Erstmals soll in Deutschland ein stationärer Großspeicher für den Wiederaufbau des Stromnetzes nach Großstörungen im elektrischen Versorgungsnetz sorgen. Im Rahmen des Ein neues Demonstrationsprojekt des Schweriner Versorgers Wemag will eine weitere Hürde der Zweifel an den Möglichkeiten einer vollständigen Versorgung mit erneuerbaren Energien einreißen. Das Batteriekraftwerk soll für den Wiederaufbau des Stromnetzes nach Großstörungen sorgen. Ein Upgrade der Steuerungssoftware und der technischen Anlagen soll im Zusammenspiel mit EEG-Anlagen und Gas- und Dampfturbinenkraftwerken (GuD) helfen, das Stromnetz nach Großstörungen schnell wiederherzustellen. Was bisher nur von konventionellen Kraftwerk geleistet wurde, soll hier nun unabhängiger von diesen passieren: die Systemdienstleistung „Versorgungswiederaufbau“ soll hier zur Marktreife geführt werden.
Warum überrascht diese Nachricht nach jahrelangen Blackout-Warnungen der fossilen Lobby kaum noch? Weil es bisher immer eine technische Lösung für Probleme gegeben hat, die die Energiewende betreffen. Die deutsche Energieversorgung ist so zuverlässig wie keine andere auf der Welt. Und das mit 33 Prozent Regenerativanteil. Kein Lampenflackern, kein Stromausfall zur Sonnenfinsternis. Im Grunde hat man sich dran gewöhnt, alles andere würde uns überraschen. Doch was dahinter steckt, ist eine so umfangreiche Innovationsvielfalt, wie Deutschland sie nie zuvor erlebt hat.
Gerade berichtete der Spiegel über massive Ausgaben der Netzbetreiber für die Stabilisierung der Stromnetze - die auch wegen des anfallenden Regenerativstroms - zum Teil an ihre Grenzen stoßen. Fast zeitgleich erscheint eine Kurzstudie der Prognos AG, die beschreibt, wie intelligente Solarstromspeicher die Kosten des Netzausbaus auf der Verteilnetzebene in Bayern und Baden-Württemberg um über 100 Millionen Euro pro Jahr reduzieren können. Die Hausspeicher sollen als Schwarm regelbarer Flexibilität fungieren: Droht dem Netz Überlastung, werden die Speicher ferngesteuert beauftragt, PV-Strom zu speichern, statt ins Netz zu speisen. Und umgekehrt.
Allerdings müssen Speicher-Kosten für eine größere Verbreitung in Haushalten und der Elektromobilität noch weiter fallen. Darauf geht ein neuer Bericht des Weltenergierats in Abu Dhabi ein. Demnach sollen angesichts neuer Technologien in der Entwicklung die Energiespeicher-Kosten in den nächsten 15 Jahren um 70 Prozent fallen. Solarstrom-Speicher beispielsweise werden immer wettbewerbsfähiger, weil neue Batterietechnologien die Preise senken. Dazu ein Beispiel: Auf der Suche nach einer möglichst umweltfreundlichen sowie leistungsstarken Speichertechnologie konnten Forscher am KIT nun Aktivmaterial für Natrium-Ionen-Batterien aus Apfelresten entwickeln. Das schont Ressourcen und ist auch noch kostengünstig.
Sparen und Recycling beinhaltet diese Idee: Im westfälischen Lünen wird gerade der weltgrößte Batteriespeicher aus gebrauchten Akkus von Elektroautos gebaut. Die Batterien stammen aus Smarts der zweiten Generation und sind im Schnitt vier bis fünf Jahre im Gebrauch. Ein Konsortium um Daimler stellt nun rund tausend Akkus in Lünen in Regale und verkabelt sie zu einem Multimegawatt-Speicher.
Schwer vorstellbar, dass die Energiewende an fehlender Technik scheitert. Das Vertrauen muss nur da sein - und der gesetzlich Rahmen muss stimmen. Übrigens: Schon heute sind in Deutschland etwa 25.000 Hausspeicher installiert – und bis zum Jahr 2020 erwarten Marktforscher, dass es 170.000 werden.
(Nicole Weinhold)