Der Münchner Energieversorger Polarstern ist erst seit September vergangenen Jahres auf dem Markt. Die GmbH verkauft sowohl reinen Ökostrom, der aus österreichischen Wasserkraftwerken stammt, als auch 100-prozentiges, vom TÜV Nord ausgezeichnetes Biogas, das aus Reststoffen, die in ungarischen Zuckerrübenfabriken anfallen, produziert wird. Der Verkauf basiert auf einem Handelssystem, das mit dem im Strommarkt vergleichbar ist. Kunden von Polarstern fördern mit 1,05 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom und 0,21 Cent pro Kilowattstunde Gas den Ausbau Erneuerbarer Energien. Ein Teil der Gebühren wird außerdem in Selbsthilfe-Projekte wie Mikro-Biogasanlagen in Kambodscha investiert, weil das Unternehmen bei der Energiewende einen globalen Ansatz verfolgt.
Einige der Neukunden habe speziell dieses internationale Engagement angesprochen, sagt Polarstern-Pressesprecherin Anna Zipse. Das Unternehmen verzeichne seit Gründung eine "schöne, stetige Steigerung" an Kunden. Konkrete Zahlen will man aber vorerst nicht nennen, da Vergleichszahlen fehlten. Andere Ökoenergiehändler wie Naturstrom, Greenpeace Energy, Lichtblick und die Elektrizitätswerke Schönau hätten ihre Pionierphasen ebenfalls nicht statistisch dokumentiert. Doch die Zahlen seien immerhin so gut gewesen, dass sich Polarstern den Investor habe aussuchen können, sagt Zipse. Ein Verkauf der Anteile sei schon bei Unternehmensgründung geplant gewesen, um mit einem strategischen Partner schneller expandieren und das Angebot beispielsweise auf andere Länder ausweiten zu können, erläutert die Firmensprecherin. Das Gründungskapital wurde seinerzeit privat aufgebracht, vom Bundeswirtschaftsministerium kamen 100.000 Euro finanzielle Starthilfe.
Projekt GmbH will Ökostromhändler eigenen Windstrom vermarkten lassen
Die bereits 1993 gegründete Projekt GmbH verspricht sich von der Beteiligung an der Polarstern, mit Hilfe des Ökostromhändlers den mit eigenen Windraftanlagen produzierten Strom verkaufen zu können. Bisher ist die hinter Projekt GmbH stehende Firmengruppe mit ihren 20 Angestellten noch nicht als Anbieter sondern als Direktvermarkter, Projektierer und Finanzierer aufgetreten. Die neuen Partner Polarstern und Projekt GmbH beraten derzeit über eine gemeinsame Geschäftsführung, in der beide Unternehmen auf Augenhöhe zueinander vertreten sein sollen.
Mit einem Strompreis von 67,88 Euro im Monat für den Verbrauch eines durchschnittlichen Dreipersonenhaushalts mit einem Strombedarf von jährlich 3.000 kWh liegt der Polarstern unter den fünf Anbietern von reinem Ökostrom auf dem deutschen Markt im Mittelfeld. Gas kostet monatlich 101,69 Euro und ist damit 44 Prozent günstiger als das Angebot des einzigen Konkurrenten, der ebenfalls 100-prozentiges Biogas im Portfolio hat.
(Sebastian Hoff)