Ziel ist, diese in das Gütezeichensystem ENplus zu integrieren. Wie der Präsident des Europäischen Pelletrats EPC, Christian Rakos, den ERNEUERBARE ENERGIEN sagte, sei die Frage der Nachhaltigkeit von Holzpellets insbesondere für die großen Stromkonzerne, die Holzpellets in Kohlekraftwerken mitverstromen, „ein extrem sensibles Thema“. Bis spätestens Ende 2012 sollen die Ergebnisse vorliegen.
Handel würde ohne einheitliche Linie stocken
Mit Biomasse zum Beispiel Holzpellets vergrünen die Produzenten ihren Strom aus Kohlekraftwerken. Konzerne wie Electrabel oder die niederländische Essent achten peinlich genau auf die Herkunft ihrer Pellets – denn eine Nichtnachhaltigkeit von Biobrennstoffen könnte das Aus der Mitverfeuerung (engl. Co-Firing) bedeuten, denn es wäre eine Imagekatastrophe. Ausdruck der Sensibilität ist beispielsweise, dass heute schon Lieferanten der Kraftwerksbetreiber hausinterne Öko-Audits durchlaufen müssen. Nun kommen zwei Entwicklungen hinzu. Die erste: Durch die Sensibilisierung auf das Thema Nachhaltigkeit für feste Biomasse und Holzpellets gibt es in einigen Ländern bereits Ansätze, dies zu regeln. Würde jedes Land nun eigene Kriterien aufstellen, würde das laut Rakos aber zu einem chaotischen Gesamtgefüge führen. „Dann würde Biomasse zu einem nicht mehr handelbaren Gut“, so Rakos. Die zweite Entwicklung: Es ist absehbar, dass es für feste Biomassen eine Nachhaltigkeitsverordnung der EU geben wird, vergleichbar der für flüssige Biomassen. Die EU arbeitet derzeit an einem Entwurf. Dann wären die großen Energiekonzerne zur Nachhaltigkeit ihrer eingesetzten Biobrennstoffe gesetzlich verpflichtet.
THG-Emissionen und Waldzertifizierungssysteme Hauptbestandteile
Es deutet sich an, dass der Nachweis von Nachhaltigkeit fester Biomassen zu energetischen Zwecken ähnlich dem für flüssige Biomasse aufgebaut sein wird. Das bedeutete eine Zertifizierung von Nachhaltigkeit entlang der kompletten Wertschöpfungskette vom Rohstoff bis zum Verbraucher über verschiedene Kenngrößen. Eine zentrale Kenngröße für feste Biomasse werden laut Rakos die Waldzertifizierungssysteme sein. Die bekanntesten sind FSC und PEFC. Eine andere Kenngröße könnte die Darstellung der angefallenen Treibhausgasemissionen (THG) – und für diese dann wie bei den flüssigen Bioenergien womöglich Mindestreduktionswerte im Vergleich zu einer wie auch immer gearteten fossilen Referenz, zum Beispiel Öl, Erdgas oder Kohle, sein.
Nachhaltigkeitsverordnung und Pelletproduktion
THG-Werte könnten für die Pelletproduktion noch sehr bedeutsam werden. Denn die Produktion von Holzpellets geschieht weltweit, was den Energieeinsatz betrifft, durchaus verschieden. Der Löwenanteil des Energieverbrauchs in der Pelletproduktion entfällt auf das Trocknen von Spänen. In deutschen Pelletwerken wird dabei fast ausschließlich Abwärme aus Biomasse-Kraftwerken genutzt. In Russland beispielsweise werden hierfür oft noch fossile Brennstoffe verfeuert. – Russland ist nebenbei einer der größten Pelletexporteure der Welt und es beliefert auch europäische Kraftwerke. Es könnte sein, dass genau diese Produzenten betroffen sein werden. Denn es könnte sein, dass die Nachhaltigkeitsverordnung der EU aus Pelletsicht zunächst auf den Kraftwerksmarkt zielt.
Geltung zunächst für große Konzerne
Denn das EPC, Dachorganisation der europäischen Pelletverbände und seinerseits Teil von AEBIOM, hat laut Rakos in einer Stellungnahme gegenüber der EU zur Nachhaltigkeitsverordnung angebracht, dass die Verordnung erstmal auf die großen Konzerne bezogen sein sollte. Eine Mogelpackung ist das nicht. Denn die Gefahr möglicher Unnachhaltigkeit von Holzpellets geht in erster Linie vom Markt der industriellen Nutzung von Holzpellets zur Stromerzeugung aus. Denn er ist globalisiert und verschifft werden große Mengen. Beim Wärmemarkt ist das zwar derzeit nicht erkennbar, da er noch relativ regional und damit überschaubar ist, doch wird es mit zunehmenden internationalen Import-Export-Verflechtungen auch hier zum Thema werden. Beispiel Italien: Italien ist ein reiner Pellet-Wärmemarkt, dominiert von Pelletöfen. Die Prognosen gehen davon aus, dass mit Jahresfrist 1,5 Millionen Pelletöfen in Italien installiert sein werden. Italien ist der weltgrößte Pelletofenmarkt. Im vergangenen Jahr betrug der Pelletverbrauch 1,5 Millionen Tonnen. Die heimischen Produzenten konnten aber nur rund die Hälfte davon bereitstellen und sind an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Italien deckt die Hälfte seines Pelletbedarfs über den Import. Mit Pellets aus Österreich, Deutschland, dem Baltikum – und auch aus Übersee: Kanada und USA. (Dittmar Koop)