Das amerikanische Marktforschungsunternehmen IHS iSuppli prognostiziert für das erste Quartal dieses Jahres sinkende Absätze bei Solarmodulen. Sowohl Dünnschicht- als auch Polysiliziummodule werden sich in den Lagern der Produzenten länger stapeln als bisher. Die Marktforscher des britischen IMS Research prognostizierte bereits einen Preisverfall um sieben Prozent für kristalline Siliziummodule in diesem Jahr.
Laut einer IHS-Studie wird sich die Lagerzeit bei kristallinen Siliziummodulen um 22,9 Prozent von 37 auf 48 Tage und von Dünnschichtmodulen um 21,4 Prozent von 32 auf 41 Tage verlängern. Das wirkt sich etwas moderater auch auf die Zulieferer aus. Sowohl Polysilizium als auch Materialien für die Wafer- und Solarzellenherstellung liegen in im ersten Quartal länger im Lager.
Förderpolitik und schlechtes Wetter drücken Nachfrage
„Hauptgrund für die großen Lagerbestände ist, dass der Photovoltaikmarkt von der Förderpolitik bestimmt wird“, sagt Stefan de Haan, Chefanalyst für Photovoltaik bei IHS. Da viele Länder zum Jahreswechsel die Einspeisevergütungen gekürzt haben, ließ der staatliche Anreiz nach, neue Anlagen zu Jahresbeginn zu installieren. „Außerdem wurde die Nachfrage – die ohnehin zu Beginn jedes Jahres geringer ist – durch ungünstige Wetterbedingungen in den wichtigsten europäischen Ländern gedämpft“, meint de Haan. „Zusammen mit einer weniger ausgeprägten Erholung zum Jahresende 2010 im Vergleich zum Vorjahr führte die geringere Nachfrage zu immer größeren Lagerbeständen.“
Von dem Nachfragetief sind aber nur kleine Firmen betroffen. Für große Hersteller sehen die Marktforscher keine Probleme, die Lagerbestände wieder abzubauen, ohne ihre Produktionskapazitäten zurückfahren zu müssen.
Da IHS davon ausgeht, dass die weltweite Nachfrage im Laufe des Jahres wieder stark anzieht, werden die Hersteller ihre Lager wieder räumen können. Bereits im zweiten Quartal erreichen die Lagerbestände entlang der Wertschöpfungskette für Solarstromanalgen wieder den Wert von Ende 2010. Am Ende des Jahres erwartet IHS, dass die Lagerhaltung wieder das Niveau des letzten Quartals 2009 erreicht.
Massenprodukte aus Ostasien
Diese Entwicklung ist laut IHS iSuppli ein frühes Anzeichen einer sich anbahnenden Überkapazität. Die wird durch den Aufbau neuer Produktionskapazitäten in Ostasien weiter vorangetrieben. Der südkoreanische Unterhaltungselektronikhersteller Samsung bietet bereits Photovoltaikmodule an. Nun wollen auch der taiwanesische Flachbildhersteller AUO Optics und der Waferproduzent Taiwan Semiconductor in den Modulmarkt vordringen. Schon 2010 kamen vier von fünf Solarmodulen aus Ostasien, schätzt IMS Research. Für das Jahr 2011 erwarten die Analysten ein weiteres Wachstum in Südkorea und Taiwan. Bereits Ende des Jahres wird der Marktanteil der asiatischen Produzenten auf 85 Prozent steigen.
Die Marktforscher vom IMS Research gehen davon aus, dass die großen asiatischen Hersteller „schnell eine kostengünstige Massenproduktion auf die Beine stellen können“, sagt Sam Wilkinson, Photovoltaikanalyst bei IMS Research. „Sie haben gewiss das Potenzial, in ein paar Jahren den heutigen Marktführern ernsthafte Konkurrenz zu machen.“ (Sven Ullrich)