Zuletzt kam im August eine Senvion-Maschine vom Typ 3,6M EBC mit 140 Meter Rotordurchmesser hinzu. Die Turbine mit den langen Flügeln gesellt sich zu Prototypen von Skywind, Siemens, Nordex, GE und Enercon. An jeder der Turbinen testen die Hersteller neue Konzepte, Komponenten oder Materialien: Nordex hat das Getriebe verändert, GE den Generator sowie eine aktive Blattwinkelverstellung, Siemens testet ein neues getriebeloses Konzept. Bei der E-126 EP4 von Enercon am Standort Husum handelt es sich um den zweiten EP4-Prototyp. Die Maschine wird unter anderem zur mechanischen Vermessung genutzt. Die Messreihen zu Leistungskurve und Lasten sind für die Zertifizierung der Baureihe erforderlich. Außerdem werden anhand des Prototyps die prognostizierten Schallwerte geprüft.
Die Idee für das Testfeld stammt aus dem Jahr 2009. Viele Hersteller waren auf der Suche nach Teststandorten in der windigen Region, wo die Tester bereits nach vier Monaten 1.000 Volllaststunden erreichen. Um diesem Bedarf an Teststandorten Rechnung zu tragen, wurde auf Initiative der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland die Windtestfeld-Nord GmbH gegründet.
Holger Arntzen, Geschäftsführer der Windtestfeld-Nord und Mitarbeiter der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland, betont das Besondere: „Das ist ein einmaliges Konzept eines kommunalen Projekts für die Region.“ Drei Viertel der Gesellschaftsanteile sind in kommunaler Hand. Das Testfeld sei nicht gewinnorientiert, sondern zum Wohl der heimischen Wirtschaft ausgelegt. Die Standflächen wurden nach eingereichter Bewerbung durch einen Beschluss des Vergaberats zugewiesen und zum Selbstkostenpreis an die Unternehmen verpachtet. Das Testfeld ermöglicht und fördert die Erprobung und Zertifizierung neuer technologischer Entwicklungen. Es stärkt den Wirtschafts- und Windenergiestandort Schleswig-Holstein und den Windmessestandort Husum.
Vertrauensvolles Verhältnis
Die Betreibergesellschaften pfl egen ein vertrauensvolles Verhältnis und haben sogar gemeinsam ein Umspannwerk im Wert von zwei Millionen Euro finanziert. Die Unternehmen agieren im produktiven Spannungsverhältnis zwischen Konkurrenz und Kooperation.
Nachdem die Turbinenstandorte für das erste Testfeld schnell besetzt waren, besteht aber nach wie vor bei vielen Herstellern großes Interesse an einem Platz im Testfeld, an dem man neue Prototypen testen kann. „Wir sehen durchaus den Bedarf für ein zweites Testfeld“, bestätigt Holger Arntzen. „Derzeit sind wir in Abstimmung mit der Landesregierung dabei, neue Flächen für eine Erweiterung zu fi nden. Die Planung neuer Windenergie-Vorrangfl ächen in Schleswig-Holstein läuft zurzeit und ist noch nicht abgeschlossen.“
Im Rahmen der HUSUM Wind vom 12. bis 15. September besteht die einmalige Gelegenheit, an Exkursionen zum Testfeld teilzunehmen und dort mehr überdie Anlagen und das Testfeld selbst zu erfahren.
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