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Geschäftsbilanz

Senvion setzt mit Auftragsflut Segel für 2019

Den Umsatz von 830 Millionen Euro aus den ersten sechs Monaten wertet Senvion als Halbjahresergebnis „im Rahmen der Prognose“. Die Daten, betonte Senvion-Geschäftsführer Jürgen Geißinger, „entsprechen unseren Erwartungen“. Zwar waren die Einnahmen im selben Zeitraum des Vorjahres mit 870 Millionen Euro noch leicht höher. Doch der bei Senvion im Frühjahr vergangenen Jahres eingeleitete Umstrukturierungsplan sah ohnehin für 2017 ein zwischenzeitlich leicht rückläufiges Geschäft vor. Nach einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2016 hatte Senvion Anfang des Jahres noch rund zwei Milliarden Euro für 2017 angepeilt, um danach wieder einen Wachstumspfad einzuschlagen und 2019 mindestens 2,6 bis 2,7 Milliarden Euro einzustreichen. Nun passt Senvion die Erwartungen für 2017 noch einmal leicht auf 1,9 bis 1,95 Milliarden Euro an.

Als Basis für das positive Urteil, aus den Eckdaten des Halbjahresergebnis sich auf dem geplanten Pfad zu sehen, dienen offenbar die neuen Auftragseingänge. So sicherte sich das Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres neue Aufträge im Gesamtwert von 940 Millionen Euro. Das bedeutet einen Anstieg bei den Aufträgen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 um 70 Prozent. Bis Ende 2017 sollen gemäß den bisherigen Senvion-Planungen Aufträge im Wert von rund zwei Milliarden Euro eingegangen sein. Obwohl auch die Marge der Überschüsse aus dem Kerngeschäft vor Steuern und Zinsen, die bereinigte Ebitda-Marge, von 8,3 auf 7,4 Prozent zurückging, deutet Senvion zudem bereits einen positiven Trend in der Wirtschaftlichkeit an: Im zweiten Quartal belief sich die Ebitda-Marge auf 9,2 Prozent. Insgesamt bleibe Senvion beim fürs Gesamtjahr angepeilten Ziel von 8,0 bis 8,5 Prozent.

Zur anvisierten wachsenden Wirtschaftlichkeit gehört ein Kostensenkungsprogramm bei Senvion einschließlich der nun vorgenommenen Schließung zweier Werke in Schleswig-Holstein. Die Betriebskosten des Unternehmens seien im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Quartal des dieses Jahres um 9,8 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich mit dem zweiten Quartal von 2016 haben die unter dem Begriff Opex bilanzierten Betriebskosten im Zeitraum April bis Juni sogar um 21,6 Prozent abgenommen. Die Personalkosten seien im zweiten Quartal dieses Jahres im Prinzip ähnlich zurückgegangen wie die Betriebskosten. Allerdings könne es hier noch Verschiebungen geben durch teilweise Neuanstellungen in Indien sowie im wachsenden Service-Geschäft, teilte Senvion mit.

Der mehrere Jahre lang in Deutschland auf Platz drei bei den neuen Windpark-Netzanschlüssen geführte Hersteller befindet sich in einer Umstrukturierungsphase. Nachdem der vorige Geschäftsführer Andreas Nauen als CEO Ende 2015 auf Betreiben wohl der Eigentümer von Senvion dem heutigen CEO Geißinger Platz gemacht hatte, trieb das Unternehmen im vergangenen Jahr die beabsichtigte Internationalisierung seines Geschäfts kräftig voran. Unterstützt von seinem Mutterkonzern, dem US-amerikanischen Fonds Centerbridge, kaufte es 2016 den US-amerikanischen Rotorblattmaterial-Zulieferer Rodpack, den indischen mittelständischen Windturbinenbauer Kenersys und den deutsch-polnischen Rotorblatthersteller Euros. Mit einer gezielten Neuausrichtung auf zusätzliche und für das Unternehmen neue internationale Märkte, will Senvion sein Geschäft auf eine breitere Basis stellen und damit zugleich Ausgleich für den 2017 gesetzlich im Erneuerbare-Energien-Gesetz eingeleiteten Rückgang des Windkraftausbaus in Deutschland schaffen. Ebenfalls 2016 stellte Senvion eine neue Anlagenplattform mit Anlagen bis 3,6 Megawatt (MW) Leistung vor, die nicht zuletzt die Rückkehr auf die vorderen Plätze des deutschen Windenergiemarktes ermöglichen soll. Denn nach einem Einbruch des Jahresumsatzes bereits im Jahr 2015 von 1,9 im Vorjahr auf 1,5 Milliarden Euro und war 2016 im Kernmarkt Deutschland als sichtbares Zeichen für die Notwendigkeit des eingeleiteten Umbruch der Marktanteil bei den Installationen von 18 auf 7 Prozent zurückgegangen. So erreichte Senvion hierzulande im vergangenen Jahr nur noch einen Zubau von etwas mehr als 300 MW, was um die Hälfte weniger war als 2015. Mit dem neuen Anlagenportfolio möchte das Unternehmen bei den 2017 gestarteten Ausschreibungen in Deutschland punkten. Vor allem auch die Schwachwindanlage der neuen Anlagenplattform mit 3,4 und 3,6 MW und 140 Meter Rotordurchmesser soll für Großaufträge sorgen – gerade auch unter dem verschärften Wettbewerb durch die Ausschreibungen. Ein Rahmenabkommen mit dem baden-württembergischen Energieversorger sieht die Lieferung von mehreren hundert Anlagen des Binnenlandmodells 3,4M140 für die nächsten Ausschreibungswindparks von EnBW vor. Mit besonders großen Rotorblättern wollen die Turbinenbauer den Investoren eine immer noch verlässlichere und leistungsstärkere Ausbeute der Windvorkommen in Aussicht stellen, die damit dann in den Ausschreibungen mit den günstigsten Strompreisangeboten punkten können. Außerdem schloss Senvion zuletzt zwei Werke in Schleswig-Holstein, um dem ebenfalls ausgegebenen Ziel von mehr Rendite mit weniger Mitarbeitern zu dienen.

Das Windturbinenunternehmen zielt mit seiner Neuausrichtung auf mehr internationale Märkte mit größeren Aufträgen als bisher. Außerdem will es auf dem deutschen Markt mit dem neuen Anlagenportfolio wieder zu dem bisherigen Marktanteilniveau von gut 15 bis fast 20 Prozent zurückkehren. Allerdings befindet es sich in einer Sondersituation verglichen mit anderen Herstellern. Die Konkurrenten um Platz Drei in Deutschland, Siemens, Nordex und GE, hatten 2015 und 2016 jeweils durch Fusionen mit anderen Windturbinenbauern sich im globalen Geschäft breiter aufgestellt – GE kaufte Alstom in Frankreich, Siemens verschmolz mit Gamesa in Spanien, Nordex integrierte das ebenfalls spanische Acciona Wind in eine gemeinsame Gruppenstruktur. Senvion hingegen hatte bis Ende 2014 noch zum indischen Windturbinenhersteller Suzlon gehört, ehe Centerbridge die Deutschen übernahm. Infolgedessen gehört Senvion plötzlich zu den kleinsten Windradbauern mit wesentlich weniger Verbreitung auf den internationalen Märkten. Mit der eingeleiteten Internationalisierung wollen Centerbridge und der ebenfalls noch 2015 als Miteigentümer eingestiegene indische Fonds Arpwood hier gegenhalten. Ähnliche Aufgaben wie für die Windkraft an Land hat sich Senvion auch für die eigene Offshore-Sparte gesetzt, mit der das Unternehmen seit 2008 spezifische Windturbinen fürs Meer baut.

Vor allem beim Turbinengeschäft für die Windkraft an Land hat Senvion im ersten Halbjahr 2017 wieder an Umsatz verloren. Die Einnahmen gingen demnach in diesem Bereich von 655 auf 491 Millionen Euro zurück. Dafür stiegen die Umsätze im Offshore-Segment von 75 auf 184 Millionen Euro und auch der Umsatz im Service lag mit 174 Millionen Euro noch ganz knapp über dem des Vorjahres. Den Großteil der Umsätze bei den Onshore-Turbinen erreichte Senvion wieder in Deutschland mit 193 Millionen Euro vor – in dieser Reihenfolge – Großbritannien, Frankreich, Italien, Norwegen, Kanada, Portugal und Belgien. An den Neuaufträgen hatte das Deutschland-Geschäft sogar wieder einen Anteil von 45 Prozent.

Senvion-CEO Geißinger analysierte zum Abschneiden in den ersten sechs Monaten des Jahres , Senion stelle sich „weiterhin dem herausfordernden Umfeld und verbleibt auf dem geplanten Kurs. Wir haben Fortschritte bei der zukunftsfähigen Ausrichtung unseres Unternehmens gemacht besonders vor dem Hintergrund global abnehmender Stromentstehungskosten und einer zunehmenden Verbreitung von Auktionen. Unser Auftragseingang wächst. Wir führen kontinuierlich neue Produkte in den Markt ein. Die Finanzierung für das Chile-Projekt ist jetzt abgeschlossen und wird nun in einen festen Auftrag umgewandelt. Das ist ein weiterer Meilenstein für unser Unternehmen. Wir haben dauerhafte Beziehungen aufgebaut, die sicherlich zu einer engen Zusammenarbeit bei zukünftigen Projekten führen werden."

(Tilman Weber)