Grundlage dieser Befürchtungen ist eine Studie, die die Naturschutzorganisation beim Öko-Institut sowie den Consultingunternehmen LBD Unternehmensberatung und Raue LLP in Auftrag gegeben hat. Darin kommen die Autoren zu der Erkenntnis, dass durch die beschlossene Energiewende nicht nur rund 20 Gigawatt (GW) Leistung durch das Abschalten von Atomkraftwerken wegfallen, sondern auch Bestandskraftwerke mit über zehn GW Leistung „akut von Stilllegungen gefährdet“ seien. Gleichzeitig müssten aber bis zum Jahr 2020 fünf GW und bis 2030 weitere zehn GW Leistung an regelbaren fossilen Kraftwerken neu installiert werden, um „den geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien zu flankieren“, wie es heißt.
Um die Stilllegung von Kohlekraftwerken zu verhindern und den Neubau von Gaskraftwerken zu beschleunigen, schlägt der WWF das Konzept des „Fokussierten Kapazitätsmarktes“ vor. Danach sollen „Bestandskraftwerke“ und „Neubaukraftwerke“ für das Vorhalten von abrufbaren Kapazitäten Zahlungen erhalten. Im Marktsegment Bestandskraftwerke sollen diese Kapazitätszahlungen für ein bis vier Jahre erfolgen, im Marktsegment Neubaukraftwerke soll es ganze 15 Jahre lang Geld geben. Auch Speichertechnologien erwähnt die Studie, sieht aber erst ab 2030 einen Markt dafür.
Der WWF stellt das Modell als Grundlage für ein neues Energiesystem zur Disskussion. Die Leiterin des Fachbereichs Energiepolitik und Klimaschutz, Regine Günther, meint dazu: „Das Modell gewährleistet Versorgungssicherheit, ist sozial verträglich, weil die Kosten für die Verbraucher minimiert werden, sichert die Übereinstimmung mit den klimapolitischen Zielen und schafft Voraussetzungen für eine wirkliche Marktintegration erneuerbarer Energien auf mittlere Frist.“
(Karsten Schäfer)