Oliver Krischer war an diesem Morgen bereits um 5:44 h in Berlin in den Zug gestiegen, um rechtzeitig in Warnemünde die Eröffnungsrede zur 4. Rostock Wind von Eno Energy halten zu können. Da war es durchaus angemessen, dass er sein Publikum erst einem mit der Frage begrüßte: "Warum machen wir das eigentlich?" Er erinnerte die Zuhörer im Neptun Hotel daran, dass weder Atomkraft noch Kohle ein zukunftsfähiges Modell sein können, weil beide Technologien auf Kosten der nachfolgenden Generationen arbeiten. Die erneuerbaren Energien hätten derweil eine Erfolgsstory vorzuweisen. "Sie haben es geschafft, zur günstigsten Form der Stromerzeugung zu werden." Und vielleicht werde man Ende 2015 einen Anteil von 30 Prozent erneuerbaren Energien im deutschen Strommix vermelden können.
Krischer erinnerte daran, dass erst das im Jahr 2000 gestartete Erneuerbare Energien Gesetz die Kostensenkung bei den Erneuerbaren ermöglicht hat. "Damals hätten wir nicht gedacht, dass Wind und Sonne einmal so günstig werden." Davon profitiere jetzt die ganze Welt, denn erst das EEG habe den Technologieschub ermöglicht, der zu den Kostensenkungen geführt habe. Gleichwohl höre man regelmäßig, die Erneuerbaren seien zu teuer. "Ich habe den Braunkohletagebau vor meiner Tür", so der Grünen-Politiker. "Wenn wir die externen Kosten berücksichtigen, sind die fossilen Energien viel teurer als die erneuerbaren Energien." Umweltschäden durch CO2-Ausstoß, Eingriffe in die Landschaft durch Tagebau und viele mehr spielt in diese Rechnung hinein.
Krischer verwies dann aber auch darauf, dass er bei der jüngsten Verabschiedung der EEG-Novelle, die im August 2014 in Kraft trat, nicht mehr habe zustimmen können. "Weil es erstmals eine Reise rückwärts war", kritisierte er die Novelle, die der Regenerativbranche in vielerlei Hinsicht zu schaffen macht.
BWE-Präsident Hermann Albers lobte bei seiner Rede Mecklenburg-Vorpommern für die engagierte Regenerativpolitik. Bei der installierten Leistung stehe das Land zwar nur an sechster Stelle, aber was den Windstromanteil anbelangt am Strommix anbelangt, sei das Land im Wettstreit um Platz 1. Er lobt auch den Veranstalter Eno Energy und Firmenchef Karsten Porm. Die Firma zeige sinnbildlich, wie die Branche aufgestellt sei. Eno hat sich vom Planer/Betreiber vor einigen Jahren zum Hersteller/Planer/Projektierer entwickelt. Firmenchef Porm hatte sich zu einer Zeit, als Anlagen knapp waren, entschieden eigene Anlagen unter anderem für die eigenen Projekte zu bauen. Sinnbildlich für die Branche sind dabei wohl Pioniergeist und der Mut, neue Wege zu beschreiten.
Wie Krischer kritisierte auch Albers das EEG und die Ausschreibungen. So werde sich die Referenzertragskurve auf vier bis fünf Jahre verkürzen. "Das wird der Branche erhebliche Schwierigkeiten bereiten." Auch sei unklar, was mit Repowering-Projekten passiere. Viele seien wegen neuer hoher Umweltauflagen gar nicht mehr nutzbar. Wichtige Fragen zum Naturschutz müssten vorab schon feststehen, nicht erst am Ende der Diskussion.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde in drei parallelen Foren über Finanzen, Planung und Technik diskutiert. Die Pausen nutzten die Gäste zum Netzwerken. Die Veranstaltung klang mit einem Segeltörn im Rahmen der Hanse Sail aus. (Nicole Weinhold)