Die Offshore-Branche steht in der Pflicht, Kosten zu senken. Die Stromgestehungskosten sollen in den Keller gehen. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere Offshore-Märkte wie Großbritannien und Niederlande. Eng verknüpft ist das Thema mit einer Lernkurve. Denn: Aus Fehlern lernen heißt meistens auch Kosten sparen. Um "Lessons Learned" ging es auch auf der 13. Hamburg Offshore Wind Conference des DNVGL. Dort hielten sich die Referenten - Planer, Betreiber, Hersteller, Versicherer von Offshore-Parks - nicht zurück. Jede konnte aus Erfahrungen sprechen und sagen, was er künftig berücksichtigen oder anders handhaben wird.
"Wer friert, arbeitet langsamer", ließ etwa Andreas Naujeck seine Zuhörer wissen. Der Leiter des Projektmanagements für Offshore-Wind in Deutschland bei Siemens Wind Power and Renewables berichtete, Siemens habe gerade mit der Installation von Godewind die 2.000 Megawatt Siemens-Technologie vor deutschen Küsten erreicht. Das seien umgerechnet ungefährt 70.000 Überstiege und 200.000 Arbeitsstunden. Also reichlich Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Unter anderem mit dem Wetter. Siemens musste zeitweise gegen Spritzeis an den Transition Pieces kämpfen. "Damit muss man rechnen", so Naujeck. Und eben auch damit, dass die Monteure bei Dauerregen oder Eiseskälte nicht genauso schnell arbeiten können wie bei 20 Grad und Sonnenschein. Die Zeitfenster verlängern sich in den Herbst- und Wintermonaten also auch dadurch.
Das Wetter machte der Branche in diesem Jahr ordentlich zu schaffen. Während Nicht-Offshore-Monteure den Altweibersommer genossen, verzeichnete etwa Dong Energy im September sage und schreibe 15 Wetterausfalltage. Das berichtete Mathias Albrecht, Manager Operations Borkum Riffgrund 1 bei Dong Energy. Dong hat drei Gigawatt Offshore in Europa in Betrieb, 1,5 im Bau und sechs Gigawatt in Planung. In Deutschland haben die Dänen 1,2 Gigawatt in der Pipeline. "Ob wir das umsetzen können, bleibt abzuwarten", schränkte Albrecht ein. Was nicht so bekannt ist: Dong hat seinen Service-Sitz im kleinen Hafen des ostfriesischen Städtchens Norddeich. Langfristig brauche man mehr Platz für die Schiffsflotte dort im Hafen, erklärte der Dong-Mann. Er bezeichnete die Planung der Schiffe als "Herausforderung", weil im Hafen der Platz fehlt. Als zu flach für die Schiffe hat sich auch der Kanal der Hafenausfahrt erwiesen. Er musste ausgebaggert werden. Weitere Herausforderungen seien Zoll und Bundespolizei. Letztere seien "regelmäßig da." Erschwerte Arbeitsbedingungen.
Wilfried Hube von der EWE konnte das Thema spannend weiter führen. Auch der Oldenburger Energieversorger war seinerzeit für Alpha Ventus nach Norddeich gegangen. "Wir bauen dort gerade unsere Zelte ab. Wir werden uns dort verabschieden", berichtete er. EWE habe den Hafen im Winter wochenlang nicht verlassen können. Bis 2017 soll der Service nun eventuell komplett nach Borkum verlegt werden, von wo aus der Service bereits für den EWE-Park Riffgat gemacht wird.
Auch Dominik Schwegmann, Projektmanager Amrumbank West bei Eon, hatte einiges zum Thema Lessons Learned zu sagen. Zum Beispiel habe man Probleme mit dem Schallschutz gehabt. Zudem sei ein unerwartetes Phänomen aufgetreten: "Ein Monopile hat bei einer bestimmten Wellenfrequenz stark angefangen zu vibrieren." Und dann seien auch noch zwei Flansche von Monopiles beim Rammen beschädigt worden. Ganz zu schweigen davon, dass auch Eon "überrascht" gewesen sei, "wie harsch das Wetter da draußen ist." All dies sind wichtige Lektionen. Die Erfahrungen werden idealerweise an die nächsten Projektierer weitergegeben. (Nicole Weinhold)