Herr Vetter, die weltweite Nachfrage nach Solaranlagen nimmt weiter zu, nur Europa und Deutschland dümpeln vor sich hin. Wie kann der europäische Markt wieder flott gemacht werden?
Die Antwort hierauf ist relativ simpel: Es bedarf hierzu unverändert eines klaren politischen Bekenntnisses zum Umbau der europäischen Energiewirtschaft. Mit reinen Lippenbekenntnissen zum Klimaschutz ist es nicht getan. Handeln ist angesagt. In Deutschland gibt es mit der Idee, das EEG in der klassischen Form abzuschaffen, marktwirtschaftlichen Konzepten und Speichertechnologien bereits gute Ansätze.
Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie für das kommende Jahr in Europa und in Deutschland?
In Deutschland rechnen wir mit einem Marktwachstum von zirka zehn Prozent. Wir hoffen, dass diese Wachstumsrate auf dem gesamteuropäischen Markt noch übertroffen wird.
Welche europäischen Märkte sehen Sie als Zukunftsmärkte und wo bliebt die Nachfrage schwach?
Die klassischen Kernmärkte wie Spanien, Italien und Frankreich sind mittlerweile wieder recht stabil und keineswegs mehr so volatil wie früher. Diese positive Entwicklung ist schon zukunftsfähig. Daneben gibt es mehrere kleinere Märkte, insbesondere in Skandinavien und Osteuropa mit guten Perspektiven für die Zukunft.
Mit welchen Produkten und Lösungen können Sie als Hersteller auf dem europäischen Markt punkten?
Wir als Kostal setzen hier auf unsere vielen innovativen Produkte, die wir 2018 in den Markt einführen werden. Besondere Hoffnung ruht dabei auf dem neuen Speicherwechselrichter Plenticore plus, der zu diversen Batterien kompatibel ist. Daneben punkten wir sicherlich mit produktbegleitenden Dienstleistungen, insbesondere einem sehr kompetenten und kundennahen Service wie er sich aus unserem Markenanspruch ‚intelligent verbinden‘ ableitet.
In diesem Jahr ist der Projektwechselrichter auf den Markt gekommen. Wie entwickelt sich die Nachfrage nach diesem Gerät und wo sehen sie Chancen, diese großen Projektwechselrichter abzusetzen?
Wir sind mit dem Markterfolg unseres Piko 36 EPC sehr zufrieden, zumal wir ihn bewusst in einer begrenzten Marktnische in Europa positioniert haben. Vor allem in der Türkei, aber auch in Deutschland hat unser Projektwechselrichter geholfen, einige größere Anlagen sehr erfolgreich zu realisieren.
Die Sektorkopplung wird immer bedeutender. Wird Kostal in Zukunft auch dafür Lösungen anbieten oder arbeiten Sie mit entsprechenden Partnern zusammen?
Bereits jetzt pflegt Kostal auf diesem Gebiet schon zahlreiche Partnerschaften, unter anderem im Rahmen der EEBus-Initiative oder mit Schneider Electric. Darüber hinaus bietet unser neue Speicherwechselrichter Plenticore plus, der nächstes Jahr auf den Markt kommt, die Möglichkeit vor allem AC-seitig weitere Geräte zu koppeln.
Der Blick in die weite Welt stimmt optimistischer. Wo sehen Sie für das kommende Jahr gute Chancen für eine Steigerung des Absatzes von Geräten und Lösungen?
Neben unseren traditionellen Märkten sehen wir vielfältige Chancen in der Türkei, sofern sich die politische Lage wieder normalisiert, aber auch in Indien und gegebenenfalls in Lateinamerika.
Neben den USA ist vor allem China, Japan und Indien ein vielversprechender Markt. Wie kann man als Anbieter auf neuen Märkten Fuß fassen und welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?
Uns kommt bei einem Eintritt in viele neue Photovotlaikmärkte extrem zugute, dass Kostal in all den genannten Märkten bereits als Automobilzulieferer tätig ist und sogar eigene Standorte unterhält. So kann hier schnell auf kompetente Ressourcen wie lokales Personal zurückgegriffen werden, zum Beispiel für Market Intelligence oder Sales. Auch der Standort vor Ort ist sicherlich kein Nachteil. Herausforderungen ergeben sich vielfach durch die starke Preissensitivität, auch wenn diese Märkte fast alle Nischen aufweisen, in denen deutsche Qualität und Tugenden sehr geschätzt werden. Daneben sind oftmals die großen Distanzen und extremen klimatischen Bedingungen nicht ganz einfach zu handhaben.
Das Gespräch führte (Sven Ullrich)
Lesen Sie dazu auch einen detaillierten Bericht über die Erwartungen der Branche für die kommenden Monate im aktuellen Heft von Erneuerbare Energien.