Die Internationale Energieagentur IEA hat jetzt bekannt gegeben, dass die Preise für Erdöl ab 2020 rasant steigen könnten. Die IEA stellt in ihrem neuen Fünf-Jahres-Ausblick fest, dass die globale Ölförderung der Nachfrage nach 2020 schlicht nicht gewachsen sein könnte und dadurch einem massiven Preisanstieg entgegen ginge - es sei denn, neue Ölquellen würden jetzt in großem Umfang erschlossen. Laut IEA-Bericht lässt sich der Markt bis 2020 gut bedienen, aber das Marktwachstum wird spürbar. Mehr dazu in Oil 2017, der IEA-Marketanalyse. Wachsende Nachfrage und gleichbleibende Produktion sorgen demnach spätestens 2022 zu einer Verknappung, wie die Welt sie zuletzt vor 14 Jahren erlebt hat. Die Ölförderung in den USA wird laut IEA-Chef Fatih Briol wieder steigen, wenn der Ölpreis steigt. Da kein Ende des Konsumwachstums absehbar ist, lasse sich auch schwer kalkulieren, wie sich der Preis entwickelt.
In den nächsten Jahren werden die Förderquoten in den USA, Kanada, Brasilien und anderswo aber wohl noch steigen, ab 2020 wird zunehmend eine Stagnation erwartet. Investitionen in Schiefergas werden in dem Zusammenhang wieder steigen, aber damit auch die Kosten. In den nächsten fünf Jahren wird sich die Ölnachfrage erhöhen, die 100 Millions of Barrels per Day (mb/d) 2019 übersteigen und mit 104 mb/d 2022 den Höhepunkt erreichen. Indien wird China beim Ölkonsum überholen. Die OPEC wird vor allem im Nahen Osten die Ölförderquote erhöhen, namentlich Länder wie Irak, Iran und Saudi Arabien. Länder wie Nigeria, Algerien und Venezuela werden dagegen weniger fördern. Die russische Förderquote wird laut IEA in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich stabil bleiben.
Zusammengefasst: Der Konsum steigt und die Förderung kommt nicht nach. Die neuen Quellen wie Ölschiefer werden zudem teurer sein. Der Ölpreis stiegt zwangsläufig. Da der Preis für fossilen Energien derzeit aber noch zu günstig ist, haben es die erneuerbaren Energien trotz enormer Kostensenkungen immer noch schwer, sich durchzusetzen. Nachdem sie jahrelang durch hohe Förderquoten der OPEC künstlich tief gehalten wurden, sollen die Ölpreise also spätestens 2022 steigen. Spätestens dann wird es offensichtlich wirtschaftlich sinnvoll sein, sich eine regenerative Wärmeversorgung, etwa einen Pelletofen oder eine Thermieanlagen, zuzulegen. Im Grunde rechnet sich der Pelletofen längst, aber der Verbraucher müsste dafür seine Investitionen langfristiger berechnen - ebenso beim Elektroauto.
Wenn wir einen funktionsfähigen europäischen Emissionshandel hätten oder Deutschland als Energiewendevorbild eine CO2-Steuer eingeführt hätte, wären die fossilen Energien längst auf dem Abstellgleis. Aber mit einer entsprechenden Steuer tun sich Merkel und ihr Team schwer. Dabei wäre eine CO2-Steuer ein wichtiges Bekenntnis zum Abschied von fossilen Energien. Die Steuereinnahmen könnten zudem genutzt werden, um regenerative Förderprogramm zu finanzieren. Bereits vor ein paar Jahren, als der Ölpreis schon tief war, kam vermehrt der Vorschlag, eine CO2-Steuer auf fossile Kraftstoffe zu erheben. Die Mehrkosten wären bei den tiefen Spritpreise für Verbraucher erträglich gewesen. Die Zusatzeinnahmen hätten zur Förderung von CO2-freier Mobilität genutzt werden können. Das ist aber nicht passiert. Die derzeitige Förderung für E-Mobilität ist zu gering und verfehlt daher ihre Wirkung. Es wäre immer noch möglich, eine solche CO2-Steuer einzuführen. Denn der steigende Ölpreis lässt schließlich noch ein paar Jahre auf sich warten. Sollten hier alle politischen Entscheidungen ausbleiben, müsste die Welt tatsächlich auf steigenden Kosten für fossile Energien hoffen - und dass der Klimawandel uns noch ein paar Jahre Zeit lässt. Das ist aber unwahrscheinlich.