrag der Solaranlage ausgerichtet die Großverbraucher wie ein elektrisches Rührwerk oder ein elektrischer Wärmeerzeuger betrieben werden. Auch die Ladung des Hybridtraktors wird vom Energiemanagementsystem gesteuert. Dabei spielen nicht nur die Sonneneinstrahlung eine Rolle, sondern auch das Nutzungsprofil und die jeweilige Situation am Strommarkt. Auf diese Weise sorgt es dafür, dass zum richtigen Zeitpunkt die richtige Energie in das Fahrzeug getankt wird. Das spart dem Landwirt nicht nur Geld, sondern hilft auch der Umwelt und entlastet die Stromnetze.
Spritkosten senken
Der Ansatz hat gleich mehrere Vorteile. Auf der einen Seite müssen die Landwirte dann weniger Strom aus dem Netz kaufen. Zur Senkung der Betriebskosten der Bauernhöfe trägt aber vor allem der geringere Dieselverbrauch bei. Denn mit den Elektrotraktor setzen die Projektingenieure der AÜW am größten Kostenposten für die Landwirte an: den Sprit für ihre Landmaschinen. „Der Hybridtraktor ist durch seinen elektrischen Antrieb außerdem erheblich leistungsstärker als ein konventionelles Modell”, weiß Josef Eldacher, auf dessen Hof das Pilotprojekt stattfindet. „Das wirkt sich insbesondere in den hügeligen und bergigen Landschaften des Allgäus vorteilhaft aus.”