Bisher ist das gängige Geschäftsmodell mit gewerblichen Speichern vor allem, Leistungsspitzen beim Anschalten von Maschinen und Anlagen im Unternehmen abzuschneiden. Damit verringert sich die notwendige Anschlussleistung, was sich wiederum als Faktor bei der Senkung der Energiekosten auswirkt. Ein zweites – bisher weniger gängiges – Geschäftsmodell ist die Vermarktung von Regelleistung. Doch hier stehen die Betreiber von gewerblichen Speicherbatterien vor allem vor der Herausforderung, dass einerseits die Systeme prequalifiziert werden müssen und andererseits die Konkurrenz auf dem Regelleistungsmarkt groß ist.
Auf Preissignale reagieren
Das sieht am Spotmarkt anders aus. Hier wird – anders als am Regelleistungsmarkt – die flexible Stromnachfrage durch Preissignale an die volatile Einspeisung von Solar- und Windkraftanlagen angepasst. Da die Speicher flexibel Strom einspeisen oder zwischenlagern können, haben die Betreiber der Systeme den Vorteil, sich diesen Preissignalen anzupassen. Sie können Strom einspeichern, wenn er im Intraday-Handel aufgrund der hohen Einspeisung von Solar- und Windstrom preiswert ist. Diesen liefern sie wieder ans Netz, wenn die Menge an Solar- und Windstrom zu gering ist, um die Nachfrage zu bedienen.
Passende Algorithmen entwickeln
Die Herausforderung dabei ist dabei vor allem, einen Algorithmus zu finden, mit dem die Preisdifferenzen optimal genutzt werden können. Diese müssen nicht nur sofort auf die Signale von der Strombörse reagieren, sondern auch auf das jeweilige Speichersystem abgestimmt sein. Derzeit entwickeln verschiedene Stromhändler entsprechende Lösungen. Um diese in der Realität testen zu können, bietet Smart Power Speicherkapazität und Speicherleistung zur Nutzung an.
Großspeicher steht zur Verfügung
Dazu greift der Entwickler von großen Speicherprojekten aus Feldkirchen bei München derzeit auf eine Anlage zurück, die das Unternehmen nicht im Auftrag eines Kunden gebaut, sondern im eigenen Portfolio behalten hat. Dabei handelt es sich um ein Speichersystem im Netz der Trostberger Stadtwerke. Die Anlage kann 1,5 Megawattstunden Strom zwischenlagern und diesen bei Bedarf mit 1,2 Megawatt ins Netz drücken. Vertraglich ist der Betrieb so geregelt, dass die Stadtwerke den Speicher drei Monate pro Jahr für das Abschneiden von Lastspitzen nutzen. Die restlichen neun Monate nutzt Smart Power den Speicher für seine Zwecke.
Verbund ist der erste Testkunde
Über diese Zeit betreibt das Unternehmen die Anlage als Testlabor für Stromhändler. Als erstes Unternehmen nutzt der österreichische Stromversorger Verbund Energy4Business die Möglichkeit, seine Algorithmen mit dem Speicher bei Trostberg, unweit des Chiemsees, im Livemodus zu testen. Dazu wurde er zunächst an die Handelsplattform Volery der Österreicher angebunden. Diese ist in der Lage, verschiedene Stromerzeuger und Speicher unterschiedlicher Größe zu vernetzen und in Echtzeit zu steuern. Dabei reagiert die Plattform auf auf die Preissignale von der Strombörse.
Geschäftsmodelle für Großspeicher entwickeln
Seit Juni 2020 handelt Verbund über Volery auch den Speicherstrom aus Trostberg am Spotmarkt und testet so seine eigene Plattform. Das können auch andere Stromhändler. Denn Smart Power hat einen sogenannten Intraday-Challenge ins Leben gerufen. „Jeder kann mit seiner eigenen Marktintelligenz und seinen eigenen Tradingalgorithmen an die Sache herangehen und die reale Performance der Batterieoptimierung im Intradayhandel austesten“, erklärt Georg Gallmetzer, bei Smart Power für den Vertrieb und die Entwicklung von Geschäftsmodellen zuständig. „So ermitteln wir nicht nur das tatsächliche wirtschaftliche Potential dieses Geschäftsmodells, sondern durch unterschiedliche Herangehensweisen werden sich auch die besten Lösungswege herauskristallisieren. Wir befinden uns in einer Pionierphase der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle für Großspeicherkraftwerke und wollen auf diesem Wege tragfähige Finanzierungsinstrumente identifizieren.“
Stromhandel auf Energiewende umstellen
Das ist der erste Schritt hin zur Umstrukturierung des Stromhandels und dessen Abstimmung auf die künftig wachsende volatile Einspeisung von Ökostrom. „Letztendlich profitieren von diesem Projekt langfristig alle“, betont Ulrich Bürger, technischer Leiter bei Smart Power. „Denn der Intradayhandel wirkt sich langfristig positiv auf die Systemstabilität aus, dämpft hohe Preis-Ausschläge und unterstützt den Ausgleich von Prognoseungenauigkeiten bei erneuerbaren Energien.“ Der Spotmarkt stelle ein Geschäftsmodell dar, mit dem der Speicher möglichst günstig finanziert werden könne und damit eine schnellere Einbindung erneuerbarer Energien in ein stabiles und ausfallsicheres Energieversorgungssystem der Zukunft ermögliche.