Die Netzbetreiber haben in den ersten Monaten dieses Jahres deutlich mehr Regelleistung nachgefragt als noch im vergangenen Jahr. Das berichtet der Ökostromgroßhändler Energy2Market. Demnach haben die Übertragungsnetzbetreiber im ersten Quartal für die Primär- und Sekundärregelleistung etwa 41,3 Millionen Euro ausgegeben. Im zweiten Quartal sehen die Experten von Energy2Market eine regelrechte Hochpreisphase. So liegen die Ausgaben der Übertragungsnetzbetreiber allein im Mai bisher schon bei etwa 46 Millionen Euro – mehr als im gesamten ersten Quartal. Dazu kommt noch der April. In diesem Monat gaben die Netzbetreiber 27 Millionen Euro für Primär-und Sekundärregelleistung aus.
Preissprung bei Sekundärregelleistung
Interessant ist hier aber die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Segmente. Denn vor allem die Ausgaben für die negative Sekundärregelleistung sind im Mai regelrecht explodiert. Haben die Netzbetreiber im gesamten ersten Quartal 10,1 Millionen Euro für dieses Segment ausgegeben, liegen die Kosten für negative Primärregelleistung allein im Mai schon mit etwa 22 Millionen Euro auf dem doppelten Wert.
Überschuss im Netz
Das ist vor allem für die Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen, die an virtuellen Kraftwerken beteiligt sind. Denn bei der negativen Regelleistung geht es darum, dass Anlagen geplant abgeregelt werden, wenn zu viel Strom im Netz ist. In der Regel sind das Zeiten mit geringem Verbrauch und hoher Einspeisung von Wind- und Solarstrom. Dies betrifft nicht nur Feiertage wie Ostern, Himmelfahrt oder Pfingsten, sondern auch windreiche Tage. Diese Zeiten sind aber auch für flexible Großverbraucher interessant, die dann viel Strom aus dem Netz ziehen, wenn der Überschuss vorhanden ist.
Viele Konventionelle sind in der Wartung
Christof Petrick, Leiter Portfolio Management bei Energy2Market, sieht den Grund für den größeren Bedarf allerdings weitere Gründe für die steigenden Preise – vor allem bei der Sekundärregelleistung. Denn die Betreiber von konventionellen Kraftwerken haben aufgrund des Lockdowns im vergangenen Jahr die Wartungsarbeiten an ihren Generatoren wegen der gesunkenen Stromnachfrage verschoben. Diese müssen sie aber in diesem Jahr nachholen, wodurch sich die jährliche Wartungssaison verlängert. Dazu kommt noch die unbeständige Witterung in den ersten Monaten dieses Jahres. Aber auch die gestiegenen Brennstoffkosten aufgrund der Bepreisung des CO2-Ausstoßes treibt die Kosten für die konventionellen Anbieter von Regelleistung nach oben. Dadurch steigen derzeit die Preise, weil noch zu wenige Ökostromanlagen am Regelleistungsmarkt teilnehmen.
Chancen für Betreiber von Speichersystemen
Die Preissteigerung ist aber vor allem interessant für Betreiber von Speichersystemen, die bei starker Einspeisung von Wind- und Solarenergie Strom aus dem Netz ziehen und zwischenlagern. Die Speicher können dadurch auch positive Sekundärregelleistung bereitstellen. Denn sie speisen diesen Strom bei steigendem Verbrauch wieder ins Netz ein. Auch bei dieser positiven Sekundärregelleistung sind die Preis in den letzten Wochen drastisch gestiegen. Im ersten Quartal dieses Jahres mussten die Netzbetreiber 24,1 Millionen Euro für die positive Sekundärregelleistung aufbringen. Das sind nur knapp fünf Millionen Euro mehr als sie allein im Mai für die positive Sekundärregelleistung zahlen mussten.
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