Die Marktentwicklung von Smart Metering hängt eng mit den politischen Vorgaben zusammen. Die Energie-Experten aus dem Fraunhofer-Forschungsverbund betonen in ihrer Energiekonzept-Studie die Wichtigkeit interaktiver Netze für Strom, Gas und auch für Wärme/Kälte in Verbindung mit Smart Metering für Last- und Einspeisemanagement (regenerative Kombikraftwerke).
Die Bundesregierung ist bereits konkret geworden:
Sie wird die Anforderungen für den schrittweise flächendeckenden Einsatz intelligenter Zähler konkretisieren. So sollen in Zukunft beim Austausch alter Geräte moderne Zähler eingebaut werden. Im Rahmen der Modernisierung des Regulierungsrahmens für den Netzausbau (Novelle StromNEV und ARegV) wird sie prüfen prüfen, ob die Investitionskosten für intelligente Zähler voll anerkannt werden. Außerdem will Berlin die Messzugangsverordnung (MessZV) novellieren und die Definition von Mindeststandards
und Schnittstellen für intelligente Stromzähler durch die Bundesnetzagentur festlegen lassen. Schon seit dem 1. Januar ist der Einbau von Zählern und Systemen bei Neubauten
und größeren Renovierungen vorzunhemen, die den tatsächlichen Verbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln. Ab Ende Dezember 2010 wird es dann Anreize geben zur Steuerung und Senkung des Verbrauchs mit lastvariablen und tageszeitabhängigen Tarifen. Erklärtes staatliches Ziel ist perspektivisch der flächendeckende Einsatz von intelligenten
Messsystemen.
Neben den besonderen Zählern, die sekundengenauen Überblick über alle Verbraucher im eigenen Hausnetz ermöglichen, ist die Software Kernstück des intelligenten Messens und Verabeitens. Smart Metering erlaubt den Energieversorgungsunternehmen viele Vorteile, wie beispielsweise geringere Kosten, weniger Managementaufwand und teilt sich mit den Verbrauchern im Ergebnis eine höhere Energieeffizienz. Zur Kostensenkung trägt bei, dass die Techniker zum Ablesen, Anschließen und Trennen der Zähler nicht mehr
vor Ort sein müssen. Das Zauberwort heißt Zählerfernerfassung (ZFA). Das Besondere ist die Tatsache, dass die Abrechnung mit dem tatsächlichen Verbrauch durchgeführt wird und nicht mehr auf der Basis einer Schätzung erfolgt. Der gesamte Umfang der Neuerungen wird im Begriff Advanced Metering Management (AMM) zusammengefasst. Ein AMM-System dient zum zum Messen und Erfassen des Energieverbrauchs und der weiteren Daten eines bestimmten Endverbrauchers für mindestens einen Energieträger, möglich ist auch das Erfassen in Multi-Energie-AMM-Systemen für Gas, Wärme bzw. Kälte. Das Auslesen von Profilen, Echzeitablesungen, Netzqualitätsdaten und verschiedenen Arten von Alarm- und Statusdaten werden mit Hilfe von Zählern für die verschiedenen Energieträger erfasst und zur Datenverarbeitung an ein (Multi-Energie-)AMM-System übertragen. Diese Daten werden über Komponenten in Hardware und Software an die anderen IT-Systeme des Versorgungsunternehmens übergeben, wo sie zum Implementieren und zum Betrieb des Zählerparks, zur Bilanzerstellung, zur Steuerung des Netzbetriebs und zum Kundenservice verwendet werden.
Die zugehörige Inormationstechnologie (IT) für Smart Metering beim Energieversorger besteht aus vier wesentlichen Komponenten:
1.) Meter Operating System (MOS)
2.) Meter Management System (MM)
3.) Meter Data Management System (MDM)
4.) Service Orientated Architecture (SOA)
Das Meter Operating System (MOS) liefert die nötige Schnittstelle zu den Zählern. Man kann sie als das Betriebssystem des Messens bezeichnen. Wie immer in der IT-Welt gibt es unterschiedliche Datenprotokolle der verschiedenen Hersteller, sie sollen an dieser Stelle vereinheitlicht werden und an das Meter Management (MM) und Meter Data Management System (MDM) übergeben werden. Ersteres steuert die Zähler (Ablesevorgänge oder Lastreduktion) und Letzteres empfängt, speichert und verarbeitet die eingehenden Daten. Es gibt auch Hersteller, die im MDM das Validieren, die Plausibilisierung und Ersatzwertbildung in einem klassischen Energiedatenmanagement (EDM) durchführen. SOA ist der Hintergrund, auf dem all dies in einem nachgelagerten IT-System verarbeitet wird - das Backend. Dies ist meistens eine besondere IT-Architektur des Energieversorgers die mit vielen Datenbanken und einer gehörigen Portion Business-Logik Verwaltungs-, Planungs- und Steuerungsaufgaben für ganze Regionen übernehmen. (jw)
Weiterführende Literatur:
Dr. Michael Zinke vom BMWi:Vortrag über E-Energy mit dem Titel "E-Energy - Wegbereiter des Wandels vom passiven zum aktiven Kunden".
David Nestle: „Dezentrales Energiemanagement im elektrischen Verteilnetz – was kann Gebäudeautomation beitragen?“, FVS-Themenheft 2008
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