„Mit unserem Blue Hamster schaffen wir genau das“, sagt Helmut Janßen, einer der Entwickler bei der Firma Mossau Energy aus Aurich, nicht ohne Stolz. Das blaue Nagetier entpuppt sich als ein knapp mannshoher Stahlschrank. Darin verborgen ist all das, was der Besitzer eines Einfamilienhauses braucht, um die eigenen vier Wände mit Energie zu versorgen. „Hinzu kommt nur noch ein Tank im Garten“, sagt Janßen.
Energie zu Wasserstoff
„Unser System wird an die bestehende Solaranlage angedockt“, erläutert der Ingenieur. Erzeugen die Photovoltaik-Module auf dem Dach Energie, werden zunächst die Verbraucher im Haus versorgt. Priorität II habe der verbaute Speicherakku, um sicherzustellen, dass auch am Abend alle elektrischen Geräte im Haus genutzt werden können. Erst an dritter Stelle rangiert die Elektrolyse, mit der Mossaus System die regenerativ erzeugte Energie in Wasserstoff umwandelt. Der wird dann in dem Tank im Garten gespeichert.
Neben den Speicherakkus und dem Elektrolyseur ist im Blue Hamster eine Brennstoffzelle verbaut. Die kann den Wasserstoff wieder in Energie umwandeln, so dass auch in den wenig sonnenintensiven Wintermonaten die Akkumulatoren des Systems geladen werden können.
Vier Jahre Entwicklungszeit
„Vier Jahre beziehungsweise neun Ingenieurjahre Entwicklungszeit stecken in unserem System“, sagt Janßen. Federführend haben sich im Betrieb Günter Mossau selbst und seine drei Ingenieure um die Entwicklung gekümmert. Eigentliches Kerngeschäft des 19-Mann-Betriebes ist die Photovoltaik. Und auch da wäre Mossau nicht Mossau, wenn sie nicht auch hier mehr rausholen würden. „Unsere Anlagen leisten gut zehn Prozent mehr als andere“, sagt Janßen. Erreicht wird das durch zahlreiche kleine Kniffe, wie zum Beispiel eine leicht versetzte Anordnung der Module. Dadurch kann der Wind die Module besser kühlen, so dass sie leistungsfähiger bleiben.
„Mit dem Blue Hamster sind wir jetzt so weit. Nach der Präsentation in München auf der Internationalen Handwerksmesse und auf der Hannover Messe bauen wir im Spätsommer unsere erste Pilotanlage bei einem Kunden bei uns in Ostfriesland auf.“ Wenn die damit gewonnen praktischen Erfahrungswerte noch in die Entwicklung der Anlage geflossen sind, rechnet Janßen mit dem Beginn der Serienfertigung des Blue Hamster im kommenden Jahr.
„Ein noch offener Punkt, ist die Größe des Wasserstofftanks“, räumt Janßen ein. Unser Ziel ist es, in den Sommermonaten so viel Wasserstoff zu speichern, dass unsere Kunden bis Ende März des Folgejahres sicher versorgt sind.“ Denn dann fingen die Solaranlagen auf den Dächern wieder an, ausreichend Energie zu erzeugen, um das Haus allein zu versorgen. Die Frage nach der korrekten Menge an Wasserstoff, lässt sich nach Janßens Worten am Schreibtisch nur annäherungsweise berechnen. Daher setzt Mossau auf den Praxistest.
50.000 Euro für den Prototyp
Ungeachtet der im späteren Serienprodukt verbauten Tankgröße – nachfüllen per Tankwagen lässt sich der Wasserstoff immer. „Schließlich müssen Kunden in der Praxis ja auch mit solchen extremen Wintern wie dem letzten klarkommen.“
Die Kosten für die Technik beziffert der Konstrukteur aktuell auf rund 50 000 Euro. „Das sind aber die Kosten für die Prototypentechnik. Unser Ziel ist es, die Serienanlage für rund 25 000 Euro auf den Markt zu bringen.“ Eine entscheidende Rolle dabei spielt die Dimension des Tanks. „Der ist ein echter Kostentreiber“, weiß Janßen. Und das ist auch kein Wunder. Denn erstens muss er einem Betriebsdruck innerhalb der Anlage von 25 bar dauerhaft standhalten. Zum anderen ist Wasserstoff ein extrem flüchtiges Gas. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an den Behälter. www.mossau-energy.de (Torsten Hamacher)